Essen. Großer Marktplatz, oft wenig Stände: Der Wochenmarkt in Essen-Frohnhausen hat dennoch Qualitäten, aber sie springen nicht gleich ins Auge.
Nein, mit früher dürfe man das hier nicht vergleichen, sagt Wolfgang Dotten, der seit Urzeiten auf dem Frohnhauser Markt in Essen Kartoffeln verkauft. Als er als Steppke seinen Eltern am Stand half, war der Marktplatz noch nicht so aufgeräumt wie heute, dafür aber rappelvoll. Und noch vor 30 Jahren konnte sich der Wochenmarkt in Frohnhausen was Standdichte, Kundenzahl und auch Vielfalt betraf mit dem in Rüttenscheid messen.
An vielen Markttagen reicht es in Frohnhausen nur noch für eine Wagenburg
Das ist vorbei. Selbst an einem guten Samstag füllen die vielleicht 30 Stände gerade mal die Hälfte des ausgedehnten Marktplatzes, der von der Quadratmeterzahl her der größte in Essen ist. Im Winter und an Donnerstagen reicht es dann oft nur noch zu einer kleinen, etwas verloren wirkenden Wagenburg, an Dienstagen nicht mal mehr dazu.
Immerhin aber: Zumindest an den meisten Samstagen ist alles da, was ein klassischer Wochenmarkt braucht, inklusive des wichtigen Fischstands. Die Atmosphäre wirkt unkompliziert, sehr bodenständig und fast familiär, soweit das in der Großstadt möglich ist. Etwa wenn scherzhaft um den frühen, daher teuren Spargel gefeilscht wird, und der Spott über den Gewichtspreis nur so hin und her fliegt. Händler lachend zur Kundin: „Ich kann gern die Köppe vom Spargel abschneiden, dann wird’s weniger.“ Kundin zum Händler: „Pass auf, dat ich dir nich’ den Kopp abschneide.“
Rau aber herzlich, nennt man das wohl. Ein Markt, auf dem man früher selbst oft einkaufen war, dem man umzugsbedingt viele Jahre fernblieb und wo der quirlige rheinische Gemüsehändler einen dann begrüßt mit überraschtem Blick und den Worten „Dich hab’ ich aber lange nicht gesehen“, ein solcher Markt kann so übel nicht sein. In Frohnhausen gibt’s also durchaus Qualitäten, aber sie springen nicht gleich ins Auge.
Immer nur Kartoffeln: Wolfgang Dotten ist das Urgestein des Frohnhauser Marktes
Wolfgang Dotten ist das Urgestein des Frohnhauser Marktes und will das bleiben, solange die Gesundheit mitspielt. Im Jahr 1952 haben seine Eltern erstmals ihren Stand aufgebaut, der heute 76-Jährige musste früh mit anpacken. 1972 hat er sich dann selbstständig gemacht, fortan gab es hier drei Dotten-Stände: einer gehörte seinen Eltern, einer seiner Schwester und einer ihm. Mindestens drei weitere Kartoffelhändler, die nichts mit der Familie zu tun hatten, gab es auf dem Markt auch noch, erinnert sich Dotten, und alle hätten genug Kunden gehabt. Und jetzt haben wir ja nur von Kartoffeln geredet. „Der Markt war voll bis auf den letzten Standplatz“, so der Markt-Senior.
Lebensstil und Arbeitsweisen haben sich seit damals grundlegend geändert, analysiert Dotten. „Früher sind die Frauen morgens auf den Markt gekommen, und haben dann mittags für die Kinder gekocht, wenn die aus der Schule kamen.“ Heute gingen alle gleichermaßen arbeiten, eingekauft wird dann nachmittags oder abends. Das sei aber nur ein Grund für den Niedergang der Wochenmärkte. Ein anderer ist die Parkplatzsituation, die auch in Frohnhausen nicht einfach ist. Ohne Parkplatz sei vielen das Einkaufen zu mühsam.
Tatsächlich liegt der Marktplatz mitten in dichtbesiedelten Wohnquartieren mit hohem Parkdruck, hierin vergleichbar mit Rüttenscheid. Eingefasst ist er von einem durchaus sehenswerten Altbau-Ensemble und dem Westpark, der für eine Stadtteil-Grünanlage beachtliche Ausmaße hat. Überhaupt hat Frohnhausen, was viele nicht wissen, viel Altbausubstanz, und zwar gerade in der näheren und weiteren Umgebung rund um den Marktplatz. Zugegeben, manches wirkt nicht mehr taufrisch, aber gerade deshalb und wegen der städtebaulichen Großzügigkeit fast ein wenig berlinerisch.
Markttage: Samstags, Dienstag und Donnerstag ist von 8 bis 13 Uhr geöffnet.
Erreichbarkeit und Parkplätze: Für Autofahrer ist die Situation nicht grundlegend besser als zum Beispiel in Rüttenscheid. Es gibt rund um den Markt zwar viele Stellplätze, doch sie sind kostenlos und daher stark von anwohnenden Dauerparkern belegt. Die Bus-Linien 145 und 196 halten quasi an den Marktständen, für Radfahrer gibt es einige Abstellmöglichkeiten.
Vielfalt des Angebots: Mehrere Obst- und Gemüse-Händler von preiswert bis gehoben, mehrere Bäcker, einer mit Bio-Waren, dann Wild und Geflügel sowie Fisch, der holländische Käse-Händler, arabische Feinkost, schlesische Wurstwaren, Kartoffeln, Gewürze, Blumen. Ergänzend gibt’s noch ein paar Bekleidungsstände.
Andere Einkaufsmöglichkeiten: Eher bescheiden. Die Frohnhauser Mitte mit Läden und Supermärkten konzentriert sich im Bereich der Kreuzung Frohnhauser Straße/Berliner Straße, und das ist rund einen Kilometer entfernt. An der am Markt entlang führenden Mülheimer Straße gibt’s auch noch einige Geschäfte und Dienstleister, sie leidet aber seit vielen Jahren unter wachsender Auszehrung.
Snacks und Aufenthaltsqualität: Es gibt zwei, drei Stände, an denen man sich zum Beispiel auf einen Flammkuchen-Snack, einen Kaffee oder auf ein frühes Glas Wein niederlassen kann. So wirklich gemütlich wirkt das alles nicht, dazu ist der Platz zu leer, aber die Geschmäcker sind verschieden. Es wird jedenfalls angenommen.
Toiletten und Sauberkeit: Am Parkplatz Richtung Westpark stehen einige Dixi-Klos, an der Sauberkeit war bei den Test-Besuchen auf dem gesamten Markt nichts auszusetzen.
Preise: Mit durchschnittlichen Wochenmarktpreisen ist zu rechnen, es gibt aber Ausschläge nach oben. Tipp für Einsteiger: Da, wo die meisten Kunden stehen, dürfte die Chance am größten sein, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis anzutreffen. Und zum Markt-Ende hin wird es auch mal richtig billig, weil Händler höchst ungern mit unverkaufter Ware nach Hause fahren.
Ambiente und Kundenstruktur: Stadtteilbewohner in ihrer ganzen sozialen Breite sind die Basis der Kundschaft, vom Eindruck her fahren nur vereinzelt Auswärtige zum Frohnhauser Markt. Stark umlagert ist ein Stand aus dem Münsterland, der Billig-Wurst und -Käse abgepackt für ein bis zwei Euro anbietet, ein Indiz, das bei ziemlich vielen Frohnhauser Kunden ebbe in der Kasse ist. Das Markt-Ambiente differiert stark, je nach Wetter und Kundenzustrom, aber wegen seiner eigentlich überdimensionierten Größe wirkt der Platz selbst an guten Tagen doch sehr zugig. Vor knapp 20 Jahren wurde er mal in teils roter Backsteinoptik neu gestaltet. Man kann der Stadt nicht vorwerfen, dass sie dabei viel in Qualität und Einfallsreichtum investiert hätte.