Essen. . In Essen verschärft sich die Debatte über die gerechte Verteilung der Asyl-Unterkünfte im Stadtgebiet. Langfristig muss die Stadt 1800 Flüchtlinge unterbringen – drei weitere Heime werden dann nicht reichen. Wird nicht bald entschieden, müssen Turnhallen als Notasyl herhalten.

Die Stadt wird mit drei zusätzlichen dauerhaften Asylbewerberheimen nicht auskommen. „Wenn sich die Entwicklung so fortsetzt, brauchen wir 1800 Plätze“, sagt Sozialdezernent Peter Renzel. Noch im September war man von einem Bedarf von 1000 Plätzen ausgegangen – doch schon jetzt sind 1035 Flüchtlinge in städtischen Unterkünften untergebracht.

Damit wird sich vermutlich auch die Debatte über die einzelnen Standorte und über ihre Verteilung im Stadtgebiet verschärfen. Zuletzt war vielfach kritisiert worden, dass es im Essener Süden relativ wenige Unterkunftsstandorte gebe (Grafik oben). Für Unruhe hatten bereits die Vorschläge der Verwaltung für drei Behelfseinrichtungen gesorgt, die kurzfristig eingerichtet werden sollen, damit man nicht noch auf Turnhallen zurückgreifen muss.

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Genannt worden waren frühere Schulgebäude an der Markscheide in Altendorf, der Tiegelstraße im Nordviertel und der Schwanhildenstraße in Stoppenberg. Gegen die Markscheide hatte der Allbau protestiert, der mit seinem Wohnprojekt am Niederfeldsee die Aufwertung Altendorfs vorantreibt. Weil auch viele Ratsleute den Standort für problematisch halten, wird er wohl nicht genutzt. Protest regt sich aber auch in Stoppenberg: Die Schwanhildenstraße sei durch den Publikumsverkehr des Jobcenters belastet und oft zugeparkt, „und abends wird in der Straße gedealt, was das Zeug hält“, sagt Anwohnerin Helgard Steinfurt. Sie arbeite im sozialen Bereich und glaube, „dass wir hier schon genug massive Probleme haben“.

Ähnlich argumentiert der SPD-Ortsverein Mitte beim Nordviertel: „In einem solchen Umfeld kann nicht davon ausgegangen werden, dass den eingepfercht untergebrachten Menschen auch nur der Hauch einer Akzeptanz entgegengebracht werden wird“, formuliert Ortsvereins-Chef Gerd Mahler, der selbst an der Tiegelstraße wohnt.

In der Verwaltung sieht man das Problem, dass alle drei Standorte im nördlichen Teil der Stadt liegen. „Wir haben aber zusammen mit dem Planungsdezernenten in ganz Essen Immobilien geprüft, um die soziale Balance zu wahren.“ Doch für die Einigkeitstraße in Bredeney und die Bernhardstraße in Fischlaken ermittelte man eine Umbau-Zeit von je sechs bis acht Monaten sowie Kosten von jeweils 1 Million Euro. Bei der Schwanhildenstraße wäre man mit 200 000 Euro und einigen Wochen dabei. Sprich: Wegen des Zeitdrucks bei den Behelfsheimen könne man schlecht auf Süd-Standorte ausweichen. Wenn es aber um die neuen Dauer-Unterkünfte gehen wird, seien die wieder in der Verlosung.