Essen. Sie erinnern an die Morgengymnastik, testen das Gedächtnis: Digitale Mitbewohner sollen Essener Senioren fit halten. So kommen die Roboter an.

Drei Tage lang haben Essener Senioren und Seniorinnen unlängst digitale Mitbewohner bekommen. Die Roboter mit Namen wie Pepper oder Nao zogen im März im Rahmen eines Pilotprojekts in Seniorenwohnungen im Peter-Reise-Haus der GSE gGmbH. Sie sollten den Bewohnern helfen, ihren Alltag aktiv und gesünder zu gestalten.

Essener Senioren sind von Robotern begeistert

Als gelungen bewerten das städtische Sozialunternehmen GSE, die Smart City-Initiative Connected.Essen und die Universität Siegen den Start des Projektes, das die Chancen der Robotik im Pflegebereich ausloten will. Die beteiligten Senioren seien „rundum begeistert“ gewesen von den digitalen Assistenten. Die drei Studientage hätten sie nicht nur als willkommene Abwechslung erlebt, sondern sich auch über die praktische Hilfe gefreut.

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Ein halbes Dutzend Mieter im Peter-Reise-Haus nahmen am Projekt teil, lernten die neuen digitalen Assistenten kennen und gaben anschließend ihr Feedback ab. Alle Teilnehmer habe der Wunsch geeint, „bei ihren alltäglichen Aktivitäten Unterstützung von einem virtuellen Coach zu erhalten“, sagen die Projektverantwortlichen. Die einen wünschten sich jemanden, der sie an ihre Morgengymnastik erinnere, die anderen möchten zum Spaziergang ermuntert werden.

Altern in den eigenen vier Wänden ermöglichen

Viele der älteren Menschen hoffen auch auf eine einfache Möglichkeit, Mobiltelefone zu bedienen und Nummern zu wählen. Dadurch könnten sie etwa mit der Familie und mit Freunden chatten.

Geht es nach den Wissenschaftlern der Uni Siegen, soll virtuelles Coaching noch mehr leisten: Mithilfe von Smart-Living-Technologien, Künstlicher Intelligenz (KI) und Dialog-Interaktion solle Senioren „ein aktives und gesundes Altern in den eigenen vier Wänden ermöglicht“ werden. Bleibt nur abzuwarten, ob sich der Forschungsansatz als praxistauglich erweist.

Digitale Mitbewohner helfen beim Managen alltäglicher Aktivitäten

Welches Instrument ist das? Senior Karl-Hugo Dierichs macht mit Roboter Pepper ein Gedächtnisquiz. 
Welches Instrument ist das? Senior Karl-Hugo Dierichs macht mit Roboter Pepper ein Gedächtnisquiz.  © Jochen Tack | Jochen Tack

Zunächst will das Projekt ältere Erwachsene mit virtuellem Coaching in die Lage versetzen, ihre Gesundheit und ihre täglichen Aktivitäten besser zu managen. Bei der GSE, zu der das Peter-Reise-Haus in der Grünen Mitte gehört, stieß das auf Neugier. „Wir sind sehr interessiert an der Erprobung innovativer robotischer Systeme, die auf konkrete Anwendungsfelder ausgerichtet sind“, sagt Katja Seel, Abteilungsleiterin Stationäre Pflege der GSE.

„Wir sind sehr interessiert an der Erprobung innovativer robotischer Systeme, die auf konkrete Anwendungsfelder ausgerichtet sind.“
Katja Seel, Abteilungsleiterin Stationäre Pflege der GSE

Hofft, dass Roboter das Pflegepersonal entlasten und das Wohlbefinden älterer Menschen steigern können: Katja Seel, Abteilungsleiterin Stationäre Pflege beim Essener Sozialträger GSE.
Hofft, dass Roboter das Pflegepersonal entlasten und das Wohlbefinden älterer Menschen steigern können: Katja Seel, Abteilungsleiterin Stationäre Pflege beim Essener Sozialträger GSE. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Senioren und Beschäftigte könnten Erfahrungen sammeln, „wie das Pflegepersonal entlastet wird, aber vor allem die Selbstständigkeit und das Wohlbefinden älterer Menschen und Pflegebedürftiger durch Mensch-Technik-Interaktion gestärkt werden können“. Die Studienteilnehmer seien sehr offen für Neues, hätten aber auch Kritik klar geäußert.

Weitere Studie startet noch im Frühjahr

Die Ergebnisse der Studientage fließen in die Entwicklung eines fortschrittlichen virtuellen Assistenten. Schon im Frühjahr 2024 soll eine Nachtwachen-Studie starten, erneut in Kooperation von Uni Siegen, GSE und Connected.Essen.

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„Eine unserer Aufgaben ist es, Pilotprojekte zu initiieren, um Chancen von Technologien zu vermitteln. Deshalb freuen wir uns, Teil dieser internationalen Studie zu sein“, sagt Dr. Silke Berger, Leiterin der Smart-City-Initiative bei der Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (EVV). Aktuelle Studienergebnisse des Digitalverbands Bitkom bestätigten den Projektansatz: Demnach wünschten sich 83 Prozent der Deutschen mehr Tempo bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens und sieben von zehn Befragten auch mehr KI-Unterstützung im Gesundheitsbereich.

Infos zur Studie der Universität Siegen: https://www.e-vita.coach

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