Essen-Borbeck. Mit dem „Sofortprogramm Innenstadt“ will die Essen Marketing den Einzelhandel in Borbeck beleben. Doch bislang ohne Erfolg.

Im Bemühen um die Belebung des Einzelhandels in Borbeck hat die Essen Marketing (EMG) einen gelinden Dämpfer erhalten: „Mit der Resonanz auf das gestartete Sofortprogramm Innenstadt in Borbeck sind wir bisher nicht zufrieden“, gibt Svenja Krämer unumwunden zu. Aufgeben will die Leiterin für City- und Zentrenmanagement bei der EMG jedoch (noch) nicht.

Das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in NRW“ – so der komplette Name – ist ein Förderprogramm des Landes, das es Städten ermöglicht, leerstehende Ladenlokale anzumieten und mit einem Mietnachlass bis zu 80 Prozent an interessante und neue Konzepte für maximal 24 Monate unterzuvermieten. Allein für den Stadtteil Borbeck sind im Rahmen des „Verfügungsfonds Anmietung“ Mittel in Höhe von rund 305.000 Euro (Förderung: 274.000 Euro) vorgesehen.

In der Essener City hatte dies zuletzt funktioniert. So siedelten sich dank der Subventionen an der Limbecker Straße Startup-Unternehmen wie „Mykraut“, „Strike.Wardrobe“ und „The Outleter“ an. Motiviert durch diesen Erfolg startete die EMG das Förderprogramm Ende 2021 auch in Borbeck. Doch profitieren konnte der Stadtteil davon noch nicht.

EMG erhielt drei Anfragen für Bewerber in Essen-Borbeck

In die ehemalige Goldverwertung an der Rechtstraße zog erst vor wenigen Wochen ein Sportgeschäft ein. Mit dem Sofortprogramm Innenstadt hat das allerdings nichts zu tun.
In die ehemalige Goldverwertung an der Rechtstraße zog erst vor wenigen Wochen ein Sportgeschäft ein. Mit dem Sofortprogramm Innenstadt hat das allerdings nichts zu tun. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Es gab bislang drei Anfragen für Borbeck“, sagt Svenja Krämer. Davon seien von der interdisziplinären Jury, die im Vorfeld die Konzepte sichtet und prüft, zwei für gut und eines für eher ungeeignet bewertet worden. „Besonders ein Dienstleister aus dem Gesundheitssektor hatte uns überzeugt, weil davon vor allem Familien profitiert hätten.“ Sogar eine Ortsbegehung habe es gegeben. Doch wenige Tage später kam überraschend die Absage. „Eine Nachfrage unsererseits blieb unbeantwortet“, bedauert Krämer.

In der Schwebe sei momentan ein interessierter Gastronom, den Svenja Krämer noch nicht nennen kann, „weil das Konzept noch nicht von der Jury geprüft worden ist.“ Generell arbeite die EMG weiterhin eng mit der Händlergemeinschaft „Initiativkreis Centrum Borbeck“ (Cebo), mit der Bezirksvertretung, aber auch mit dem „Masterplan Borbeck“ und der Stadtverwaltung zusammen, um nach Bedarf passende Ladenlokale zu finden. In Borbeck wünscht man sich laut einer Umfrage besonders mehr Gastronomie als Verweilmöglichkeit.

In Essen-Steele scheint das Sofortprogramm Innenstadt zu fruchten

Das Corona-Testzentrum an der Gerichtsstraße im ehemaligen Blumen Risse-Laden ist nur eine Lösung auf Zeit. Der Vertrag läuft Ende des Jahres bereits wieder aus.
Das Corona-Testzentrum an der Gerichtsstraße im ehemaligen Blumen Risse-Laden ist nur eine Lösung auf Zeit. Der Vertrag läuft Ende des Jahres bereits wieder aus. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Dass das Sofortprogramm Innenstadt sehr wohl auf einzelne Stadtteile zu adaptieren ist, beweist ein Blick nach Steele. Dort gingen bei der EMG fünf Bewerbungen ein. „Erfreulicherweise ein Branchenmix aus Einzelhandel, Gastronomie und Nachbarschaftsinitiative“, wie Svenja Krämer sagt. Man sei guter Dinge, dass davon etwas umgesetzt wird, „denn drei Bewerber haben einen direkten Bezug zum Stadtteil und wollen unbedingt dort etwas machen.“

Das Sofortprogramm Innenstadt jedenfalls läuft auch in Borbeck noch bis Ende des Jahres 2023 weiter. Was auch nötig ist, denn Leerstände sind dort immer noch ein Problem. Zuletzt zog sich mit dem TUI Reise-Center am Germaniaplatz ein weiterer namhafter Anbieter zurück. „Die Filiale in Borbeck war – wenn auch unter anderer Firmierung – rund 20 Jahre am Standort“, bestätigt Susanne Stünckel, Pressesprecherin der TUI Deutschland. Die Borbecker Filiale wurde bereits mit dem TUI-Standort in Mülheim/Ruhr zusammengelegt. Drei Mitarbeiterinnen sind in andere Filialen gewechselt, eine weitere ging in den Ruhestand.

TUI Reise-Center hat Borbeck nach 20 Jahren verlassen

Die Schließung in Borbeck habe jedoch nichts mit dem neuen Konzernprogramm der TUI zu tun, betont Stünckel. TUI hat rund 6.000 Reisebüropartner in Deutschland, darunter über 400 eigene Reisebüro-Filialen sowie rund 500 Franchisebüros. Seit 2020 sei die Zahl der eigenen Reisebüros sozialverträglich um etwa 10 Prozent zurückgegangen. Doch dies sei vergleichbar mit der Zahl der Anpassungen der Mitbewerber. „In Borbeck hingegen lief der Mietvertrag aus und konnte so nicht fortgesetzt werden“, so Stünckel. „Perspektivisch sind wir in Essen aktuell auf der Suche nach einem neuen und größeren Standort, den wir dann als TUI-Flagshipstore positionieren wollen“, so Stünckel. Hierfür sei eine Immobilie mit „sehr zentraler Lage und mindestens 150 Quadratmetern Größe“ notwendig.

Neuankömmlinge und Leerstände in Essen-Borbeck wechseln sich ab

In Borbeck hat der Cebo wieder die Blumenkübel bepflanzt. Gesucht werden jedoch noch Patinnenoder Paten für drei Exemplare.
In Borbeck hat der Cebo wieder die Blumenkübel bepflanzt. Gesucht werden jedoch noch Patinnenoder Paten für drei Exemplare. © Cebo | Klaudia Ortkemper

Das verlassene Ladenlokal in Borbeck wird künftig von der angrenzenden Apotheke mitgenutzt. Unabhängig des Sofortprogramms Innenstadt hat auch die frühere Goldverwertung in der Rechtstraße einen neuen Mieter gefunden – ein Sportgeschäft. Hingegen ist das Corona-Testzentrum im ehemaligen Blumen Risse an der Gerichtsstraße nur eine Option auf Zeit. Der Vertrag läuft Ende des Jahres aus. Die früheren Standorte der AOK und der Commerzbank am Germaniaplatz liegen weiter brach.

Eine gute Nachricht zum Schluss: Der Cebo hat die insgesamt 22 Blumenkübel im Borbecker Straßenraum passend zum Frühling neu bepflanzt und mit gelben Bändern geschmückt. „Für drei Blumenkübel in der Gerichtsstraße und Wüstenhöferstraße suchen wir allerdings noch Paten oder Patinnen“, sagt Cebo-Vorsitzende Klaudia Ortkemper. Die Kosten liegen dabei bei 120 Euro plus Mehrwertsteuer im Jahr. „Außerdem brauchen wir eine Fachfirma, die die Kübel dreimal im Jahr pflegt.“