Gelsenkirchen. Razzien, Gruselclowns, Tote, Raser: Die Polizei hatte im Jahr 2016 wieder allerhand zu tun. Wir blicken zurück auf die spektakulärsten Einsätze.
Raser, Prügeleien und Tote. Die Gelsenkirchener Ordnungshüter hatten im vergangenen Jahr alle Hände voll zu tun. Das Jahr 2016 im Schnelldurchlauf.
Verschwundenes Frühchen
Eine Mutter und ihr Baby verschwinden im Januar kurz nach der Geburt von der Neugeborenen-Intensivstation des Marienhospitals. Für das Frühchen besteht Lebensgefahr, deshalb sucht die Polizei mit einem Riesenaufgebot nach den beiden – und findet sie schließlich in einer Bochumer Wohnung. Beide sind aber doch wohlauf. Der Grund für die mysteriöse Flucht: Die junge Mutter (29) wird mit mehreren Haftbefehlen gesucht, und will offenbar ihr Kind nicht verlieren. Sie wird festgenommen und in ein Gefängnis gebracht.
Razzia an der Bochumer Straße
Einhundert Polizisten und Mitarbeiter der Gewerbeaufsicht überprüfen Anfang Februar bei einer Razzia an der Bochumer Straße in Ückendorf fünf Ladenlokale und mehrere Personen. Etwa 20 Transporter der Polizei brausen abends auf die Straße und sperren sie zwischen der Kreuzung Munscheidstraße am Wissenschaftspark und der Kreuz-Apotheke an der Breilstraße hermetisch ab – auch die Zufahrt an der Bergmannstraße. Im Visier: Call-Shops, Kioske, Sisha-Bars und ein Sportwettenladen.
Das Ergebnis nach dem Großeinsatz bleibt mit einem gestohlenen Notebook, etwas Marihuana und Gewerbeverstößen zwar überschaubar. Dennoch bezeichnen sowohl Stadt als auch Polizei die Aktion in dem Problemviertel als „lohnend“, nicht zuletzt wegen der „Signalwirkung“.
Tote Frau im Hotel gefunden
Ende Februar meldet sich ein 51-jähriger Mann aus Bremen bei der Bundespolizei am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Er gibt an, in einem Gelsenkirchener Hotel am Bahnhof eine Frau getötet zu haben. Vor Ort finden die Ermittler die Leiche einer 56-jährigen Frau aus Gelsenkirchen. Bei der Obduktion des Opfers wird als Todesursache eine Stichverletzung festgestellt. Der Mann kommt vor den Haftrichter.
Ultras besetzen Kampfbahn
Rund 200 BVB-Ultras besetzen vor dem Derby im April die Glückauf-Kampfbahn auf Schalke lösen damit einen Polizeieinsatz aus. Gleichzeitig ist eine größere Anzahl von Schalker Problemfans mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Weg zur Kampfbahn. Ein Zusammentreffen der beiden Personengruppen kann die Polizei nach eigenen Angaben „nur durch ein massives und konsequent einschreitendes Polizeiaufgebot“ verhindern. Nach dem Spiel sorgt eine Gruppe von Schalker Ultras für Ärger: Sie umringen auf dem Parkplatz Fahrzeuge und zünden Pyrotechnik. Die Einsatzkräfte nehmen einen der Verantwortlichen fest. Während die Beamten ihn zum Streifenwagen bringen, werden sie mit Steinen beworfen. Etwa 200 Randalierer bedrängen sie und befreien den Festgenommenen. Nur durch konsequentes Einschreiten können die Polizisten die Lage beruhigen.
Großbrand in Traglufthalle
Die als Flüchtlingsunterkunft genutzte Traglufthalle an der Paulusstraße brennt Mitte Mai bis auf das Gestänge nieder. Die Feuerwehr hat das Feuer schnell unter Kontrolle, verletzt wird zum Glück niemand. Eine konkrete Brandursache kann nicht festgestellt werden. Möglich, dass das Feuer, das nach dem Gutachtenergebnis im Inneren der Traglufthalle seinen Ursprung genommen haben muss, durch den unachtsamen Umgang mit Zigaretten entstanden ist.
Großeinsatz nach Prügeleien
Gruppen libanesischer Großfamilien gehen im Juni am Hauptbahnhof mehrfach auf Flüchtlinge los. Es kommt zu Rangeleien und Schlägereien. Die Polizei rückt mit einem Großaufgebot aus und nimmt zwei Personen in Gewahrsam. Abends kommt es zu einem weiteren Großeinsatz, als zwei Beamte zwei aggressive Personen überprüfen. Die Polizisten sehen sich plötzlich einer 40-köpfigen aufgebrachten Gruppe gegenüber. Erst ein massives Polizeiaufgebot löst die tumultartige Szenerie auf.
Raser gleich im Dutzendpack
Im Juni kontrolliert die Polizei die Geschwindigkeit auf der Polsumer Straße in Hassel. Erlaubt ist hier eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. In sechs Stunden gegen der Polizei 20 Temposünder ins Netz. Ein 21-jähriger Gelsenkirchener bringt es mit seinem BMW auf Tempo 132!
Im Oktober löst der Radarwagen bei zulässigen 70 Stundenkilometern auf der Kanalbrücke der Kurt-Schumacher-Straße 42 Mal aus. Ein Autofahrer ist mit Tempo 126 unterwegs. Auf dem Nordring in Buer gilt innerorts Tempo 50. In knapp 60 Minuten stellen die Beamten 15 Überschreitungen fest. Negativrekord: eine BMW-Fahrerin mit 108 Sachen.
Misslungene Festnahme
Eine misslungene Festnahme sorgt Anfang Juli für Aufregung: Fahnder des BKA wollen mit Spezialkräften der Bundespolizei einen mutmaßlichen Mörder festnehmen. Beim Zugriff an der Munckelstraße schießen sie auf ein Auto, in dem der Gesuchte sitzen soll. Der 27-Jährige flieht. Vier Monate später wird er in Bosnien und Herzegowina gefasst.
Asylbewerber stirbt
Im Juli liegt eine verletzte Person auf dem Gehweg vor einer Asylbewerberunterkunft in der Katernberger Straße in Feldmark. Es handelte sich um einen 19-jährigen Bewohner der Unterkunft. Ein Rettungswagen bringt ihn nach notärztlicher Versorgung in ein örtliches Krankenhaus, wo er aber verstirbt. Die ersten Ermittlungen der Polizei ergeben, dass das 19-jährige Opfer eine Auseinandersetzung mit einem weiteren, ebenfalls 19-jährigen Bewohner der Unterkunft hatte, in deren Verlauf dieser ihn mit einem Messer schwer verletzt.
Erdogan-Anhänger belagern Jugendtreff
Bis zu 150 Erdogan-Anhänger belagern nach dem Putschversuch in der Türkei im Juli den türkischen Jugendtreff Harmonie in Hassel, einer Gülen-nahen Einrichtung. Die Demonstranten werfen zwei Fensterscheiben mit Pflastersteinen ein. Niemand wird verletzt. Der Staatsschutz ermittelt, es kursieren Videos und Fotos von Beteiligten.
Angst vor Libanesen-Clans
Von Mitgliedern von Libanesen-Clans fühlen sich Anwohner der Leipziger Straße in Schalke im August bedroht. Sie berichten von Gängeleien durch Kinderscharen, die vorgeschickt würden, „um Sturm zu schellen oder um vor Türen und Fenster zu schlagen bis die Nerven blank liegen“. Dann von „benutztem Klopapier, das über den Zaun fliegt“ bis hin zu sexistischen Beleidigungen vulgärster Sorte. „Freut euch über jeden Tag, wo wir euch leben lassen. Bald seid ihr dran“, zitiert ein Anwohner Drohungen der Männer. Oder: „Schnauze, mein Vater hat eine Pistole.“ Die Rede ist auch von Drogenhandel auf einem nahen Spielplatz, auch sorgt ein angeblicher Kindesmissbrauch für Furore. Die Ermittlungen laufen.
Rettungssanitäter angegriffen
Entsetzen und Fassungslosigkeitlöst dieser Vorfall aus: Zwei Rettungssanitäter werden im August bei einem Einsatz in Bismarck von drei Männern angegriffen, verprügelt und verletzt. Grund des Angriffs soll eine Beleidigung seitens der Sanitäter gewesen sein.
Gruselclowns treiben ihr Unwesen
„Gruselclowns“ versetzen im Oktober viele Gelsenkirchener in Angst und Schrecken. Dreimal tauchen sie in der Stadt auf. In Erle geht der Auftritt zweier Clowns über das bloße Erschrecken hinaus: Zwei Horror-Clowns greifen einen gehörlosen 15-Jährigen mit einem Messer an und verletzten ihn leicht. Die Polizei leitet ein Strafverfahren ein.
Gesprengter Geldautomat
Die Serie von gesprengten Geldautomaten in NRW reißt nicht ab: Im November gibt es auch einen Fall in Gelsenkirchen: Unbekannte bringen einen Automaten der Commerzbank an der Industriestraße in Horst zur Explosion. Anwohner werden nachts durch einen lauten Knall geweckt. Der Geldautomat und der Vorraum der Bank werden durch die Sprengung stark beschädigt. Trotz sofort eingeleiteter Fahndung der Polizei, bei der auch ein Hubschrauber eingesetzt wird, entkommen die Täter mit ihrer Beute.
Razzia gegen „Osmanen Germania“
Mit einer Razzia gegen die „Osmanen Germania“ geht die Polizei Mitte Dezember gegen die rockerähnliche Gruppe vor. Sie nimmt zwei Männer fest und stellt mehrere Waffen sicher.
Polizei verstärkt Präsenz
Nach dem Berliner Anschlag verstärkt die Polizei auch in Gelsenkirchen ihre Präsenz. Auf den Weihnachtsmärkten sind fortan nur noch doppelte Streifen mit Schutzwesten und Maschinenpistolen unterwegs.