Essen. Im Handumdrehen sind die Bewohner eines Essener Altenheims in einen Neubau gezogen. Auch das verwaiste Heim wurde noch am selben Tag neu bezogen.

Fast 140 Bewohner von GSE-Heimen mussten zu Jahresanfang ihre Sachen packen und am selben Tag umziehen: Die Senioren, die bislang an der Grabenstraße in Stoppenberg beheimatet waren, zogen ins neue Haus an der Essener Straße im selben Stadtteil. Wenig später zogen die Bewohner des Altenheims im Deilbachtal an die Grabenstraße um, da ihr renovierungsbedürftiges Domizil nicht weiterbetrieben werden darf.

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Schon den Dezember habe man für die Pack- und Umzugsarbeiten genutzt. So hätten sich die Bewohner aus der Grabenstraße am 2. Januar nur noch mit kleinen Reisetaschen in den bereitgestellten Bus setzen müssen, um den Neubau an der Essener Straße zu ziehen, erzählt Chris Trostmann, der das neue Seniorenheim „Am Hangetal“ leitet. Um 10.30 Uhr startete der Umzug, um 12.30 Uhr war er über die Bühne.

Team und Bewohner zogen geschlossen um

Im Aufzug leuchtet es rot: Bewohner Hermann Lamers ist also auf der Wohnetage „Zollverein“ angekommen, deren Leitfarbe Rot ist.
Im Aufzug leuchtet es rot: Bewohner Hermann Lamers ist also auf der Wohnetage „Zollverein“ angekommen, deren Leitfarbe Rot ist. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Einen Monat später hätten sich die 77 Senioren gut eingelebt, sagt Pflegedienstleiterin Marilena Augustin. Oft heiße es: „Es ist, als ob wir schon immer hier gelebt hätten.“ Das liege wohl auch daran, dass Team und Bewohner fast geschlossen umgezogen sind. Nur eine kleine Gruppe entschied sich, an der Grabenstraße zu bleiben. Die anderen leben umgeben von vertrauten Gesichtern in neuen Räumen.

Die Zimmer seien etwas kleiner als am alten Standort, dafür gibt es ausschließlich Einzelzimmer mit eigenem Bad. Ein Vorteil gegenüber den Tandembädern an der Grabenstraße, die von zwei Zimmern aus begehbar sind – und mitunter von Angehörigen als unangemessen kritisiert wurden. Wollen Eheleute oder gute Freundinnen zusammenwohnen, können sie im neuen Haus nebeneinanderliegende Zimmer mit Zwischentür beziehen.

Außerdem gibt es hier auf einer der drei Wohnetagen ein zusätzliches Bad mit Wanne: Dort können Bewohner allein oder mit Hilfe vom Pflegepersonal ein Vollbad genießen. Noch werde das Bad eher zaghaft angenommen, doch Marilena Augustin hofft, dass es sich zu einer kleinen Wellness-Oase entwickelt.

Aufenthaltsraum ist ein beliebter Treffpunkt

Quatschen bei Quarkbällchen: Zu Weiberfastnacht feierten Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen in einem der Aufenthaltsräume im Seniorenheim „Am Hangetal“ in Stoppenberg.
Quatschen bei Quarkbällchen: Zu Weiberfastnacht feierten Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen in einem der Aufenthaltsräume im Seniorenheim „Am Hangetal“ in Stoppenberg. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Beliebt sind die Aufenthaltsräume mit Küchenzeile und Terrasse auf den Wohn-Etagen: Zu Weiberfastnacht trifft man hier eine muntere Runde bei Sekt und Quarkbällchen, die die alten Damen selbst gemacht haben. „Wir wollen weg vom traditionellen Altenheim“, sagt GSE-Geschäftsführer Stefan Diederichs. So gebe es keinen Speisesaal, sondern ein „Restaurant“ mit außen angebrachter Speisekarte, die zur Mittagszeit umlagert ist. Andrang herrscht auch, wenn einmal wöchentlich der Frisör kommt und das Foyer zum Wartebereich wird.

Teams sollen gemischter aufgestellt werden

GSE-Team (v.l.): Chris Trostmann, leitet das Seniorenheim „Am Hangetal“ in Essen-Stoppemberg, Nina Engelke ist Leiterin der benachbarten Tagespflege und Marilena Augustin ist Pflegedienstleiterin im Seniorenheim. Sie haben im Ruheraum der Tagespflege Platz genommen.
GSE-Team (v.l.): Chris Trostmann, leitet das Seniorenheim „Am Hangetal“ in Essen-Stoppemberg, Nina Engelke ist Leiterin der benachbarten Tagespflege und Marilena Augustin ist Pflegedienstleiterin im Seniorenheim. Sie haben im Ruheraum der Tagespflege Platz genommen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Auf jeder Wohnetage gibt es einen Personalraum mit Fenstern zum Gang sowie einem nicht einsehbaren Rückzugsbereich für die Mitarbeiter und Mitarbeiter. Die Fachkraftquote liege deutlich über den vorgeschriebenen 50 Prozent, betont Diederichs. Freilich will die GSE künftig mit noch gemischteren Teams arbeiten, den Personaleinsatz optimieren: „Blumen gießen, Betten beziehen, mit den Bewohnern einen Obstsalat machen“ – solche Aufgaben müssten nicht von examinierten Pflegekräften übernommen werden.

Kita, Seniorenheim und Tagespflege auf einem Campus

Im Restaurant des Seniorenheims „Am Hangetal“ liest Bewohner Peter Herzig die Tageszeitung.
Im Restaurant des Seniorenheims „Am Hangetal“ liest Bewohner Peter Herzig die Tageszeitung. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Mit kurzen Wegen und einem übersichtlichen Aufbau steht auch das Haus für eine Abkehr von Althergebrachtem. Die drei Wohn-Etagen sind farbig gestaltet und mit einem Leitmotiv verknüpft, das sich auf Fotos wiederfinden soll: Baldeneysee (Blau), Zollverein (Rot) und Gruga (Grün). Auch im Fahrstuhl wechselt mit der Etage die Farbe der Beleuchtung: Das erleichtert auch Demenzkranken die Orientierung in dem barrierefreien Gebäude.

Neben dem Seniorenheim mit seinen 80 Plätzen finden sich auf dem Gelände eine Kita für 45 Kinder sowie eine Tagespflege für 14 Senioren. Letztere können Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr kommen, den Tag zwischen Spiel- und Bewegungsangeboten, Ruheraum und Mahlzeiten verbringen. „Ein Fahrdienst kann sie holen und bringen“, sagt Leiterin Nina Engelke.

Tagespflege lädt zum Tag der Offenen Tür

Die GSE betreibt in Essen sieben Heime und strukturiert ihre Heim-Landschaft gerade um: Das 1986 erbaute Seniorenheim an der Grabenstraße mit 110 Plätzen sollte ursprünglich aufgegeben werden. 77 der Bewohner sind zum Jahresanfang in das neue Seniorenheim „Am Hangetal“ an der Essener Straße in Stoppenberg gezogen. Dort ist ein Campus entstanden, zu dem auch eine Kita und die Tagespflege Stoppenberg gehören.

Die Tagespflege lädt am Freitag, 16. Februar, von 14 bis 17 Uhr zum Tag der Offenen Tür. Kontakt: 0201-85 46 22 80, tagespflege.stoppenberg@gse-essen.de

Das Heim an der Grabenstraße wird nun renoviert und doch weitergenutzt. So können Bewohner, die den Umzug scheuten, dort bleiben. Grund für den Weiterbetrieb: Die WTG-Behörde (vormals Heimaufsicht) hat verfügt, dass die GSE ihr Altenheim im Deilbachtal in Kupferdreh schließen muss. Die Pflegeerinrichtung hat einen psychiatrischem Einschlag: Die meisten der 60 Bewohner leiden am Korsakow-Syndrom, das vor allem durch starken Alkoholkonsum ausgelöst wird. Sie sind nun in die Grabenstraße gezogen, die sich auf die besondere Klientel spezialisieren soll. Die WTG-Behörde habe hier keine Einwände gegen einen Weiterbetrieb. Ob die Villa im Deilbachtal abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird, ist noch offen.

Geht es nach der GSE, soll an der Essener Straße ein Campus entstehen, auf dem sich auch Menschen aus dem Stadtteil begegnen. Etwa bei der Eröffnungsfeier am 22. Mai, wenn wohl nicht nur die Raucher die großzügige Terrasse nutzen.

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