Bochum/Gelsenkirchen. . Das Kind wurde auf eine Intensivstation gebracht. Gegen die Mutter lagen mehrere Haftbefehle vor. Sie befindet sich im Gefängnis.
Wenn es um Kindeswohlgefährdung geht, schrillen bei der Polizei alle verfügbaren Alarmglocken gleichzeitig. So wie im Fall des verschwundenen Säuglings, den eine Gelsenkirchenerin am Dienstag im Marienhospital in Ückendorf zur Welt gebracht hat. Zu früh, weshalb der kleine Junge auf die Neugeborenen-Intensivstation kam. Von dort verschwand das Kind keine 24 Stunden nach der Geburt und auch die 29-jährige Mutter ward nicht mehr gesehen. Die Polizei suchte mit einem Riesenaufgebot fieberhaft nach den beiden. Vor allem, weil für das Frühchen Lebensgefahr bestand.
Mittwoch Abend dann die erlösende Nachricht: Mutter und Kind wurden in einer Wohnung in Bochum gefunden und in ärztliche Obhut zurück gebracht. Beide waren wohlauf.
Viele offene Fragen
Offen blieben am Donnerstag zunächst viele Fragen. Zuoberst diese: Warum um alles in der Welt hat die Mutter das getan und das Leben ihres Jungen riskiert, der an einem mobilen Infusionsgerät angeschlossen war? Alles, was Polizei und Krankenhaus bis gestern Mittag auf Nachfrage erklärten, war, dass sich die Gelsenkirchenerin im Marienhospital mit falschen Personalien eingecheckt hatte. Um eine anonyme Geburt im Sinne des Angebots an Frauen in Not habe es sich also nicht gehandelt.
Donnerstagnachmittag dann die überraschende Aufklärung der mysteriösen Flucht: Die junge Mutter wurde nach Worten von Polizeisprecher Torsten Sziesze mit mehreren Haftbefehlen gesucht, was mutmaßlich auch der Grund für ihre Flucht aus dem Krankenhaus gewesen sei. „Sie wollte wohl ihr Kind nicht verlieren.“ Deshalb hatte die 29-Jährige im Marienhospital auch einen falschen Mutterpass vorgelegt. Die Besitzerin selbst war nach Informationen der Polizei gar nicht schwanger.
Über den Vater ist bisher nichts bekannt
Die Gelsenkirchenerin wurde noch gestern festgenommen und in ein Gefängnis gebracht. In welcher JVA sie nun ist, wollte Polizeisprecher Sziesze nicht sagen. Auch für welche Straftaten die Frau nun büßen muss, behielt die Polizei am Donnerstag für sich. Der zu früh zur Welt gekommene Säugling wird jetzt weiterhin auf der Intensivstation aufgepäppelt. Der kleine Erdenbürger ist vorläufig unter der Obhut des Jugendamtes. Einzig die Frage, warum die 29-Jährige mit ihrem Kind eine Wohnung in Wattenscheid aufgesucht hat, blieb gestern unbeantwortet. Mögliche familiäre Verbindungen dorthin gibt es nach Erkenntnissen der Polizei nicht, so Torsten Sziesze. Möglicherweise habe die 29-Jährige die Wohnung auch selbst angemietet.
Über den Vater des Kindes ist bisher nichts bekannt. Besucht hat die Frau während ihres Aufenthalts im Marienhospital nach WAZ-Informationen jedenfalls niemand.