Essen. Die Essener-Verkehrs-AG hat 2554 Fans im sozialen Netzwerk Facebook. Und sie hätte gerne noch einige mehr – etwa jene 161, die bei der falschen Evag-Seite „gefällt mir“ geklickt haben. Seit Juli lockt das Plagiat Bus- und Bahnkunden auf eine falsche Fährte - und sorgt für viel Ärger.

„Wie fahren die Busse und Bahnen am 24. Dezember? Könnte ich eine Antwort darauf haben, so schnell wie möglich“, schreibt „Lulu Lolich“ auf der Evag-Seite im sozialen Netzwerk Facebook. „Flori­an Volkmer“ lässt seinem Frust freien Lauf: „Gibt es eigentlich einen Tag, wo Eure veralteten Bahnen und Busse pünktlich kommen? Ich bin mir nicht sicher, glaube aber, in Entwicklungsländern haben die zuverlässigere Busse und Bahnen.“ „Roman Gusev“ rät dem Unternehmen: „Eure Busfahrer sollten aufhören, das Gaspedal mit der Bremse zu vertauschen!“ Und was macht die Essener Verkehrs-AG? Sich ärgern – und zwar ordentlich.

Denn die Seite mit ihren 161 „Gefällt mir“-Angaben ist eine plumpe Fälschung. Am 8. Juli wurde sie von einem Unbekannten angelegt und erfreut sich seither großer Beliebtheit. Dass nicht nur Ottonormalbürger aufs Evag-Plagiat hereinfällt, sondern selbst Stadtsprecherin Nicole Mause die falsche Evag „gefällt“, zeigt, wie hoch die Verwechslungsgefahr ist. Und das, obgleich die Seite nicht besonders gut gemacht ist.

Das Original.
Das Original. © WAZ FotoPool

Bestimmte Verhaltensregeln

Olaf Frei, Vize-Pressesprecher der Evag, gefällt sie „ganz und gar nicht“. Für ihn und seine Kollegen vom Social-Media-Team bedeutet sie erheblichen Mehraufwand: „Wir schauen natürlich nach, was dort los ist und antworten auf Kommentare.“ Mit einem Standardspruch: „Um in den Dialog mit dem Unternehmen Essener Verkehrs-AG zu treten, ist diese offizielle Seite die einzig richtige: http://www.facebook.com/EVAG.Essen.“

2554 „Gefällt mir“-Angaben zählt die offizielle Facebook-Präsenz der Ev­ag. Neben Infos über Unfälle und Störungen, Videos und Texten rund um das Unternehmen wird dort eine Fahrplan-Auskunft geboten – alles kostenlos, versteht sich. Auf Kommentare reagiert das dreiköpfige Team individuell und freundlich, selbst wenn König Kunde nicht den besten Umgangston an den Tag legt, weil er sich gerade aus der verspäteten Straßenbahn mit einem neckischen Kommentar zu Wort meldet. „Dafür gibt es unsere Netiquette, die Verhaltensregeln“, sagt Olaf Frei.

„Unsere Wort-Bild-Marke wird dort verwendet“

Das aktuelle Plagiat ist für ihn kein Einzelfall. Solche Fakes-Seiten gebe es immer wieder bei großen Firmen. Manchmal hätten sie sogar mehr Fans als die echten Seiten. Im Hause Evag habe er bisher mit drei Plagiaten zu tun gehabt. Frei: „Das ist ärgerlich, für uns und un­sere Kunden.“ Er habe Facebook bereits vor zwei Wochen angeschrieben und darum gebeten, dass die falsche Seite gelöscht wird. Es gehe um eine Markenrechtsverletzung. „Unsere Wort-Bild-Marke wird dort verwendet“, so Frei. Er hofft, dass Facebook bald reagiert. Rechtlich gegen den Gründer der Seite vorzugehen, „das ist unüblich. Das haben wir nicht vor.“

Doch eigentlich können Frei und seine Kollegen froh sein, dass es nur ab und an mal einen Plagiatsfall gibt. Und die Emder Verkehrs- und Automotive-Gesellschaft und die Erfurter Verkehrsbetriebe AG bis dato noch keine Facebook-Strategie haben und somit keinen Evag-Account – sonst wär’ die Verwirrung wohl komplett.