Gelsenkirchen. Dank eines neuen Kooperationsvertrags mit dem MiR präsentierte die Hochschule für Musik und Tanz Köln ihre Absolventen erstmals in Gelsenkirchen. Der koreanische Absolvent Hongjae Lim ergatterte dabei einen Platz im Jungen Ensemble des MiR.

„Mein Name ist Hongjae Lim, und ich würde gern ,Che celida manina’ aus ,La Bohème’ singen.“

Da steht er nun mitten auf der nackten Bühne des Großen Hauses, der junge koreanische Tenor, und wartet auf den Einsatz der Pianistin. Wie einsam, wie verloren muss man sich fühlen, wenn man die Augen (und vor allem Ohren) von 15, 20 hyperkritischen Bühnenprofis auf sich gerichtet weiß, die im abgedunkelten Zuschauerraum ihre Notizen machen? Wenn die kommenden Minuten vielleicht nicht gerade über Wohl und Wehe, aber über die berufliche Zukunft entscheiden können?

Das große Vorsingen, neudeutsch Audition, ist angesagt an diesem Dienstagmittag im Musiktheater. Es ist eine Premiere. Erstmals veranstaltet die Hochschule für Musik und Tanz (HfMT) Köln, die Ende letzter Woche den Kooperationsvertrag mit dem MiR/Junges Ensemble unterzeichnete, das jährliche Vorsingen ihrer Absolventen in Gelsenkirchen. Musikagenten aus ganz Deutschland, Vertreter der Opernhäuser in Hannover, Wuppertal, Dortmund, Oldenburg und Düsseldorf sind angerückt, um in den nächsten Stunden die 53 Kandidaten zu begutachten.

MiR-Intendant Michael Schulz war schneller

Die HfMT-Absolventen haben jeweils drei, vier Stücke einstudiert, jeder muss darauf gefasst sein, nach der Kür (Arie nach Wahl) noch zur Pflicht (we-nigstens eine Arie auf Deutsch, wenigstens eine von Mozart) gebeten zu werden. Top oder Flop? Manchem Absolventen flattern die Nerven, eine junge Koloratursopranistin ist, an diesem Tage jedenfalls, mit der schwierigen Arie der Zerbinetta aus Richard Strauss’ „Ariadne auf Naxos“ gründlich überfordert. HfMT-Gesangspädagoge Prof. Mario Hoff ruft den nächsten Kandidaten auf.

Hongjae Lim, der tatsächlich den zweiten Vornamen Rudolfo trägt, bewältigt die Arie des Rodolfo mit Bravour. Um diesen klaren, strahlenden Tenor müssten sich die Opernhäuser reißen, wenn nicht... Ja wenn MiR-Intendant Michael Schulz nicht schneller gewesen wäre. Der Südkoreaner hat, wie sein Landsmann Sejong Chang (Bassbariton), der Bassist Ralf Rhiel und der Bariton Rafael Bruck, vor drei Wochen im Rahmen des Kooperationsabkommens ein internes Vorsingen „gewonnen“ hätte. Hongjae Lim gehört, wie die drei Mit-Absolventen, ab der Spielzeit 2011/2012 zum Jungen Ensemble des Musiktheaters.