Essen. . Die Evag feiert Richtfest in der neuen Radsatzhalle. 2013 wird hier der Betrieb aufgenommen.
Rund eine Woche dauert es momentan auf dem Betriebshof der Essener Verkehrs-AG an der Schweriner Straße, um die abgenutzten Räder einer Straßenbahn wieder auf Vordermann zu bringen. „Eindeutig zu lange“, beklagt Evag-Sprecher Nils Hoffmann. An den Kollegen aus der Werkstatt läge das nicht, sondern an der in die Jahre gekommenen Technik: Erst muss die Tram rauf auf die Hebebühne, dann kommen die Fahrgestelle runter, um die Räder abzunehmen und zu schleifen. Nach dem Schleifen werden die Teile wieder zusammengesetzt. Das alles koste viel Zeit und vor allem Personaleinsatz. Doch nicht mehr lange. Ende 2013 soll Schluss damit sein, wenn die neue Radsatzhalle fertig und alles viel leichter wird. Nun wurde erst einmal Richtfest gefeiert – jedoch mit reichlich Verspätung. Eigentlich sollte der Rohbau viel früher fertig sein.
Pleiten, Pech und Pannen
„Der Teufel steckt im Detail“, erinnert sich Wolfgang Weber gut. Rund ein Jahr, so der Aufsichtsratschef der Evag, habe man mit dem Baubeginn warten müssen, aufgrund einer Klage eines Mitbewerbers bei der europaweiten Ausschreibung. Aber auch nach der Grundsteinlegung kam es noch einmal zu Verzögerungen im Betriebsablauf. Erst lief die Baugrube voll, dann meldete auch noch die für den Rohbau verantwortliche Firma Insolvenz an. Es sollten noch mehrere Monate vergehen, bis mit der Ingenieur-, Hoch- und Tiefbau GmbH (IHT) ein neuer Baupartner gefunden war – einer, mit dem alle Beteiligten bisher sehr zufrieden sind.
Die künftige, rund 130 Meter lange Radsatzhalle ersetzt die alte Halle aus dem Jahr 1975, in der bisher alle eckig und kantig gefahrenen Räder rund geschliffen wurden. Wenn Ende des kommenden Jahres alles fertig ist, bietet die Radsatzhalle auf 5000 Quadratmetern Nutzfläche modern ausgestattete Werkstattarbeitsplätze für 100 Mitarbeiter, ein Zentrallager für Fahrzeugteile und eine neue Ausbildungswerkstatt. Was sich mit der neuen Halle verändert? „Die Arbeitsabläufe verändern sich grundlegend. Schleifarbeiten werden deutlich schneller erledigt“, so Klaus-Peter Wandelenus, Technischer Vorstand der Evag.
Künftig reichen ein bis zwei Mitarbeiter aus, um in vier bis fünf Stunden alle notwendigen Schleifarbeiten zu erledigen. „Die Fahrgestelle bleiben dran, nichts wird mehr zerlegt“, sagt Hoffmann. Denn geschliffen wird direkt unter dem Fahrzeug. Was die Modernisierung den Kunden bringt? Gut gewartete Bahnen, die mehr Komfort bieten, da sie weder rumpeln noch quietschen und weniger anfällig für Pannen sind.
60 Millionen Euro für den Aus- und Umbau
Um alle Aus- und Umbaustufen am Betriebshof an der Schweriner Straße zu realisieren, investiert die Evag an diesem Standort 30 Millionen Euro, davon 5 Millionen Euro für den Neubau der Radsatzhalle – mit Ausnahme einer Förderung in Höhe von 390.000 Euro seitens der Emschergenossenschaft komplett aus eigenen Mitteln. Die erste Baustufe in Frohnhausen startete 2008 mit dem Neubau der Kombi-Werkstatt, die mittlerweile Tag für Tag genutzt wird. 2013 sollen am Standort Innenstadt ebenfalls zwei neue Hallen errichtet werden, was die Investitionssumme auf fast 60 Millionen Euro erhöht. Die Gleisschleifen sollen verschwinden, um Unterhaltungskosten zu sparen, Betriebshöfe werden dagegen aufgewertet.