Gelsenkirchen-Erle. Besonders erfolgreich war die GGW 2020. Im Wohnungs- und Kitabau realisieren die Gelsenkirchener etliche Projekte. Nun bauen sie auch Schulen.
Corona, das war auch 2020 für die GGW, die Gelsenkirchener gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft, in mehrfacher Hinsicht ein Thema: Die Geschäftsstelle in Erle musste temporär schließen, manche Mieter gerieten durch Kurzarbeit in Geld- und Zahlungsnot, vor allem aber traf die Pandemie das Haus Heege wirtschaftlich. Das Schülerwohnheim im Besitz der GGW konnte über Monate kaum belegt werden. Umsatzausfall: rund 300.000 Euro. Und auch das geplante Fest zum Firmenjubiläum fiel flach. Der 70. der GGW konnte weder mit Mitarbeitern noch Mietern gebührend gefeiert werden.
Gelsenkirchener GGW konnte ihren 70. Geburtstag 2020 nicht groß feiern
Ein schlechtes Jahr also? Keineswegs, zumindest wirtschaftlich nicht. „Wir waren ausgesprochen erfolgreich. Wir haben einen hervorragenden Vermietungsstand erreicht – den höchsten seit über 25 Jahren“, sagt Geschäftsführer Harald Förster. Der Umsatzerlös stieg auf 36,9 Millionen Euro, das Jahresergebnis wurde auf rund 3 Millionen Euro gesteigert. 1,2 Millionen waren es 2019. Zum Ergebnis trugen auch die Beteiligungen bei, beispielsweise an der Nordsternpark GmbH oder der Verkehrsgesellschaft Gelsenkirchen (Bewirtschaftung von Parkplätzen).
Die GGW ist als kommunale Gesellschaft schon längst mehr als ein reines Wohnungsunternehmen: Sie ist zunehmend für die Stadt im Kita-Bau aktiv. Zum Jahresende waren neun Kindertagesstätten in Betrieb, eine an der Kanzlerstraße im Bau und zwei weitere (Johannes-Rau-Allee und Florastraße) bereits in Planung. Drei weitere Projekte kommen im laufenden Jahr dazu: die Kita-Neubauten an Leithe- und Kurt-Schumacher-Straße sowie am Buerschen Waldbogen. Bis 2023 will die GGW für die Stadt Betreuungsplätze für annähernd 1000 Kinder realisiert haben.
Erster Schulneubau in Gelsenkirchen seit 40 Jahren entsteht in Schalke
Erstmal tummelt sich das Unternehmen auch im Schulbereich: An der Caubstraße entsteht für 3,35 Millionen Euro bis August für den temporären Betrieb eine zweizügige Grundschule mit acht Klassen und insgesamt acht Mehrzweck- sowie Gruppenräumen. Das Zeitziel ist ambitioniert. Terminlich als „Ritt auf der Rasierklinge“ bezeichnet Förster sogar ein weitaus größeres Projekt, den „ersten Gelsenkirchener Schulneubau seit 40 Jahren“. An der Ebersteinstraße in Schalke soll aus Beton-Fertigelementen eine vierzügige städtische Grundschule samt Zweifeldsporthalle errichtet werden. Die Inbetriebnahme ist bereits im Sommer 2022 geplant, das Investitionsvolumen gibt Förster mit 22,5 Millionen Euro an.
„Einfach auf der grünen Wiese bauen“ könne jeder, die GGW verstehe sich dagegen als Spezialist auch für die schwierigen Fälle, von den Privatinvestoren in der Regel die Finger lassen. Projekte als Teil der Quartiersentwicklung, der Abriss und Ersatz von Schrottimmobilien, der Neubau auch in problematischen Wohnvierteln, die GGW als Stadtreparateur – das ist Teil des Auftrags, wie ihn Förster und auch sein Aufsichtsrat verstehen. Gut 15 Jahre hatte die früherer SPD-Stadtverordnete Margret Schneegans den Vorsitz, ihr Nachfolger ist Lukas Günther. „Das Unternehmen wächst immer auf der Grundlage unternehmerischer Vernunft. Und es bietet qualitativ hochwertigen Wohnraum“, ist der SPD-Ratsherr überzeugt.
15 Prozent des Wohnungsbestands sollen bis 2025 barrierearm sein
4975 Wohnungen hatte die GGW 2020 im Bestand, davon sind 1839 (37 Prozent) preisgebunden und 632 (12,7 Prozent) barrierearm. Den Anteil will Förster bis 2025 „auf 15 Prozent unseres Bestandes steigern“. An dieser Zielvorgabe („da lege ich mich fest“) will sich der Geschäftsführer messen lassen, auch weil er Barrierefreiheit angesichts einer zunehmend älteren Mieterschaft „sozialpolitisch für eine ganz entscheidende Aufgabe“ hält. „Wer hochbetagt ist, soll nach meiner festen Überzeugung nicht in ein Altenheim ziehen müssen, nur weil er nicht mehr zwei Treppen hochkommt.“
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An der Olgastraße und auch am Schloss Horst wurden vergangenes Jahr Bauprojekte abgeschlossen, an der Virchowstraße in Ückendorf steht der Rohbau für 24 Wohnungen, an der Darler Heide soll Ende 2023 der „Heidehof“ mit 31 frei finanzierten Wohnungen stehen. Bei 5,17 Euro pro Quadratmeter liegt die Kaltmiete durchschnittlich in GGW-Immobilien. Der Anstieg war mit 2,2 Prozent 2020 moderat. Problematischer ist da die Entwicklung der Betriebskosten. Zu rund 23,3 Millionen Euro Netto-Mieteinnahmen kommen 10,5 Millionen Euro für Heizung, Strom etc. als „zweite Miete“ hinzu. Tendenz steigend. Faktisch von „Vollvermietung“ spricht Förster bei einer Leerstandsquote von gerade einmal 2,4 Prozent. 6,8 Millionen Euro hat das Unternehmen vergangenes Jahr in die Instandhaltung investiert. Auch das war ein Spitzenwert.
In der Schievenfeldsiedlung werden noch rund 90 Wohnungen saniert
Stolz ist die GGW auch auf ihr Langzeitprojekt, die 2017 begonnene energetische Sanierung und Modernisierung der Schievenfeldsiedlung in Erle mit rund 320 Wohnungen auf etwa 20.500 Quadratmeter Wohnfläche. Der finale, dritte Bauabschnitt läuft – für 90 Mietparteien. 25 Millionen Euro Baukosten waren zum Baustart angesetzt worden, 25,9 Millionen werden es wohl werden. Angesichts der Zeit und der Preissteigerungen eine solide Punktlandung.
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