Essen-Haarzopf. Die Mitglieder des Runden Tisches Haarzopf organisieren Hausaufgabenhilfe, Spiel- und Deutschstunden für Asylbewerber, die im Stadtteil untergebracht sind. Das Zusammenleben vor Ort klappt eigentlich gut. Wenn es mal Probleme gibt, vermitteln die Ehrenamtlichen zwischen den Nachbarn.

Nicht überall verläuft das Leben mit Asylbewerbern so reibungslos wie in Haarzopf. Nachdem schon in der Vergangenheit immer wieder Flüchtlinge unterschiedlichster Herkunft in den Häusern an der Straße Auf’m Bögel vorübergehend Unterkunft gefunden hatten, sind dort seit gut zwei Jahren wieder Asylbewerber untergebracht. Derzeit leben gut 80 Menschen in den drei Häusern am Bürgerpark Haarzopf. Die meisten von ihnen sind Roma aus Serbien und Mazedonien, aber auch Ägypter, Syrer und Menschen aus unterschiedlichen Ländern Afrikas haben dort eine vorübergehende Bleibe gefunden, berichtet Bernd Brack (77), der sich seit Langem im Rahmen des Rundes Tisches für die Menschen in den Unterkünften engagiert.

„Das Zusammenleben im Stadtteil funktioniert im Prinzip gut“, sagt Brack. „Das liegt aber auch daran, dass wir uns einfach um die Menschen kümmern - um die Flüchtlinge und um die Nachbarn“, sagt Brack. Natürlich gebe es - vor allem im Sommer - die üblichen, nachbarschaftlichen Differenzen über die Lautstärke der Musik, die Häufigkeit des Grillens oder über Bälle, die über den Zaun fliegen. Brack setzt auf Vermittlung: „Das sind Kleinigkeiten, die überall vorkommen. Da wir ein Vertrauensverhältnis aufgebaut haben, kann man einfach mal Wünsche äußern, die dann auch respektiert werden.“

Hauptamtlicher Geschäftsführer von Pro Asyl

Brack, früher hauptamtlicher Geschäftsführer von Pro Asyl, heute Ehrenvorsitzender, Angela Lietzmann (56), Alfred Keienburg (66) und 15 weitere Haarzopfer Bürger gehören zum harten Kern des Runden Tisches. Sie verbindet die Überzeugung, dass man die Flüchtlinge in das Leben im Stadtteil einbinden muss. Einige Kinder seien schon gut integriert, beteiligten sich am Martinszug, spielten Fußball im Verein. Die Ehrenamtlichen sorgen für Angebote in der Unterkunft selbst: Regelmäßig stehen Hausaufgabenhilfe, Spielstunden, aber auch Deutsch für Afrikaner aus dem englisch- oder französischsprachigen Raum auf dem Plan. „Wir suchen dringend Material für die Deutschkurse“, hofft Angela Lietzmann auf Spenden der Bürger.

Um ein wenig Feststimmung in der Unterkunft aufkommen zu lassen, richten die Ehrenamtlichen am Freitag, 20. Dezember, eine Vorweihnachtsfeier für die Bewohner aus. „Für die Kinder, die ja auch etwas vom aktuellen Trubel mitbekommen, wird es kleine Geschenke geben“, sagt Brack. Er ist überzeugt, dass die Bewohner großes Interesse an solchen Gemeinschaftsaktivitäten haben.

Für Spätaussiedler aus Polen und Russland errichtet

Die drei Häuser an der Straße Auf’m Bögel wurden eigentlich für Spätaussiedler aus Polen und Russland errichtet. 1985 zogen dort Tamilen ein. Damals gründete sich als Vorgänger des heutigen Runden Tisches der ökumenische Arbeitskreis Flüchtlinge. Ab 1990 kamen dann Flüchtlinge aus Jugoslawien, aber auch Afghanen und andere, blickt Bernd Brack zurück.

Um mehr Menschen unterbringen zu können, baute man damals die inzwischen abgerissenen Wohncontainer auf dem angrenzenden Gelände, auf dem sich heute der Bürgerpark Haarzopf befindet. „Früher gab es hier eine Kleiderkammer, eine Fahrradwerkstatt und regelmäßige Kinderbetreuung für Flüchtlinge. Nachdem sich der alte Arbeitskreis damals aufgelöst hatte, haben wir uns jetzt wieder zusammengefunden, als wir gemerkt haben, dass uns die Flüchtlinge, besonders die Kinder, wieder brauchen“, so Alfred Keienburg.

Manchmal gibt es ein unverhofftes Wiedersehen. Ungefähr die Hälfte der Haarzopfer, die sich jetzt engagieren, seien schon vor 25 Jahren dabei gewesen. Und auch einige der damaligen Flüchtlingskinder seien jetzt wieder da - mit ihren eigenen Familien.