Essen-Schonnebeck. Plaudern auf dem Wochenmarkt? Klappt in Schonnebeck bestens und gehört hier zum Konzept. Ebenso wie Vielfalt und gute Qualität.
Wochenmarkt ist nur etwas für alte Leute? Von wegen. „Ich komme jede Woche hierher, kaufe frisch ein und plaudere dann auch gerne mit den Markthändlern, denn die kenne ich ja mittlerweile.“ Derjenige, der das sagt, ist Lars Pauly, 47 Jahre alt und damit noch recht weit von der Rente entfernt. Pauly wohnt in Schonnebeck, quasi um die Ecke, was heißt: Er kann zu Fuß kommen und seinen Wocheneinkauf erledigen. „Ich mag diese besondere Atmosphäre, die ein Wochenmarkt hat. Die Leute sind einfach nett. Das gilt sowohl für die Händler als auch die anderen Kunden.“
Sowohl die einen als auch die anderen kommen reichlich: Donnerstags ist es auf dem Karl-Meyer-Platz in der Regel gerappelt voll. Dann sind nicht nur die Kundinnen und Kunden aus dem Stadtteil unterwegs, dann stehen auch die Händler dicht an dicht: der Metzger neben dem Bäcker, Schmuck und Handyhüllen neben Kräutern, Tee und Gewürzen, warme Socken neben gut gekühltem Fisch, Taschen, Schuhe und Klamotten neben schlesischen Wurstwaren.
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Ein paar Tage später, einem regnerischen Samstag, ist dagegen recht wenig los, was nach Aussage aller wohl zwei Gründe hat: Zum einen konzentrieren sich samstags viele Markthändler eher auf andere, umsatzstärkere Standorte in Essen wie etwa Rüttenscheid oder Margarethenhöhe. Und: Bei schlechtem Wetter entscheiden sich nicht nur die Kunden, zu Hause zu bleiben, sondern in Erwartung niedrigerer Umsätze auch der ein oder andere Händler.
Viele treue Wochenmarkt-Kunden aus dem Stadtteil
Und doch gibt es auch in Schonnebeck jene Markthändler, die immer da sind. Jeden Donnerstag, jeden Samstag, von acht bis eins, auch wenn Wetter ist. Einer von ihnen ist Heinz-Jürgen Fastabend mit einem sehr gut bestückten Stand für Obst und Gemüse. Ein Klassiker auf dem Wochenmarkt. Allerdings stellt sich die Frage, ob man das nicht auch in einem der Supermärkte oder Discounter gleich nebenan kaufen kann. Denn die sind tatsächlich reichlich vorhanden.
Fastabend schüttelt den Kopf. „Ich habe viele Stammkunden aus dem Stadtteil“, sagt er, „die wissen, dass bei uns alles frisch ist, dass die Qualität stimmt. Und die wissen, dass an meiner Ware nicht schon zahlreiche Leute mit den Händen dran waren. Außerdem: Ich sehe ja, woher die Leute kommen. Die gehen drüben im Discounter einkaufen und kommen dann für Obst und Gemüse zu mir“. Auch was die Preise angeht, muss sich der Schonnebecker Markt nicht verstecken. Zugegeben: Spargel und Erdbeeren sind noch recht teuer, aber, so Fastabend, „die Saison fängt ja auch erst an“. Da sinken die Preise also Woche für Woche. Der Spargel kommt aus Raesfeld, die Erdbeeren – noch – aus Holland.
Seit 20 Jahren auf dem Wochenmarkt in Essen-Schonnebeck
Apropos Holland: Gleich nebenan befindet sich der Blumenstand von Jörg Thanscheidt, der beim Wort Holland den Kopf schüttelt. Natürlich kaufe er viele seiner Blumen beim europäischen Nachbarn, „aber diese hier beispielsweise, die sind noch kurz vor der Grenze gewachsen“. Zweimal pro Woche fährt er auf eine Blumen-Versteigerung und bringt die Ware frisch mit. „Blumen sind natürlich Saisonware“, erklärt er. „Jetzt ist gerade Tulpenzeit, also sind Tulpen der Renner. Aber Rosen gehen eigentlich immer.“
Seit über 20 Jahren kommt er nach Schonnebeck, „seit es den Markt hier gibt“. Hat ein Blumenhändler eigentlich Stammkunden? „Na klar, einige kommen jede Woche. Wir bereiten zu Hause schon ein paar Sträuße vor, die werden gerne genommen. Aber viele Kunden haben schon eine klare Idee, was sie wollen – und denen stellen wir dann etwas zusammen.“ Und woher kommen seine Kunden? Das ist unterschiedlich. Die meisten direkt aus der Umgebung. Aber die Dame da vorne, die kommt sogar aus Wattenscheid.“
Ja, auch dieser Markt ist geschrumpft. Vor 20 Jahren, erinnert sich Obsthändler Fastabend, da hätte er hier auf dem Karl-Meyer-Platz noch vier oder fünf Kollegen gehabt. „Wenn es heute hochkommt, sind wir zu zweit.“ Andererseits: Wer braucht schon fünf Obsthändler am gleichen Platz? Vielfalt und Qualität sind es, die einen Wochenmarkt ausmachen. Fastabend: „Da muss sich Schonnebeck nicht verstecken.“
Der Überblick:
Markttage: Donnerstags und samstags ist von 8 bis 13 Uhr geöffnet.
Erreichbarkeit und Parkplätze: Samstags ist Platz zum Parken direkt auf dem Karl-Meyer-Platz, donnerstags ist der Markt umfangreicher, da wird es eng. Es gibt aber gleich gegenüber einen Discounter mit eigenem Parkplatz. Die Buslinien 154, 170 und 183 halten direkt in der Nähe, Haltestelle: Karl-Meyer-Platz.
Vielfalt des Angebots: Donnerstags hat der Markt alles, was ein Markt braucht: Obst und Gemüse, Wurst und Käse, Fleischwaren, Fisch, Blumen, Backwaren, Kräuter, Tee und Gewürze, Bekleidung und Lederwaren bis hin zu Handyhülle, Schmuck und Batteriewechsel. Samstags ist das Angebot deutlich kleiner, aber Obst und Gemüse, Wurst und Käse sowie Blumen gibt es immerhin.
Andere Einkaufsmöglichkeiten: Der Markt befindet sich mitten in einem kleinen Stadtteilzentrum mit Supermarkt, Discounter, Apotheke, Optiker, Drogerie, gleich zwei Bäckern sowie einem Hundesalon – für den täglichen Bedarf sollte hier alles erhältlich sein.
Snacks und Aufenthaltsqualität: Ein Food-Truck oder ähnliches war bei unseren Besuchen nicht vor Ort, aber in der Umgebung gibt es hinreichend Möglichkeiten, den kleinen Hunger zu stillen.
Toiletten und Sauberkeit: Keine öffentliche Toilette, an der Sauberkeit war bei den Test-Besuchen auf dem gesamten Markt nichts auszusetzen.
Preise: Niedrig bis durchschnittlich. Spargel und Erdbeeren waren in der vergangenen Woche noch etwas teuer, aber das ist derzeit noch die Regel. Sobald das Angebot größer wird, sinken auch die Preise. Besonders wichtig: Die Qualität stimmt.
Ambiente und Kundenstruktur: Es war recht wenig los bei unseren Besuchen, was nach Aussage sowohl der Händler als auch der Besucher einzig und allein am schlechten Wetter gelegen haben soll. Die Kunden kommen, wie bei anderen Märkten auch, aus dem direkten Einzugsbereich, von der Seniorin bis zur jungen Familie war alles da. Das Schwätzchen mit den Markthändlern macht gute Laune. Der Markt passt sich perfekt in die Umgebung ein und bietet sich gemeinsam mit den Möglichkeiten drumherum als idealer Ort für den Wocheneinkauf an.