Essen. In den Essener Stadtteil Stoppenberg soll bald eine Behelfsunterkunft für Asylbewerber kommen. Besorgte Bürger besuchen deshalb die Sitzung der Bürgervertretung und diskutieren engagiert mit. Sie haben Angst vor wachsender Kriminalität, Lärm oder Müll.

Der Ratssaal im Stoppenberger Rathaus atmet den schwermütigen Duft der Historie. Die Wände sind mit dunkelbraunem Holz behängt. Eine Farbe, mit denen auch die dicken Heizkörper in den Raum drücken. Die Vorhänge an den Fenstern tragen ein seltsam mattes Grün.

Und von oben schauen die Portraits von ehemaligen Bürgermeistern auf die Gäste herab. Ein beengter Raum, der noch beengter wird, wenn viele Besucher in ihm sind. So wie bei der Sitzung der Bürgervertretung für den Stadtbezirk VI, die viele Stoppenberger angezogen hatte. Es ging um Tagesordnungspunkt 7: „Unterbringung von Asylbewerbern“. Das Thema und die Enge sorgten für dicke Luft.

Die Stoppenberger sorgen sich um ihr Stoppenberg. „Heimliche Hauptstadt des Essener Nordens“, ist ein Zeitungsartikel im Ratssaal überschrieben. „Heimliche Asylhauptstadt des Essener Nordens“ befürchten besorgte Stoppenberger für die Zukunft ihres Stadtteils. Drei Behelfsunterkünfte plant die Stadt Essen. Eine davon soll im Stadtbezirk VI beheimatet sein, genauer gesagt in der ehemaligen Dependance der Nikolausschule an der Stoppenberger Schwanhildenstraße.

Bürger äußern Angst vor wachsender Kriminalität

Wie zuvor in Frintrop und in Haarzopf regt sich Bürger-Protest. Es sind die bekannten Beschwerden, angeführt vom ewigen Nord-Süd-Vorwurf der ungerechten Verteilung der Unterkünfte im Stadtgebiet. Dazu die Angst vor Lärm, Müll, ja Ungeziefer. Und wachsender Kriminalität, die aus den Erfahrungen im nicht weit entfernten Asylheim an der Wengestraße in Schonnebeck herrührt. „Wie werden wir geschützt“, flog als Frage in den Raum.

Als Vertreter der Stadt (und auch der Vernunft) kam Hartmut Peltz, Büroleiter aus dem Sozialdezernat, zu Wort. Essen benötigt Raum für die wachsende Anzahl von Asylbewerbern. Da dieser kurzfristig bereit stehen müsse, werden die Behelfseinrichtungen zeitnah benötigt. Eine davon ist das Gebäude an der Schwanhildenstraße, in dem diese freien Kapazitäten vorhanden sind.

Bürgerversammlung zu Asylbewerber-Unterkünften in Stoppenberg

„Es wird keine nächtliche Ruhestörung, keinen Müll und keinen Schrotthandel geben“, kündigte Hartmut Peltz an. Zustände – wie im Dortmunder Norden und in Duisburg – „werde es in der Behelfseinrichtung nicht geben“.

Von den Stoppenberger Bürgern war als Reaktion kaum mehr als ein unzufriedenes Grummeln zu hören. Zustimmendes Tischklopfen kam von den Mitgliedern der Bezirksvertretung VI. „Das Thema ist gelaufen. Aber es gibt die Erfahrungswerte aus der Wengestraße. Wir dürfen uns das nicht so einfach machen und bequem sein“, appellierte Werner Dieker (SPD), Mitglied des Seniorenbeirats, an die Lokalpolitiker. Erfolglos. Die Bezirksvertreter wissen, dass sie den Lauf der Dinge im Rat nicht aufhalten können und sie nahmen den Beschlussvorschlag zur Kenntnis.

Jetzt wird der Rat am Mittwoch den Antrag beschließen. In Stoppenberg ist danach eine Bürgerversammlung geplant. Im Ratssaal dürfte es dann noch enger werden.