Essen-Margarethenhöhe. Mittwochs herrscht große Leere, samstags wird es voller: Wie der Marktmeister bemüht ist, den Markt auf der Margarethenhöhe attraktiver zu machen.
Gartenstadt-Architektur, Industriekultur, viel Grün und wunderschöne Fassaden: Bekanntlich ist die Margarethenhöhe ein städtebauliches Juwel und eines der schönsten Beispiele für die Gartenstadtidee. In diesem historischen Ambiente verliert sich am vergangenen Mittwoch gerade mal ein Marktstand: Thomas Bremer bietet hier seit September 2021 Obst und Gemüse an. Jetzt ist gerade Spargel- und Erdbeerzeit, der Spargel kommt tagesfrisch vom Niederrhein. Die Erdbeeren kosten vier Euro pro Pfund – die Preise werden sich in den kommenden Wochen noch nach unten korrigieren, wenn das Wetter mitspielt. Noch kommen sie aus den Niederlanden, die deutschen kündigen sich aber bereits an.
Vor drei Jahren hat Bremer den Platz auf dem Kleinen Markt für seinen Obst- und Gemüsestand von Wolfgang Wrede übernommen, der ein Urgestein war: Mehr als 70 Jahre lang hatte er hier seinen Stammplatz. Auch Bremer ist ein Fan des Wochenmarkt-Konzepts, das ihn schon in der Jugend begeisterte: „Ich habe vor 30 Jahren im Alter von 13 auf dem Rüttenscheider Markt als Buden-Aufbauer begonnen“, erinnert er sich an seine ersten Erfahrungen. „Damals gab es die Hänger noch nicht, da gab es richtige Stände, die man noch aufbauen musste.“
Begeistert von der Margarethenhöhe
Daraufhin hätten sich Freundschaften mit Markthändlern entwickelt, die Bremer veranlassten, in Schermbeck seine Ausbildung zum Landwirt zu machen. Danach ging er als Obst- und Gemüseverkäufer zum Großmarkt und betrieb parallel dazu Einzelhandelsgeschäfte und Wochenmarktstände. „Ich habe das von der Pieke auf gelernt.“ Es ist ein Familiengeschäft, das er mit seiner Frau Sarah betreibt, auch der Sohn und die Schwiegertochter helfen mit. Auch in Rüttenscheid und Bredeney ist die Familie mit Ständen vertreten.
Bremer ist begeistert vom Flair des Marktes auf der Margarethenhöhe, von den Häusern der Gartenstadt, doch er fühlt sich ein wenig allein gelassen, zumindest was die Kollegen angeht. Immerhin: Am vergangenen Samstag gesellten sich drei weitere Stände dazu: Landeier und Kartoffeln, Blumen und Backwaren. Doch der Kleine Markt wirkt leer. Nur wenig Laufkundschaft sei zu verzeichnen, erzählt Bremer, der sich aber auf seine Stammkunden verlassen kann. „Mittwochs kommen auch noch Touristen“, erzählt er und zeigt auf den Bus der Stadtrundfahrten, der direkt oben am Absatz der Treppe hält. „Die kaufen zwar kein Gemüse ein, aber wir machen für unsere Kunden extra Obstbecher fertig zum Mitnehmen, die man direkt essen kann.“
Feierabendmarkt soll neue Kunden bringen
Und dann ist da natürlich der neue Feierabendmarkt, der sich alle 14 Tage jeweils mittwochs an den Wochenmarkt anschließt. Auf Anregung von Michael Flachmann, Vorstand der Margarethe-Krupp-Stiftung, hatten sich die Verantwortlichen der für den Markt zuständigen Stadttochter EVB (Essener Verwertungs- und Betriebs-GmbH) seit längerem Gedanken darüber gemacht, wie man „den kränkelnden Mittwochsmarkt auf der Margarethenhöhe“ retten könne. Und der Feierabendmarkt ist tatsächlich ein großer Erfolg.
Der reguläre Wochenmarkt auf der Margarethenhöhe aber war schon immer eher klein, bis man 2015 einen Neustart probierte. Von da an gab es neben Obst und Gemüse ein ausgewogenes Angebot: Ein Fischhändler kam aus den Niederlanden, es gab Speisen vor Ort, die die Aufenthaltsqualität zusätzlich erhöhten, beispielsweise Currywurst, aber auch Reibekuchen und Flammkuchen. Sogar ein Fahrradschrauber bot seine Dienste auf dem Markt an.
Neue Markthändler sollen kommen
Irgendwann schrumpfte das Angebot jedoch wieder zusammen. Es ist eine Kettenreaktion: Der erste Händler geht, die ersten Kunden bleiben weg, die nächsten Händler gehen. Der Käseverkäufer, erinnert sich eine Kundin, sei ohnehin immer erst mittags gekommen, quasi auf dem Weg vom Rüttenscheider Markt nach Hause, und irgendwann habe auch der Fischhändler die Margarethenhöhe verlassen. Die Margarethenhöhe scheint nicht mehr gefragt zu sein.
Marktmeister Olaf Ullrich ist das Problem bekannt, vor allem die Situation am Mittwoch schmerzt ihn sehr: „Das ist sehr bedauerlich. Der Käsehändler hat es terminlich leider nicht mehr geschafft.“ Ullrich packt das Problem an und bemüht sich um Ersatz: „Ich bin im Moment in Gesprächen mit einem Bäcker und einem Wursthändler, da habe ich gerade Angebote fertig gemacht.“ Zudem hofft er auf Synergien durch den Feierabendmarkt, der auch das reguläre Mittwochsangebot beleben soll. Ullrich: „Vielleicht bekommt der ein oder andere Händler ja Lust, mittwochs auch auf den regulären Markt auf der Margarethenhöhe zu kommen und dann bis abends zu bleiben.“
Der Überblick:
Markttage: Mittwochs 10 bis 18 Uhr, samstags 8 bis 13 Uhr; alle zwei Wochen findet mittwochs an gleicher Stelle zusätzlich der Feierabendmarkt statt: Ab 14 Uhr wird aufgebaut, von 15 bis 20 Uhr gibt es dann ein großes Angebot, zudem Sitzplätze und Tische, von denen reger Gebrauch gemacht wird.
Erreichbarkeit und Parkplätze: Parkplätze sind ein Problem auf der Margarethenhöhe. Am Straßenrand findet sich die ein oder andere Lücke, auch gegenüber dem Eingang zur Siedlung könnte es ein oder zwei Parkplätze geben. Auf der Sommerburgstraße parken viele Fahrzeuge auf dem Gehweg, wovon Anwohner und Fußgänger nicht begeistert sind. Wem es nichts ausmacht, eine Viertelstunde zu laufen, der kann den Wagen im P2 am Universitätsklinikum in Holsterhausen abstellen, zwei Stunden kosten hier 3 Euro. Die Margarethenhöhe ist aber mit der U-Bahn erreichbar: die U17 hält am Laubenweg.
Vielfalt des Angebots: Mittwochs nur ein Stand mit Obst und Gemüse – das war’s; samstags wird es ein wenig mehr, da steigt das Angebot auf vier Stände: Obst, Landeier und Kartoffeln, Blumen und ein Bäcker, der aus Kamp-Lintfort kommt.
Andere Einkaufsmöglichkeiten: Der Markt befindet sich mitten auf der Margarethenhöhe, eine Treppe führt hinauf zu einem großen Supermarkt. In der Umgebung befinden sich zudem ein Geschenkeladen und eine Apotheke. In Sachen Gastronomie gibt es gleich um die Ecke ein Eiscafé und direkt am Kleinen Markt ein Hotel mit Gourmetrestaurant und einigen Tischen, die bei gutem Wetter draußen stehen.
Snacks und Aufenthaltsqualität: Fehlanzeige, zumindest zu den regulären Wochenmarktzeiten; das ändert sich deutlich mit Beginn des Feierabendmarktes, wenn zusätzlich überdachte Sitzplätze geschaffen werden. Zahlreiche Besucher aus der Nachbarschaft nutzen dann die Einkaufsmöglichkeiten und nehmen auch Platz, um ein Gläschen Wein oder sonstiges zu sich zu nehmen.
Toiletten und Sauberkeit: Keine öffentliche Toilette, an der Sauberkeit war bei den Test-Besuchen auf dem gesamten Markt nichts auszusetzen.
Preise: Durchschnittlich für einen Wochenmarkt.
Ambiente und Kundenstruktur: Das Ambiente ist einzigartig: Der Kleine Markt ist allein durch seine Architektur der wohl schönste Marktplatz in Essen. Die Voraussetzungen sind also eigentlich ideal für einen Wochenmarkt – zumindest was das Ambiente angeht. Allein: Es fehlen Händler und Kunden. Die Stammkunden kommen aus der Nachbarschaft, auch ein paar Touristen nutzen den Wochenmarkt.
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