Essen-Altendorf/-Stoppenberg. Den Offenen Brief, der sich gegen ein Übergangswohnheim für Flüchtlinge in Essen-Altendorf ausspricht, haben auch die Evangelische Lutherkirchengemeinde und der Gemeinderat der katholischen Gemeinde St. Mariä Himmelfahrt unterschrieben. Deren Nächstenliebe hat offenbar ihre Grenzen.

Ein Artikel aus unserer Zeitung sowie ein Offener Brief an den Rat der Stadt Essen sorgen für heftige Diskussionen in Altendorf. Streit-Thema: das ins Auge gefasste Übergangswohnheim für Asylanten in der ehemaligen Markscheide-Schule. Am Mittwoch wird der Essener Rat über einen entsprechenden Antrag abstimmen.

Aber schon vorher kochen die Emotionen hoch. Vergangene Woche hatte die Bezirksvertretung III einen „Flüchtlinge-sind-hier-nicht-willkommen“-Beschluss verabschiedet. Nur wenige Lokalpolitiker verweigerten dafür die Zustimmung.

Am Wochenende verschickte der „Runde Tisch Altendorf“, in dem sich Vereine des Stadtteils engagieren, einen Offenen Brief. In diesem werden Wandel und Aufbruchstimmung in Altendorf in Gefahr gesehen. Sollte das Übergangswohnheim für Asylanten kommen, könne außerdem „das existierende Sozialgefälle innerhalb der Stadt weiter verstärkt werden“. Die zahlreichen Unterzeichner fordern deshalb, dass die „hilfsbedürftigen Flüchtlinge an anderen Standorten menschenwürdig“ unterbracht werden, „an denen die Anwohner noch Potenzial aufbringen können, diese Menschen sozial zu integrieren“.

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Der Brief ist nicht nur von Bürgern und Immobilieneigentümern aus Altendorf unterzeichnet, sondern wurde auch im Namen von verschiedenen Vereinen und Institutionen veröffentlicht. Darunter sind unter anderem die Evangelische Lutherkirchengemeinde Essen-Altendorf und der Gemeinderat der katholischen Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt. Offenbar hat also auch Nächstenliebe ihre Grenzen.

Einige Altendorfer kritisieren jetzt diesen Offenen Brief, in dem auch erwähnt wird, dass etliche nicht aufgeführte Bürger des Stadtteils hinter diesem deutlichen Appell stehen. „Ich lege Wert auf die Feststellung, dass hier nicht in meinem Namen gesprochen wurde“, sagt beispielsweise Heinz W. Hammer. Der wohnt seit fast 60 Jahren in Altendorf und dort in der unmittelbaren Nähe der ehemaligen Markscheide-Schule. „Ich heiße die zu uns kommenden Menschen in Not ausdrücklich willkommen“, sagt Hammer weiter.

Doch kein Heim in Altendorf?

Wenn es nach Werner Dieker geht, müssen sich die Altendorfer gar nicht so sehr aufregen. Der gewöhnlich gut informierte Sozialdemokrat aus dem Essener Norden unkte vergangene Woche bei der Sitzung der Bezirksvertretung für den Stadtbezirk VI, dass nach Altendorf doch überhaupt kein Übergangswohnheim kommen werde. „Das weiß ich aus ziemlich sicherer Quelle“, sagte Dieker, wollte aber dann auch nicht mehr sagen.

Die Stoppenberger aus dem Stadtbezirk VI, die selbst mit der geplanten Unterkunft an der Schwanhildenstraße so ihre Probleme haben, vermuten jetzt, dass die Allbau AG möglicherweise ihre Finger im Spiel hat und Wohnungen zur Verfügung stellen will.