Essen. . Die Politik kann sich mit Behelfsunterkünften an der Tiegelstraße und an der Markscheide durch die Bank nicht anfreunden. Die Ex-Schule an der Schwanhildenstraße könnte belegt werden. Die Stadt Essen will ein Hotel sowie ein Wohnheim anmieten und möglichst viele Flüchtlinge in Wohnungen unterbringen.
Es ist eine Rechnung mit noch vielen Unbekannten. Doch sollte sie am Ende aufgehen, könnte die Stadt nach eigenen Angaben womöglich „auf die eine oder andere Behelfseinrichtung“ zur Unterbringung von Asylbewerbern verzichten. Die Sozialverwaltung verhandelt zurzeit mit unterschiedlichen Eigentümern über die Anmietung von bis zu 60 Wohnungen, die ab dem 1. Dezember für Flüchtlinge zur Verfügung stehen könnten.
Treffen mit Makler
Zudem kam es nach NRZ-Informationen gestern zu einem ersten Treffen mit einem Makler, um ein Hotel im Stadtgebiet anzumieten. Sollte ein Vertrag zustande kommen, stünde voraussichtlich ab Februar in der Herberge Wohnraum für bis zu 80 weitere Menschen zur Verfügung. Noch mehr Asylbewerber könnten allerdings in einem Wohnheim unterkommen, das der Stadt ebenfalls angeboten worden ist. Dies geht aus einer Drucksache hervor, die die Stadtverwaltung dem Rat in seiner morgigen Sitzung zur Entscheidung vorlegen wird – und die gestern bereits zumindest in Teilen schon wieder Makulatur war.
Keine Pferde scheu machen
Um welche Immobilien an welchen Standorten es sich dabei genau handelt, wollte die Stadt gestern noch nicht sagen. Man wolle keine Pferde scheu machen, bevor die Verhandlungen nicht erfolgreich abgeschlossen sind. Nach jetzigem Stand sei es auch durchaus noch denkbar, dass man sich am Ende nicht handelseinig werde, hieß es.
Und dann wird es räumlich und zeitlich mehr als eng für die Stadt: Denn die Politik wird in der morgigen Ratssitzung den drei als Behelfseinrichtungen geplanten ehemaligen Schulen erst einmal eine Absage erteilen. Die Fraktionsspitzen von SPD, CDU, Grünen, FDP und EBB einigten sich gestern darauf, die Standorte an der Tiegelstraße und an der Markscheide zunächst ganz außen vor zu lassen. Nur für das Gebäude an der Schwanhildenstraße soll ein Umbaubeschluss fallen. Allerdings nur dann, wenn bis zum 6. Dezember keine weiteren Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden können, die für die nächsten zwei Monate ausreichend sind. Auch die Linke signalisierte Zustimmung.
Acht Wochen Bauzeit geplant
Schon jetzt heißt es aber in der Sozialverwaltung: „Wir werden die Schwanhildenstraße brauchen.“ Acht Wochen Bauzeit sind vorgesehen, um die die Schule als Flüchtlingsunterkunft nutzen zu können, während es in den bestehenden Heimen eng und enger wird. Dort ist Platz für kaum mehr als 35 Personen. Und deshalb warnt die Stadt ausdrücklich vor einem Szenario, das niemand will: „Trotz aller Bemühungen zur Anmietung kann die Verwaltung aufgrund der derzeitigen unsicheren Entwicklungen der Zahlen der Erstantragsteller sowie der Unsicherheit über den weiteren Zuzug aus Serbien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und Kosovo in den kommenden Wintermonaten eine Unterbringung in Notunterkünften wie Turnhallen nicht ausschließen“, heißt es. Ein Satz übrigens, den die Linke gerne aus der Drucksache gestrichen sähen.Zudem sollten die Walter-Pleitgen- und Dilldorfschule nicht dauerhaft als Behelfsunterkunft genutzt werden, so die Fraktion.
Dass die Zeit den Verantwortlichen davon läuft, weiß auch die Politik: Bereits in der kommenden Woche soll die Immobilienverwaltung deshalb ihre Suche nach Standorten für künftige Asylheime abschließen und die Ergebnisse einer interfraktionellen Arbeitsgruppe vorlegen. Ziel sei es, ein gesamtstädtisches Konzept zu erarbeiten, das auch die soziale Balance beachtet.