Essen-Werden. Die Initiative „Propsteistraße 39 retten“ will ein Gründerzeithaus in Werden vor dem Abriss bewahren. Jetzt gibt es eine Online-Petition.

Die Initiative „Propsteistraße 39 retten“ will ein rund 120 Jahre altes Haus im Herzen der Werdener Altstadt vor dem Abriss bewahren. Dazu hat sie vor kurzem eine Online-Petition gestartet. Über 890 Unterstützende (Stand 9. Dezember) gibt es – darunter ein Prominenter aus der Kabarettszene des Ruhrgebiets.

Herbert Knebel (alias Uwe Lyko) wendet sich „in einer persönlichen Angelegenheit“ via Facebook an die Bevölkerung: Er sei seit 22 Jahren Werdener. „Der Stadtteil is schon schön, viele alte Bausubstanz, tolle alte Häuser. Und eine Bude wollen se abreißen. Ja sacht mal, wo kommen wir denn da hin? Und da wollen die da irgend son Kabachel hinpflanzen“, meint Knebel in bestem Ruhrdeutsch und fordert auf, sich dem Online-Protest anzuschließen.

Transparente hängen an den Häusern in der Propsteistraße

Zusammengefunden hatten sich die Mitglieder der Initiative im Sommer, als ruchbar wurde, dass für das Gründerzeithaus eine Abrissgenehmigung vorlag. Der Neubau eines Wohnhauses für betreutes Wohnen mit Garage wurde der Stadt von dem Eigentümer angekündigt.

Anwohner Peter Bruckmann macht auf die Online-Petition aufmerksam. Unterschriftenlisten liegen auch in Geschäften aus.
Anwohner Peter Bruckmann macht auf die Online-Petition aufmerksam. Unterschriftenlisten liegen auch in Geschäften aus. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Dieser Eigentümer solle aus Bredeney kommen und habe das historische Gebäude von der Familie Pörting (ehemals dort ansässige Zahnarzt-Praxis) übernommen, erklärt Peter Bruckmann. Der 74-Jährige wohnt mit seiner Frau Doris, 70, genau gegenüber der besagten Immobilie. So wie seine Nachbarn in der Propsteistraße zeigt er ebenfalls öffentlich, was er von den Plänen hält: „Kein Abriss von 39“ steht auf dem Transparent am Haus. „Kein 2. Kaiser Friedrich“ ist ein Stück weiter zu lesen und „Hände weg“. An Laternenmasten in ganz Werden kleben zudem Abreißzettel mit der Adresse der Online-Petition.

Denkmalamt hat „vorläufige Unterschutzstellung“ ausgesprochen

„Das Haus ist Teil eines in seiner Geschlossenheit seltenen Ensembles von Bürgerhäusern in der Propstei-, Forstmann- und Huffmannstraße, die um die Jahrhundertwende gebaut wurden“, heißt es in der Begründung zur Petition. Während das gleichartige, gegenüberliegende Haus 68 unter Denkmalschutz stehe, sei dies bei der 39 nicht der Fall. Das Haus laufe Gefahr, bereits im Januar abgerissen werden zu dürfen. Dann nämlich laufe die „vorläufige Unterschutzstellung“ aus, die die Denkmalbehörde der Stadt nach einem Besichtigungstermin im November ausgesprochen habe, so die Befürchtung der Anwohner.

Der Bürgerschaft ist das Hick-Hack um das Gebäude „Kaiser Friedrich“ noch allzu gut in Erinnerung.
Der Bürgerschaft ist das Hick-Hack um das Gebäude „Kaiser Friedrich“ noch allzu gut in Erinnerung. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Ihnen und überhaupt der Bürgerschaft in Werden ist das Hick-Hack um das Gebäude „Kaiser Friedrich“ noch allzu gut in Erinnerung. „Auf dem Gelände wird gerade ein Neubau hochgezogen, der überhaupt nicht dorthin passt“, spricht Peter Bruckmann aus, was viele denken. Die Forderung an die Stadt und Oberbürgermeister Thomas Kufen laute deshalb, das Haus Propsteistraße 39 unverzüglich unter Denkmalschutz zu stellen und den Abriss zu verhindern, so die Initiative.

Ansicht des Hauses auf des Hauses an der Propsteistrasse 39 in Essen-Werden.
Ansicht des Hauses auf des Hauses an der Propsteistrasse 39 in Essen-Werden. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Unterstützung kommt dabei vom Arbeitskreis Essen 2030. Dieses Gremium fordert schon seit längerem eine Denkmalschutzbereichssatzung für die Propsteistraße, Duden- und Forstmannstraße sowie den Wesselswerth.

AK Essen 2030 ist in Sorge um schützenswerten Bereich

„Der Arbeitskreis Essen 2030, zugleich als Gestaltungsbeirat der Stadt Essen tätig, verfolgt die Debatte um den drohenden Abriss des Hauses Propsteistraße 39 mit größter Aufmerksamkeit und Sorge. Die genannten Straßenzüge stammen alle aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sie sind weitgehend intakt erhalten und spiegeln das Wachstum der Kommune in der Folge der prosperierenden Textilindustrie“, schreibt Dr. Johannes von Geymüller, seit 1992 Mitglied im AKs.

Protest äußern

Die Unterschriftenlisten liegen u.a. in folgenden Geschäften aus: Reformhaus Espey, Wigstraße 13; Schuhhaus Beitelsmann, Heckstaße 20; Buchhandlung Schmitz, Grafenstraße 44; Raumausstattung Judith Werner, Werdener Markt 8; Löwenapotheke, Brückstraße 30; WohnRevier, Heckstraße 19; Atelier für Schmuck Berg-Bode, Hufergasse 15; Scarpoteca, Heckstraße 29; EinzigARTig, Heckstraße 22.

Die Online-Petition ist erreichbar auf: https://www.openpetition.de/petition/online/kein-abriss-der-propsteistrasse-39-2

Nach dem Ende der abteilichen Epoche habe Werden einen rasanten Aufschwung durch das private Unternehmertum verzeichnet. „In der Folge stieg die Einwohnerzahl. In den genannten Straßenzügen spiegelt sich die Stadterweiterung rund um den mittelalterlichen Stadtkern. Diese Areale sind genauso schützenswert wie das ehemalige abteiliche Kloster, heute Sitz der Folkwang Universität der Künste.“

Der Arbeitskreis Essen 2030 fordere dringend eine Denkmalbereichssatzung für Essen-Werden. Die personelle Lage im Bereich der Unteren Denkmalbehörde dürfe nicht ein Vorwand für Untätigkeit sein. „Seit Jahren fordern Vereine und Kommunalpolitiker in der Bezirksvertretung eine Untersuchung. Fehler der Vergangenheit dürfen sich nicht perpetuieren. Diese Maßnahme scheint dringender denn je.“