Bis 2012 möchten Udo Bayer und Michael Schwamborn vom Essener Bürgerbündnis (EBB) die Karnaper Mitte durch Geschäfte und ein Haus für Jugend, Bildung und Kultur in Schwung bringen

Karnap. Lässt man heutzutage den Blick im so genannten Stadtteilzentrum in Karnap schweifen, findet sich rund um den Markt nicht mehr viel von dem Leben, das hier noch vor einer Dekade einmal Alltag war. Die "Ströme" der Einkäufer ziehen längst zu den Discountern einige hundert Meter entfernt ins Gewerbegebiet Mathias Stinnes oder gleich nach Altenessen. Brach liegendes Kapital? "Wir haben es immer gesagt: Dieser Bereich ist das Filetstück in Karnap. Jetzt ergibt sich die Chance, dies auch umzusetzen", stellt Michael Schwamborn, Bezirksvertreter für das Essener Bürgerbündnis (EBB), fest.

Mit der im November vom Stadtrat beschlossenen Schließung der Hauptschule Karnap ließe sich der Bereich zwischen Karnaper Straße, Sigambrerweg und Timpestraße komplett neu gestalten. "Wir nennen dies Konzept zur Erneuerung des Ortszentrums Karnap", formuliert Ratsherr Udo Bayer ganz unblumig.

Was wird aus dem Gebäude der Hauptschule, in der keine neuen Schüler mehr aufgenommen werden, wenn die jetzigen nach und nach ihre Abschlusszeugnisse in die Hand bekommen? "Die Stadt hat festgestellt, dass das Haus in einem baulich guten Zustand ist", umreißt Bayer den Ausgangspunkt der Überlegungen.

Rund ein Drittel der Räume möchte er für die Maria-Kunigunda-Grundschule reservieren. "Mit Ganztagsbetrieb, unzureichender Fachraumausstattung und als Stützpunktschule für gemeinsamen Unterricht mit behinderten Kindern ist die Grundschule deutlich unterversorgt", erläutert Udo Bayer. Außerdem müsse der 42 Jahre alte Schulpavillon ersetzt werden.

Und ist der Pavillon einmal verschwunden, ergeben sich in Zusammenhang mit Schulgarten und dem Gebäudekomplex "Altes Kino", Karnaper Straße 90-94, auf einmal ungeahnte Möglichkeiten. "Es stehen dann insgesamt rund 5000 Quadratmeter für Geschäfte und Nahversorgung mit Vollsortiment, Dienstleistungseinrichtungen und gegebenenfalls ein Ärztehaus und Altenwohnungen, zur Verfügung", unterstreicht Bayer die Attraktivität für Investoren. Darüber hinaus hat er die Habenseite der Stadt im Auge. "Die Grundstücke des Pavillons und Schulgartens bringen Geld in die Kasse", ist sich Udo Bayer sicher. Der Ratsherr hofft auf Unterstützung durch die Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft (EWG).

Mit den Einnahmen ließe sich Einiges bewerkstelligen. "Das Hauptschulgebäude möchten wir in ein Bürgerzentrum für Jugend, Bildung und Kultur umwandeln", erläutert Bayer. Zunächst einmal könnten sich der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) der Stadt und das Team V des Jugendamtes hier ansiedeln. Das spare Mietkosten. Die Polizei könnte hier eine Bürgersprechstunde anbieten, die VHS für Bildung sorgen, Sprachkurse für Migranten organisiert oder Probenräume für Bands geschaffen werden. Künstler könnten in Ateliers ziehen, ein Bürgercafe eingerichtet werden oder auch Räume für Privatiers, etwa die Karnaper Musikschule "De Groat", vermietet werden.

Alles Zukunftsmusik? "Die Schulverwaltung wird ein Konzept vorlegen, in welchen Schritten das Gebäude leergezogen wird", schaut Bayer voraus. Der Bedarf der Grundschule könne wohl bis 2010 realisiert sein. Dann werde der Pavillon nicht mehr benötigt. Bayer: "Ein Zeitraum bis 2012 ist mehr als realistisch."