Gelsenkirchen. Die Corona-Krise bedroht Existenzen: Viele Mieter kommen mit ihren monatlichen Zahlungen nicht nach. Müssen sie jetzt die Kündigung fürchten?

Corona kann Existenzen zerstören – und dafür muss man sich gar nicht erst mit dem Virus infizieren. Was passiert mit Menschen, die auf einmal nicht mehr in der Lage sind, ihre Miete zu zahlen, weil sie in Kurzarbeit mussten oder sogar ihren Job verloren haben? Werden sie nun vor die Tür gesetzt?

Bei den großen Vermietern in Gelsenkirchen ist die Antwort darauf ein klares „Nein“. Zu solch einem Horrorszenario soll es nicht kommen, teilten Vivawest, GGW und Vonovia einhellig mit. Von Beginn der Corona-Krise an hatten die Wohnungsbaugesellschaften kommuniziert, dass sie bei Härtefällen unbürokratisch reagieren wollen – sie scheinen ihr Versprechen bislang gehalten zu haben.

Vorsitzender des Gelsenkirchener Mietervereins lobt die Vermieter

Das bestätigt auch Ernst Georg Tiefenbacher. Der Rechtsanwalt ist Experte für Mietrecht und Vorsitzender des Gelsenkirchener Mietervereins. „Und ist kein einziger Fall bekannt, wo jemandem gekündigt wurde, weil er coronabedingt seine Miete nicht mehr zahlen konnte“, sagte er. Ganz im Gegenteil: Er lobt die Wohnungsgesellschaften für ihr Verhalten während der Krise. „Wer jetzt in Not gerät, der wird nicht rausgeschmissen – an diesen Grundsatz haben sich alle gehalten“, stellt der Anwalt fest.

Rechtsanwalt Ernst-Georg Tiefenbacher, Vorsitzender des Mietervereins Gelsenkirchen.
Rechtsanwalt Ernst-Georg Tiefenbacher, Vorsitzender des Mietervereins Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Daran soll sich vorerst nichts ändern. Eine Regelung der Bundesregierung, nach der Mieter im Fall von Zahlungsrückständen vor einer Kündigung geschützt waren, war nur bis zum 30. Juni befristet. „Die Wohnungsbaugesellschaften in Gelsenkirchen haben sich aber trotzdem dazu verpflichtet, sich auch in den kommenden Monaten daran zu halten“, berichtet Tiefenbacher.

GGW-Chef Förster: Mieter sollen sich melden

Das gilt auch für die GGW, sagt Geschäftsführer Harald Förster. Dass Corona seinen Mietern zusetzt, ließe sich an Zahlen belegen. „Wir stellen fest, dass deutlich mehr Mieter mit ihren Zahlungen im Rückstand sind als im Vergleichszeitraum des Vorjahres“, berichtet er. „Normalerweise liegt die Zahl immer bei etwa vier Prozent – im Mai dieses Jahres waren es acht Prozent“, so Förster.

„Wenn uns die Mieter dann darlegen können, dass sie wegen der Corona-Krise ihre Miete nicht zahlen können, ändern wir unser Mahnverfahren, stunden die Miete und vereinbaren eine Ratenzahlung, wenn wieder Geld in der Kasse ist“, sagt Harald Förster. Aber dafür müssten sich die Mieter unbedingt bei der GGW melden. „Wer sich nicht mit uns in Verbindung setzt, gerät in unser normales Mahnverfahren“, warnt der Geschäftsführer.

Vonovia und Vivawest verzichten bis September auf Mieterhöhungen

GGW-Geschäftsführer Harald Förster.
GGW-Geschäftsführer Harald Förster. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Auch bei der Vonovia gelte: „Kein Mieter, der aufgrund der Corona-Pandemie in Not geraten ist, wird seine Wohnung verlieren“, sagt Sprecherin Bettina Benner. „Wir möchten den Menschen in diesen Zeiten Sicherheit geben. So definieren wir unsere gesellschaftliche Verantwortung.“

Vonovia sei wirtschaftlich gut aufgestellt, so Brenner. „Daher konnten wir unseren Mieterinnen und Mietern schon zu Beginn der Pandemie zusichern, dass sie sich wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten keine zusätzlichen Sorgen um ihre Wohnung machen müssen.“ Auf Mieterhöhungen habe das Unternehmen in der Phase des Lockdowns verzichtet, bis September werde es auch keine Mieterhöhungen nach Modernisierungen geben.

Ernst Georg Tiefenbacher blickt optimistisch in die Zukunft

Bundesweit hätte sich etwas mehr als ein Prozent der Mieterinnen und Mieter aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten durch Corona gemeldet. Um diese Fälle kümmere sich bei der Vonovia ein Härtefallmanagement.

Auch bei Vivawest wird es bis September keine Mieterhöhungen geben. „Mieter, die in der Corona-Krise in Schwierigkeiten geraten sind, können sich vertrauensvoll an uns wenden“, sagt Sprecher Gregor Boldt. „Wir werden uns wohlwollend um individuelle, einvernehmliche Lösungen bemühen.“ In Gelsenkirchen hätten bisher 28 Mieter davon Gebrauch gemacht.

Ansprechpartner für die Mieter

Mieter der GGW, die Probleme mit ihrer Mietzahlung haben, können sich unter 0209 7060 melden. Seit dem 6. Juli hat auch die Geschäftsstelle Darler Heide 100 wieder eingeschränkt geöffnet.

Die Vonovia ist unter der Servicenummer 0234 414700-000 zu erreichen. Mehr Infos für Mieterinnen und Mieter gibt es auch im Internet unter vonovia.de.

Vivawest-Mieter können sich im Fall einer coronabedingten Notlage per E-Mail an wenden.

Das Wichtigste sei, miteinander im Gespräch zu bleiben, betont Rechtsanwalt Tiefenbacher. „Wer mit mir spricht, dem höre ich zu: Dieser Grundsatz gilt weiterhin“, sagt er. Er blicke optimistisch nach vorn. „Corona hat die Gesellschaft verändert. Ich gehe davon aus, dass die Wohnungsgesellschaften auch in Zukunft menschlich sind und bei Problemen Herz zeigen.“

Das sind die Kontakte zu den Wohnungsbaugesellschaften

Mieter der GGW, die Probleme mit ihrer Mietzahlung haben, können sich unter 0209 7060 melden. Seit dem 6. Juli hat auch die Geschäftsstelle an der Darler Heide 100 wieder eingeschränkt geöffnet.

Die Vonovia ist unter der Servicenummer 0234 414700-000 zu erreichen. Mehr Infos für Mieterinnen und Mieter gibt es auch im Internet unter vonovia.de.

Vivawest-Mieter können sich im Fall einer coronabedingten Notlage per E-Mail an wenden.