Gelsenkirchen. Am 23. April feiert das Musiktheater die Premiere der konzertanten Aufführung von Wagners Rheingold. Der Verzicht auf szenische Darstellungen eröffne dem Zuhörer ein intensives Klangerlebnis, so MiR-Chefdirigent Rasmus Baumann.
Rasmus Baumann hat das Wagner-Fieber gepackt. Und der Dirigent ist zuversichtlich, sein Publikum damit infizieren zu können. Erstmals wird der Mann am Pult des Musiktheaters Musiker und Zuhörer durch die rauschenden Fluten des „Rheingolds“ leiten. Richard Wagners gewaltiger Klangkosmos feiert am 23. April, dem Ostersamstag, Premiere im Großen Haus.
Dann werden vor dem inneren Auge des Publikums die drei Rheintöchter durch die Fluten des Flusses schweben, werden Zwerge und Riesen ihr Unwesen treiben und die Götter verbissen um Macht und Liebe ringen. Denn auf der Bühne sehen die Theaterbesucher lediglich – ein Orchester, einen Dirigenten und jede Menge Sänger.
Konzertanter Hochgenuß
Richard Wagners Vorabend der Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ kommt nicht szenisch, sondern konzertant auf die Bühne. Ohne Schauspielerei, ohne Kostüme, ohne Requisiten und Bühnenbild. Dafür aber mit ganz viel Musik.
Eine konzertante Aufführung biete durchaus Vorteile, meint MiR-Chefdirigent Baumann: „Die Konzentration auf die Musik ist hier viel größer, man hört Dinge im Orchester, die man sonst eher überhören würde.“ Die konzertante Version mag auch eine Erleichterung für die Sänger sein, weil sie mit Noten singen und so bei den textintensiven Partien sicherer agieren können.
Aber natürlich hat diese Art der Aufführung auch Nachteile: „Einige Passagen, wie zum Beispiel das Vorspiel, klingen aus dem Orchestergraben einfach besser als von der Bühne.“ Hier ist die Lautstärke um einiges intensiver: „Das Stück ist dafür gebaut, dass die Musiker im Keller sitzen.“ Auf der Bühne müssen die Sänger mit dem gigantischen Klangvolumen mithalten. Damit auf jeden Fall niemand eine Textzeile verpasst, wird das „Rheingold“ übertitelt.
Aufführung wird fast komplett mit eigenen Leuten bestritten
Das Musiktheater kann die Aufführung nahezu komplett mit seinem eigenen Personal auf die Bühne bringen. Bis auf einen Gast sind alle Sänger Ensemble-Mitglieder. Mit rund hundert Musikern spielt die Neue Philharmonie Westfalen in Riesenbesetzung auf, allein 60 Streicher sorgen für den passenden Sound. Rasmus Baumann schwärmt: „Ein tolles Stück fürs Orchester, das ist eine Orgie, das macht einfach Spaß.“
Und das Publikum? Schließlich muss es sich die pralle Geschichte rund um die Rheintöchter und ihr zauberhaftes Gold nur über die Musik und den Gesang erschließen. Was aber gut funktioniert, ist sich Baumann sicher: „Das Rheingold ist vor allem ein Konversationsstück, eine Erzähloper.“ Dennoch gilt: „Je mehr man sich vorher mit dem Stoff beschäftigt, desto befriedigender ist das Hörerlebnis.“ Auch die Sänger haben sich in Leseproben intensiv mit dem Stoff auseinandergesetzt. Und haben sich mühelos vom Wagner-Fieber anstecken lassen.