Bochum. Alle fünf Wochen erneuert Think Twice die Kollektion und verkauft vorher so viel wie möglich. Dabei steht nicht der eigene Profit im Mittelpunkt.

Die Idee ist raffiniert, der Hintergrund zukunftsweisend. An der Kortumstraße 120 in Bochum hat Anfang März eine Filiale der Secondhand-Modekette Think Twice eröffnet. Sie verspricht ein „zyklisches Modeerlebnis“.

Secondhand-Kleidung in Bochum gibt es für einen Euro

„Es gibt drei normale Wochen. Die vierte und fünfte sind Sales-Wochen. Wir möchten so viel wie möglich abverkaufen“, erläutert Zarwa Nabi, Commercial Director bei Think Twice, Baltic Textile Trading GmbH in Deutschland. Zwei Tage gibt es 30 Prozent, zwei Tage 50 Prozent, dann ein paar Tage: fünf Euro pro Stück, vier, drei, zwei – und am Ende kostet die Secondhand-Kleidung nur noch einen Euro. „Ich nenne das ‚fast fair fashion’“, sagt Nabi, die damit auf die Niedrigpreis-Mode großer Konzerne anspielt.

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Bei Think Twice sei das Ziel des Ausverkaufens, den erwirtschafteten Überschuss in Entwicklungsprojekte zu investieren, so die Angaben der Muttergesellschaft. Denn die Modekette ist ein Tochterunternehmen der öffentlichen Organisation „Humana Second Hand Fundraising Projects“ in Litauen.

Nur fünf Prozent der Kleidung landet im Abfall

Die Organisation eröffnete 1998 ihr erstes Secondhand-Geschäft in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Aufgrund des Erfolgs betreibt sie heute in Europa, Afrika und Nahem Osten, laut eigenen Angaben, über 200 Secondhand-Bekleidungsgeschäfte und mehrere Sortierzentren in dreizehn Ländern.

Soziale Medien und Engagement

Das Unternehmen Think Twice nutzt zur Kommunikation mit seiner Zielgruppe vor allem die sozialen Medien Instagram und Facebook. Dort kündigen die Secondhand-Geschäfte auch die Termine des Fünf-Wochen-Verkaufszyklus regelmäßig an.

Laut der Muttergesellschaft Humana Second Hand Fundraising Projects konnten die Organisation und ihr Netzwerk 2020 fast sieben Millionen Euro in Entwicklungsprojekte für arme oder benachteiligte Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Litauen spenden.

Informationen unter: https://www.humanafundraising.lt/

Was nach dem Fünf-Wochen-Zyklus übrigbleibt, tritt den Rückweg in ein Sortierzentrum an, in dem die Kleidung neu sortiert und verschiedenen Zwecken zugeführt wird. Die Organisation „Humana Second Hand Fundraising Projects“ kauft die getragene Kleidung direkt von Wohltätigkeitsorganisationen und Unternehmen in Europa und den USA.

Die Mitarbeiter ordnen die Kleidung nach Kategorien, um sie entweder gezielt zum Beispiel an die eigenen Unternehmen weiterzuverkaufen oder sie zu recyceln. Nach Angaben der Organisation bildeten nur fünf Prozent der Secondhand-Güter Abfall und könnten gar nicht wiederverwertet werden.

Studierende und Schüler sind Kunden

Bochum ist neben Standorten in Aachen, Bonn und Köln die fünfte Think Twice-Filiale in Deutschland. Während das Konzept in Bochum noch bekannt werden muss, bildeten sich beispielsweise in Bonn und Köln während der Sales-Wochen lange Schlangen vor den Geschäften.

Das Secondhand-Geschäft Think Twice an der Kortumstraße 120 in Bochum.
Das Secondhand-Geschäft Think Twice an der Kortumstraße 120 in Bochum. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Ich habe mich für Bochum entschieden, weil es eine Uni-Stadt ist. 80 Prozent unserer Kunden sind Studenten und Schüler, aber es kaufen alle: normale Hausfrauen bis Akademiker“, so Nabi. Das Sortiment bei Think Twice ist vielseitig für Damen wie Herren: Hosen, Jeans, Blusen, Jacken, Röcke, Kleider, Shirts, Abendmode, Taschen, Schmuck, Sportkleidung – sortiert nach Farben und Kleidungsstücken. Die Atmosphäre in dem 260 Quadratmeter großen Verkaufsraum wirkt mit Teppichen und Vintage-Deko recht einladend.

Und auch bei unserem Besuch stöbern einige Studierende durch das Sortiment. Lisi Kontio (20) aus Dortmund hat von ihrer Mitbewohnerin von dem neuen Secondhand-Geschäft in Bochum gehört: „Wenn ich nicht bei den großen Ketten kaufe, gibt es vielleicht weniger Kinderarbeit“, überlegt sie. Viviane Bandyk (21) findet: „Nachhaltigkeit ist wichtig, aber ich komme vor allem gerne hier her, weil ich coole Sachen finden kann und eher mal etwas Neues ausprobiere.“