Essen-Werden. In den „Wadden Kladden“ werden alte und neue Texte zu Essen-Werden veröffentlicht. Grafiker Dirk Uhlenbrock berichtet, wie die Hefte entstehen.
Mit seinen Heimatheften „Wadden Kladden“ hat Grafiker Dirk Uhlenbrock eine Reihe geschaffen, die in loser Folge alte und neue Texte zum Stadtteil Werden veröffentlicht: Beiträge zur Historie des kleinen Ortes an der Ruhr, aktuelle und humorvoll aufbereitete Themen bis hin zu persönlichen Erinnerungen. Wenn auch Form, Inhalt und Umfang variieren, gemeinsam ist das klassische Schulheftformat. Soeben ist „Das Hespertal - Ein altes Industriegebiet“ erschienen.
Dirk Uhlenbrock stammt aus Huttrop: „So heißt das offiziell. Aber alle dort sagen Essen-Ost.“ Der Grafiker lebt seit dem Jahr 2000 mit der Familie in Fischlaken. Das nahe Hespertal hat es dem 58-Jährigen angetan: „Ich habe mich immer für die Orte interessiert, an denen ich arbeite und lebe. Wir wohnen in einem Steigerhaus der Zeche Pörtingsiepen. Dort spielten übrigens zwei Folgen der Tatorte mit Kommissar Haferkamp. In einer Szene ist auch unser Haus zu sehen.“
Werden war über 600 Jahre lang eine selbstständige Stadt
Sein Interesse an lokaler Geschichte wurde bereits in der Grundschule geweckt: „An der Hellwegschule hat uns das Fräulein Reinhardt die Entstehungsgeschichte der Stadt Essen ans Herz gelegt.“ In Werden fällt ihm auf, dass nur wenige wissen, wie wichtig die Abteistadt war und heute noch ist: „Werden ist älter als Essen, die Reichsabtei hat spirituelle und intellektuelle Geschichte geschrieben. Werden war über 600 Jahre lang eine selbstständige Stadt und wurde erst vor gut hundert Jahren an Essen angedockt.“
In der Wadden-Kladde „Hinter Schloß und Riegel“ etwa berichtet der Werdener Historiker Norbert Fabisch von der königlich-preußischen Strafanstalt in der alten Abtei. Für Uhlenbrock lag es auch nahe, auf Schriften eines 1882 geborenen, höchst geschichtsinteressierten Oberstudiendirektors am Werdener Progymnasium zurückzugreifen: „Dr. Franz Körholz hat sich sehr gut ausgekannt in der lokalen Historie und einiges publiziert.“
So beschäftigte er sich mit der Geschichte des Stifts Werden oder mit dem Ruhrkampf 1923 bis 1925. Auch widmete er sich dem Hespertal. Im heute so malerischen Naherholungsgebiet wurden seit dem späten Mittelalter zahlreiche Mühlen und Hammerwerke betrieben. Die Hesper gilt als einer der ältesten Industriebäche Deutschlands.
Zechen, Siedlungen und Lokale im Hespertal
In der Bläufabrik wurde seit 1773 aus Kobalterzen das begehrte Farbpulver gewonnen. Mehrere Zechen, Siedlungen und Lokale entstanden im Hespertal. Heute sind nur noch wenige Spuren der Industrievergangenheit zu finden.
Im Sommer erscheinen „Stadt Werden - Eine Momentaufnahme“ vom letzten Werdener Bürgermeister Joseph Breuer sowie ein Werk über die „Landbürgermeisterei Werden“ von deren einzigem Bürgermeister Aloys Schaphaus. Für Uhlenbrock spannend: „Es gab ambitionierte Pläne für Heidhausen. Eine Gartenstadt, die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe. Doch dann kam die Eingemeindung.“
Grafiker sammelt alte Grußkarten aus Werden
Uhlenbrock sammelt alte Gruß- und Ansichtskarten aus Werden: „Ich bevorzuge Abbildungen, auf denen die Bevölkerung zu sehen ist. Ich hoffe noch auf eine Fotografie vom alten Kastell, oder zumindest von seinen Überresten.“ Der Grafiker arbeitet an einem Heft mit acht alten Sagen aus und um Werden, fest eingeplant ist zudem ein Heft mit touristischen Rundgängen.
Liebevoll illustrierte Bücher
Zu kaufen sind die „Wadden Kladden“ für je neun Euro bei der Buchhandlung Schmitz in der Grafenstraße 44 in Essen-Werden.
Bestellen kann man die Heimathefte unter info@ersteliga.de mit einem Aufpreis von zwei Euro für den Versand.
Seit Jahren gestaltet das „Erste Liga Büro für Gestaltung“ im Löwental 15 das „Schmitzkatze“-Lesemagazin der Buchhandlung Schmitz und hat auch Bücher wie jüngst den „Werdener Suppenwürfel“ illustriert.
Weitere Informationen zu den Publikationen sind unter www.ersteliga.de und www.waddenkladden.de zu erhalten.
Für Dirk Uhlenbrock ist es ein Skandal, dass in Werden immer mehr schöne Häuser dem Erdboden gleichgemacht werden sollen oder ihnen zumindest ihr Gesicht genommen wurde: „Spätestens nach dem Ärger um den Kaiser Friedrich schauen die Werdener genauer hin. Alte Häuser dürfen nicht einfach verschwinden.“ Er möchte mit Zeichnungen alter Werdener Gebäude dafür sensibilisieren.
Zurzeit entsteht in Zusammenarbeit mit Sprachforscher Marc Real eine Waddisch-Fibel zum Nachschlagen. Mit Bildtafeln, die auf unterhaltsame Weise waddische Begriffe erklären: „Gerne als Lehrmittel für unsere Grundschulen. Dieser Sprachreichtum und auch der Sprachwitz dürfen nicht endgültig verloren gehen.“