Essen. . In Karnap baut Investor Ten Brinke eine neue Einzelhandels-Mitte, die Verträge mit Rewe als Vollsortimenter und Rossmann als Drogeriemarke liegen bereits unterschriftsreif vor. Im Sommer 2013 soll das Haus schlüsselfertig übergeben werden. Die Stadt sieht positive Folgen des Masterplans.
Hinter der Drucksache „0476/2012/6B“, die die Bezirksvertretung V am Dienstag in nichtöffentlicher Sitzung absehbar mit großer Mehrheit absegnen wird, verbirgt sich nicht weniger als eine neue Chance für Essens nördlichsten Stadtteil. Der Verkauf einer Teilfläche aus dem städtischen Grundstück am Sigambrerweg ebnet den Weg für Karnaps neue Stadtteil-Mitte.
In zentraler Lage am Marktplatz will das Bauunternehmen Ten Brinke als Investor einen neuen Einzelhandelsstandort errichten, die entsprechenden Verträge mit Rewe als Vollsortimenter und Rossmann als Drogeriemarke liegen bereits unterschriftsreif vor. Sobald die 2800 städtischen Quadratmeter überschrieben und die Bauanträge beschieden sind, sollen die Bagger anrücken, möglichst noch im Herbst. Im Sommer 2013 möchte Ten Brinke das Haus schlüsselfertig übergeben. Insgesamt wird das Projekt auf rund sieben Millionen Euro taxiert.
Der neue Markt wird seine Wirkung nicht verfehlen, davon gehen alle Beobachter aus: „Das wird den Stadtteil beleben.“ Die zurzeit sichtbaren Leerstände und das trostlose Bild entlang der Karnaper Straße dürften bald der Vergangenheit angehören. Die kleine Erfolgsstory aus dem Norden Essens ist für Planungsamtsleiter Thomas Franke Beweis dafür, „dass wir auf dem richtigen Weg sind“. In Katernberg gelang es, Rewe, Aldi und Lidl im Stadtteil zu halten, in Werden stehen die Chancen gut, dass ebenfalls ein Investor auf die städtische Parkpalette in zentraler Lage zugreift.
Einzelhandel kehrt in die Stadtteile zurück
Die Wege, die die ehemaligen Hertie-Häuser in Rüttenscheid, Altenessen, Borbeck oder Steele eingeschlagen haben, passen für Franke ebenfalls nur ins Bild: „Das ist eine kleine Renaissance, der Einzelhandel kehrt in die Stadtteile zurück.“ Nein, nicht freiwillig, wie der Planungsamtsleiter betont, die Stadt musste mit „Veränderungssperren“ einen Riegel in den Bebauungsplänen vorschieben, um weitere Discounter in den Gewerbegebieten zu verhindern: „Karnap ist gerade deshalb ein gutes Beispiel, weil es uns dort vor einigen Jahren in einem Fall nicht gelungen ist.“
Gleichwohl bleibt unterm Strich eine „sehr positive Wirkung“, meint auch Marc André Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Ruhr: „Die Stadt setzt den Masterplan Einzelhandel konsequent um, und sie knickt auch nicht ein, wenn einmal ein Unternehmen mal juristisch droht.“ Diese Richtschnur habe sich bewährt, und so sei auch die Entwicklung in Karnap ein „Glücksfall“: „Lebensmittler sind absolute Frequenzbringer in den Stadtteilzentren.“
Ein guter Tausch
Vielleicht hat man das Glück auch ein wenig erzwungen: EBB-Fraktionschef Udo Bayer jedenfalls kämpft seit fast zehn Jahren für diese Lösung, „man braucht schon einen langen Atem“, sagt der überzeugte Karnaper, der immer wieder die Parteien an den Tisch holte. So willigte Ten Brinke zuletzt auch ein, für die sanierungsbedürftige Schulhalle an anderer Stelle Ersatz zu schaffen und einige Schrottimmobilien abzureißen.
Über 700.000 Euro stellt das Bocholder Unternehmen dafür in Rechnung – und erhält für den Preis das städtische Grundstück. Ein guter Tausch, finden auch Jörg Uhlenbruch (CDU) und Guido Reil (SPD), die sich ebenfalls für die neue Karnaper Mitte einsetzen: „Das wird hier endlich spürbar für Leben sorgen.“
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