Essen. H&M zieht sich aus Essen weiter zurück. Der schwedische Modekonzern schließt seinen Standort auf der Limbecker Straße. Welche Gründe H&M nennt.

Die von Leerständen gezeichnete Limbecker Straße in der Essener Innenstadt steht vor einem neuen Aderlass: Wie diese Redaktion erfuhr, wird das Modegeschäft Hennes & Mauritz, kurz H&M, auf der Limbecker Straße 34 schließen. Auf Nachfrage bestätigte ein Sprecher des Unternehmens, dass der Laden bis Ende des Jahres aufgegeben werde.

Mit H&M geht der Limbecker Straße ein langjähriger Mieter verloren. Das schwedische Unternehmen betreibt das Geschäft dort bereits seit 1984. Es gehörte damals mit zu den ersten Läden, die H&M im Zuge seiner Deutschland-Expansion, die 1980 in Hamburg startete, eröffnete.

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Offenbar zieht sich H&M nach so langer Zeit von der Limbecker zurück, weil Umsätze und Mietkosten nicht mehr zusammenpassen. Im Zuge der Corona-Krise hatte auch der schwedische Modekonzern deutlich Federn lassen müssen und angekündigt, in diesem Jahr weltweit netto 250 Filialen zu schließen.

H&M: Kosten und Umsatz stimmen auf der Limbecker Straße nicht mehr

Die Schließung des Essener Geschäfts scheint aber nicht allein durch Corona begründet zu sein, sondern auch mit dem Trend, dass immer mehr Kunden Mode im Internet kaufen. Der H&M-Sprecher erklärte dazu: „Mit Blick auf das sich verändernde Einkaufsverhalten unser Kunden und Kundinnen prüfen wir die Optimierung unseres Store-Portfolios kontinuierlich, Schließungen sind Teil davon.“ Ein Geschäft zu schließen sei dabei immer das letzte Mittel. In Fall des Ladens auf der Limbecker Straße „stehen Kosten und Umsatz nicht mehr in einem gesunden Verhältnis, weshalb wir uns für eine Schließung des Geschäfts entscheiden mussten“.

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Schon in der Vergangenheit hatte sich H&M aus mehreren Läden auf der Kettwiger Straße zurückgezogen, zuletzt im August 2017 aus dem Geschäft in der Kettwiger Straße 20. Wenn der Standort in der Limbecker Straße jetzt schließt, dann bleiben in Essen noch drei H&M-Läden bestehen: im Limbecker Platz, im Alleecenter und in der Hansastraße in Steele.

Essen Marketing will neuen Mieter für H&M-Laden suchen

Der Weggang vom H&M dürfte auch ein Rückschlag für die Essen Marketing Gesellschaft (EMG) sein, die derzeit mit Hilfe eines Förderprogramms daran arbeitet, die Leerstände auf der Limbecker Straße zu reduzieren. „Die Entscheidung von H&M trifft uns allerdings nicht überraschend“, sagt EMG-Geschäftsführer Richard Röhrhoff. Schließlich sei auch in anderen Städten zu beobachten, dass sich die schwedische Modekette zurückzieht. Das war bzw. ist unter anderem in Herne und Bottrop der Fall.

„Dennoch tut natürlich jeder Leerstand weh“, sagt Svenja Krämer, Innenstadtmanagerin bei der EMG. Dieser aber wohl besonders: Denn Filialisten wie H&M würden wichtige Frequenzen bringen, sagt Krämer.

Die EMG will sich nun darum bemühen, auch dieses demnächst leerstehende Geschäft wieder mit Leben zu füllen. Möglich machen soll das das Landesprogramm zur Rettung der Innenstädte. Damit können Städte leerstehende Läden mit Hilfe von Fördergeldern anmieten und sie zu einem günstigen Mietzins an Untermieter für bis zu zwei Jahre weitervermieten. Auf der Limbecker Straße ist der EMG dies in bislang vier Fällen gelungen. Allerdings stehen dort noch immer mehr als ein halbes Dutzend Läden leer. Röhrhoff nennt die Situation „dramatisch“.

Innenstadt-Förderprogramm ist kein Selbstläufer

Allerdings ist die H&M-Fläche eigentlich zu groß, um sie mit Landesmitteln zu fördern. „Wir könnten über das Programm lediglich eine Teilfläche anmieten. Aber dann müsste der Eigentümer bereit sein, das erste Obergeschoss anders zu erschließen“, betont Svenja Krämer. Man habe mit dem Eigentümer der Immobilie vor einigen Tagen Kontakt aufgenommen.

Dass das Landesprogramm in Corona-Zeiten generell kein Selbstläufer ist, haben die vergangenen Monate gezeigt. 28 Konzepte hatten nach dem ersten Bewerbungsaufruf der EMG zunächst Interesse bekundet. Davon wurden einige von der Jury aussortiert, andere sprangen von sich aus wieder ab. Am Ende unterzeichneten gerade einmal vier Händler einen Mietvertrag. „Das ist ein langer Weg“, räumt Svenja Krämer ein. Derzeit sei kaum ein Unternehmen expansiv unterwegs. „Da gehört schon viel Überzeugungsarbeit dazu, diese dann auf die Limbecker Straße zu ziehen.“ Da müsse man schon „Zückerchen hinhalten“, spielt Krämer auf die Möglichkeit der subventionierten Mieten an.

Fall Lindt auf der Limbecker sorgte für Wirbel

Die EMG ist nach eigenem Bekunden mit neuen Interessenten in Verhandlung. „Aktuell haben wir einige Anfragen, die die Jury auch schon positiv bewertet hat“, sagt Krämer. Nicht ausgeschlossen ist, dass auch Filialisten wieder zum Zuge kommen. Zuletzt hatte der Fall Lindt politisch für Wirbel gesorgt, weil der milliardenschwere Schweizer Edelchocolatier auf der Limbecker ebenfalls in den Genuss der stark subventionierten Ladenmiete kommt.

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NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach hatte in einer kleinen Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag jetzt nochmals klar gestellt: „Eine Mietsubventionierung von internationalen Filialisten ist mit dem Programm grundsätzlich nicht intendiert.“ Die Entscheidung über die individuelle Ausgestaltung des kommunalen Verfügungsfonds obliege allerdings den Kommunen.

EMG-Chef Richard Röhrhoff kündigt an, dass auch in Einzelfällen weiterhin Filialisten mit Steuergeldern auf die Limbecker Straße gelockt werden sollen. „Wenn sie eine qualitative Frequenz auf die Straße bringen, dann profitieren auch die anderen davon.“