Essener Nordwesten. .

Die Entwicklung des Einzelhandels in den Zentren der Essener Stadtteile lässt oft zu wünschen übrig. Da machen auch die nordwestlichen Stadtgebiete keine Ausnahme. Die Probleme sind überall ähnlich: Kunden beklagen zu weite Wege zum Einkauf und zum Teil mangelnde Versorgung. Hier ein Überblick über den Status Quo, Chancen und Pläne.

Der Masterplan Einzelhandel (siehe auch Artikel auf dieser Seite) soll es richten. Und er scheint seiner Aufgabe, den Handel zurück in die Zentren zu holen sowie Kaufkraft zu binden, mehr und mehr gerecht zu werden.

Fallbeispiel Katernberg: In Katernberg befinden sich derzeit zwei Märkte zumindest in Nähe des Marktplatzes. Lidl fand vor zwei Jahren den Weg ins Zentrum, die Rewe-Filiale wurde unlängst umgebaut. Momentan expandiert Aldi an der Katernberger Straße auf 1000 qm Fläche.

Fallbeispiel Schonnebeck: Was in Katernberg funktioniert, klappt nicht überall. Dies weiß auch Detlef Robrecht. Der Leiter der städtischen Bauaufsicht nahm an einer Bürgerversammlung in Schonnebeck teil. Dort wird aktuell intensiv über Aldi diskutiert. Das Unternehmen plant den Umzug ein Stück weg vom Zentrum an die Huestraße/Portendieckstraße, will sich auf 800 qm vergrößern. Die Kundschaft an der Matthias-Erzberger- und Langemarck-Straße würde es begrüßen, käme ihnen der Discounter räumlich entgegen.

Ganz im Gegensatz zur Händlergemeinschaft „Werbeblock“, die einen Schwund der Kaufkraft im Zentrum fürchtet, obwohl der neue Standort nur rund 500 Meter vom alten entfernt läge. Die Stadt fordert daher ein neues Gutachten von Aldi, das belegt, in welchem Maße die Neuansiedlung der Nahversorgung dient – und ob sie das Zentrum nicht schwächt. „Eine Bauvoranfrage lag bereits vor, wurde jedoch wieder zurückgezogen“, erklärt Robrecht. Binnen der nächsten Wochen rechnet er mit einer Neuauflage – dann mit einem überarbeiteten Gutachten.

Doch Robrecht weiß auch, dass Aldi droht, „die Wiege seines Unternehmens“ zu verlassen, sollte es keine adäquate Standortalternative geben. Robrecht: „Wir arbeiten an einer Zusammenlegung einiger Flächen am alten Standort.“ Andreas Müller von der Bauleitplanung hält einen Umzug dicht am Karl-Meyer-Platz für denkbar. Der integrierte Standort hätte den Vorteil, dass Aldi ungeachtet der Größe expandieren könnte.

Fallbeispiel Borbeck: Nicht überall ist Planung eben so einfach wie in Borbeck-Mitte. Dort wird bis Ende des Jahres 2012 ein Kaufland-Center entstehen. Die Händlergemeinschaft „Centrum Borbeck“ (CeBo) erwartet sich weniger Konkurrenz denn „sinnvolle Ergänzung des Sortiments“. Der ehemalige Standort von Karstadt und Hertie an der Gerichtsstraße bietet Platz, um auf zwei Stockwerken eine Verkaufsfläche von 4000 qm zu etablieren. Was den Standort für den Investor, der bereits Anfang 2012 auch im Alleecenter in Altenessen zu finden sein wird, attraktiv macht

Fallbeispiel Karnap: Wurde in Borbeck zumindest der erste Schritt vollzogen, steht man in Karnap noch ganz am Anfang. Der Marktplatz, einst Zentrum des Handels, ist heute nur noch wenig attraktiv. Nun verspricht der niederländische Investor Ten Brinke Rettung, will am Sigambrerweg einen „Vollsortimenter“ ansiedeln. Not tut dies auf jeden Fall. Seit drei Jahren schon dreht ein Einkaufsbus für Senioren seine Runde.

Fallbeispiel Frohnhausen: Eine solche Hilfe hält Karl Zimmermann, früher für die CDU im Bürgerausschuss tätig, für Frohnhausen nur bedingt tauglich: „Da ist man doch sehr eingeschränkt.“ Seit 59 Jahren wohnt er an der Königsberger Straße, wo sich das Einkaufsangebot im Laufe der Zeit ausgedünnt hat. „Einen Penny-Markt haben wir noch; und einen Bäcker, das ist alles“, moniert der 82-Jährige.

Zur Grenze nach Mülheim gibt es praktisch nichts mehr. Aldi (Kölner Straße), Lidl (Leipziger Straße), Kaiser und Tengelmann (Frohnhauser Straße) – sie alle haben dem Stadtteil den Rücken gekehrt. Angebote vor Ort zu schaffen, scheitert nicht selten am fehlenden Platz. Eigentumsverhältnisse gestalten sich oft schwierig und lassen das Zusammenlegen ausreichend großer Areale nur bedingt zu.

Für Zimmermann wäre der ehemalige Sportplatz Mitte der Hamburger Straße eine Option, doch dem widerspricht Andreas Müller entschieden: „Das Areal wäre eher zu Wohnbebauung geeignet. Doch dagegen spricht die relativ hohe Bodenbelastung, wie man sie auf alten Aschenplätzen häufiger vorfindet.“