Essen. Die Gesamtschule Bockmühle will ihre Klassengrößen verkleinern. Das kann nur gelingen, wenn viele externe Partner gewonnen werden.
Die Gesamtschule Bockmühle in Altendorf erhält einen Neubau, der nach jetziger Planung im Jahr 2029 fertig sein soll. An den Konzepten wird schon seit Jahren gearbeitet, doch die Arbeiten haben noch nicht begonnen. Doch jetzt schon angefangen hat die Bockmühle mit einem neuen inhaltlichen Konzept, das auf Dauer den Unterrichtsalltag für alle Beteiligten verbessern soll.
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Unter dem Motto „Bildungscampus Bockmühle“ sind seit Februar vier Partner mit im Boot, die die Bockmühle langfristig bei der Weiterentwicklung unterstützen. Das sind das Bildungsministerium, die Stadt, die RAG-Stiftung sowie die Universität.
Die Bockmühle, Essens älteste Gesamtschule, gilt regionalweit als Paradebeispiel einer so genannten Brennpunktschule. Allein wegen ihres dramatischen baulichen Zustands war die Schule immer wieder in den Schlagzeilen, weit über Essens Stadtgrenzen hinaus. Mittlerweile ist ein schrittweiser Neubau beschlossen worden, die Schule soll außerdem von derzeit acht Klassen pro Jahrgang auf sechs verkleinert werden. Auch deshalb wird in Altenessen-Süd an der Erbslöhstraße eine weitere, neue Gesamtschule gebaut.
„Die Veränderungen der Gesellschaft und im Stadtteil Altendorf“, sagt Schulleiterin Julia Gajewski, „spiegeln sich bei uns als erstes.“ Zu den größten Herausforderungen, das ist hinlänglich bekannt, zählt vor allem die Armut der Familien, deren Kinder zur Bockmühle gehen.
Bockmühle: Klassengrößen halbieren ist das Ziel
Die Corona-Krise brachte an der Bockmühle eine wichtige, wenn auch wenig überraschende Erkenntnis: „Wir haben damals durch Wechsel-Unterricht die Klassengrößen halbiert, das hat einen erheblichen Effekt auf die Lernatmosphäre gehabt“, sagt Gajewski. Entsprechend ist jetzt das Ziel, dauerhaft die Lerngruppen deutlich zu verkleinern, am besten zu halbieren – von derzeit knapp 30 Schülerinnen und Schülern pro Klasse auf 18.
Das soll durch viele externe Partner möglich werden, die die Bockmühle jetzt ins Boot holen will: „Wenn die Hälfte einer Klasse nicht im Unterricht bleibt, sondern zum Beispiel auf eine Exkursion in den Wald im Rahmen des Biologie-Unterrichts geht, dann wäre das für alle ein Gewinn.“ Möglichst oft, so der Plan, soll die Hälfte einer Klasse mit außerschulischen Partnern herausgeführt werden aus der Schule. Julia Gajewski: „Wir müssen unsere Schule stärker vernetzen mit der Gesellschaft. Unseren Schülerinnen und Schülern gelingt das nur selten allein.“ Dazu zählen zum Beispiel die Uni oder Unternehmen, auch im Hinblick auf eine mögliche Berufsorientierung der Schülerinnen und Schüler.
Zum Konzept „Bildungscampus“ zählt deshalb auch die Einstellung eines „Campus-Managers“, dessen Stelle erstmals besetzt werden soll. Das ist kein Hausmeister, sondern jemand, der sich ausschließlich um Kontakte der Schule mit externen Partnern kümmert. Damit soll langfristig gesichert werden, dass Schülerinnen und Schüler möglichst häufig Kontakt zur Außenwelt bekommen. Was bereits umgesetzt worden ist „und schon jetzt einen spürbaren Effekt auf die Lernatmosphäre in den Klassen hat“, so Julia Gajewski, ist die Schaffung mehrerer Sozialarbeiter-Stellen, finanziert von der RAG-Stiftung. Das Besondere: Die Schul-Sozialarbeiter sind nicht in der Schule aktiv, sondern im direkten Umfeld – nachmittags, auch abends oder noch später. „Als Stadtteil-Schule ist das Gelände auch nachmittags ein Anziehungspunkt, und es ist gut, wenn die Jugendlichen dann vor Ort jemanden antreffen, der ansprechbar ist“, hat Julia Gajewski festgestellt.
Gesamtschule Bockmühle: Sozialindex 9 von 9
Das komplette „Bildungscampus“-Konzept ist auf zehn Jahre angelegt. Die Umsetzung wird jetzt auch deshalb leichter möglich als bislang, weil die Bockmühle am bundesweiten Unterstützungs-Programm „Startchancen“ teilnimmt. Als Schule mit dem höchstmöglichen Sozialindex 9 von 9 sind die Problemlagen vielfach dokumentiert und statistisch erfasst: besonders viele Schülerinnen und Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, besonders hoher, sonderpädagogischer Förderbedarf unter den Kindern und Jugendlichen, besonders hoher Anteil an Armut und prekären Lebensverhältnissen.
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