Gelsenkirchen. Stehen an der Heilig-Kreuz-Kirche in Ückendorf genügend Parkplätze zur Verfügung, wenn dort bald Konzerte laufen? Ein Anwohner bezweifelt das.

Mit großem Interesse und viel Wohlwollen hatte Hans-Gerd van Lier kürzlich unsere Berichterstattung über den fertiggestellten Umbau der Heilig-Kreuz-Kirche in eine Kulturspielstätte gelesen. „Als Ückendorfer freue ich mich über den Erhalt und die neue Nutzung der Kreuzkirche. Dieses neue Veranstaltungsgebäude hat eine große Bedeutung für Gelsenkirchen“, lobte der WAZ-Leser. Was bei dieser positiven Betrachtung allerdings fehlen würde, sei der Blick auf die Parksituation im Stadtteil. Diese sei schon jetzt, ohne abendliche Veranstaltungen in der Kirche, sehr oft kritisch. „Wir Anwohner suchen heute bereits sehr oft einen freien Parkplatz“, klagt van Lier.

Geplantes Parkhaus lässt sich unter jetzigen Bedingungen nicht wirtschaftlich betreiben

Die Umbauarbeiten im Inneren der imposanten Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen sind laut Architektin Kerstin Gäfke und Emschertainment-Geschäftsführer Helmut Hasenkox inzwischen abgeschlossen.
Die Umbauarbeiten im Inneren der imposanten Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen sind laut Architektin Kerstin Gäfke und Emschertainment-Geschäftsführer Helmut Hasenkox inzwischen abgeschlossen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Lange Zeit hieß es, dass der Bau eines Parkhauses in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche künftig Abhilfe schaffen werde. Doch diese seit langem und oft kommunizierten Planungen scheinen nun vom Tisch zu sein – vorerst zumindest. „Der jetzt vorhandene Parkraum in der Umgebung der Heilig-Kreuz-Kirche ist laut Baugenehmigung ausreichend“, erklärte Stadtsprecher Martin Schulmann auf Anfrage dieser Zeitung.

Zum einen stünde laut Stadt die bewirtschaftete Parkfläche im südlichen Bereich des Cramerwegs zur Verfügung. Hier finden Konzertbesucher auf einer Fläche von rund 2250 Quadratmetern Platz für ihre Pkw. Zusätzlich seien in den Abendstunden auch am Justizzentrum und in der Claire-Waldoff-Straße auch noch kostenlose Parkreserven vorhanden.

150 Parkplätze in der Tiefgarage des Wissenschaftsparks sollen hinzukommen

Die Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen wird offiziell Anfang 2022 als Kulturspielstätte in Betrieb genommen. Vorher soll es dort eine Art Probelauf mit fünf Kulturevents vor einem zahlenmäßig reduzierten Publikum geben.
Die Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen wird offiziell Anfang 2022 als Kulturspielstätte in Betrieb genommen. Vorher soll es dort eine Art Probelauf mit fünf Kulturevents vor einem zahlenmäßig reduzierten Publikum geben. © www.blossey.eu | Hans Blossey

„Außerdem wollen wir rund 150 zusätzliche Plätze in der Tiefgarage des Wissenschaftsparks zur Verfügung stellen.“ Der Mann, der das sagt, ist Harald Förster. Er ist seit über zwölf Jahren Geschäftsführer des kommunalen Wohnungsunternehmens der Stadt Gelsenkirchen, der GGW. Und seit April 2021 hat er in gleicher Funktion auch die hiesigen Stadtwerke übernommen. Deren Tochterunternehmen ist die Emschertainment GmbH. Und diese ist als Betreiberin für den Betrieb und die Programmplanung der Heilig-Kreuz-Kirche verantwortlich.

Bislang hat der Wissenschaftspark an der Munscheidstraße, der nur rund 250 Meter Fußweg von der Kirche entfernt liegt, aber immer nur bis 18 Uhr geöffnet. Wie soll das dann funktionieren, wenn Kulturveranstaltungen in Heilig-Kreuz erst gegen 22 Uhr beendet sind? „Bei Veranstaltungen wird der Wissenschaftspark künftig länger geöffnet sein und die Tiefgarage zugänglich bleiben“, kündigte Förster an. Über das genaue Konzept werde rechtzeitig informiert.

Für das Parkhaus müssen Kosten von rund drei Millionen Euro kalkuliert werden

Und was spricht aus seiner Sicht gegen den Bau des ursprünglich geplanten Parkhauses? „Das ließe sich unter den jetzigen Gegebenheiten nicht wirtschaftlich betreiben“, erklärte Förster. Die Abendveranstaltungen in der Kirche allein würden dafür nicht ausreichen. Wenn im Bereich Cramerweg einmal Bürogebäude und gewerbliche Immobilien gebaut wurden und somit auch tagsüber dort ein erhöhter Parkplatzbedarf bestünde, dann würde sich auch ein Parkhaus rechnen.

Allein für den Bau des Parkhauses müsse mit einer Summe von rund drei Millionen Euro kalkuliert werden, so Förster weiter. Mittel aus dem Städteförderbau dürften dafür nicht ausgegeben werden. „Das Parkhaus-Projekt müsste am besten ein Privatinvestor stemmen“, meint Förster. Die GGW sieht er in diesem konkreten Fall nur bedingt als möglichen Investor.

Behindertenparkplätze seien „in ausreichender Zahl“ hinter der Kirche vorhanden

Damit dort am Cramerweg besagte Büro- und Gewerbeimmobilien gebaut werden dürfen, müsste es aber zunächst einen genehmigten Bebauungsplan geben. „Ein solcher wird aber gerade erst erstellt“, erklärte Stadtsprecher Schulmann. Er sei wohl frühestens in anderthalb Jahren beschlussfähig. Rechnet man dann noch die Bauzeit für die Bürogebäude hinzu, stünde ein fertiges Parkhaus somit frühestens in vier oder fünf Jahren in Ückendorf zur Verfügung.

Keine Probleme sollte es künftig hingegen für alle gehbehinderten Konzertbesucher geben: Laut Harald Förster stehen direkt am hinteren Eingang der Heilig-Kreuz-Kirche Behinderten-Parkplätze für Menschen zur Verfügung, die auf die Nutzung von Rollatoren oder Rollstühlen angewiesen sind. Wie viele Autostellplätze das genau sind, wollte Förster nicht sagen. Seine Antwort lautete: „Es wird sie in ausreichender Zahl geben.“