Duisburg-Neumühl. Lange vermissten die Neumühler ihre Marktklause. Jetzt öffnet sie mit neuem Wirt. Zur Feier kommen MSV-Ikone Joachim Hopp und andere Sportgrößen.

Die Marktklause gehörte zu Neumühl wie der Eiffelturm zu Paris. Über anderthalb Jahre haben die Neumühler ihre Traditionsgaststätte schmerzlich vermisst. Gastronomie-Urgestein Christa Rütter musste aus gesundheitlichen Gründen das Handtuch werfen. Jetzt wird die Marktklause endlich wiedereröffnet und soll erneut ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt werden.

„Es war nicht so einfach, einen passenden Nachfolger für Christa zu finden“, sagt Hauseigentümer Franco Lus, der mit seiner Familie seit fast fünf Jahrzehnten das benachbarte Eiscafé betreibt. Denn die Wirtin habe durch ihren Einsatz die Messlatte ganz schön hoch gelegt. Jedoch ist aus der Befürchtung, dass ihr Ausscheiden das dauerhafte Ende für die Kneipe bedeuten würde, jetzt Freude geworden, weil es weitergeht. Mit Angelo Antonica übernimmt einer den Gastrobetrieb, der ebenfalls über reichlich Neumühler Stallgeruch verfügt. Lange Jahre hat er in der denkmalgeschützten Zechenhaussiedlung an der Borussiastraße gelebt.

Die Marktklause gehört zu Neumühl wie der Eiffelturm zu Paris. Nach anderthalb Jahren wird die Duisburger Traditionsgaststätte jetzt neu eröffnet.
Die Marktklause gehört zu Neumühl wie der Eiffelturm zu Paris. Nach anderthalb Jahren wird die Duisburger Traditionsgaststätte jetzt neu eröffnet. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Und die Marktklause kannte er schon als kleines Kind. „Da habe ich öfter meine Eltern rausgeholt“, lacht der 54-Jährige und erinnert sich daran, dass dort früher auch Renten ausgezahlt und Lohntüten überreicht wurden. Später hat Antonica dann selbst bei Christa Rütter geknobelt und sich das eine oder andere Frischgezapfte gegönnt.

Neumühler Marktklause soll wieder Heimat für viele Vereine sein

Bei allen schönen Erinnerungen, hatte er sich vor der Übernahme dennoch seine Bedenkzeit genommen. Denn der Kopf hatte zunächst Zweifel, aber letztlich siegte das Herz. „Ich wollte einfach ein Stück des alten Neumühl für die Gegenwart erhalten“, sagt Antonica, der hauptberuflich als Betriebsleiter bei einem Entsorgungsunternehmen beschäftigt ist. Für seinen Entschluss hat er bereits viel Zuspruch bekommen. Schließlich war die Marktklause Heimat vieler Vereine und Institutionen im Stadtteil. Das soll sie jetzt wieder sein.

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Deshalb hat Angelo Antonica viele Gespräche mit Franco Lus geführt, vor allem aber mit seiner Vorgängerin Christa Rütter. „Uns allen war wichtig, dass vieles erhalten bleibt, was so manchem Neumühler am Herzen lag und liegt“, sagt der Wirt und blickt in seiner Gaststätte auf die alten Fotos von der Zeche Neumühl, nach deren Schließung 1962 der Stadtteil zum größten Flächensanierungsgebiet der damaligen Bundesrepublik wurde. Für viele war das nach der Bergbaublüte keine einfache Zeit.

Neumühl habe aber immer aus der Not eine Tugend gemacht, meint der neue Marktklausen-Chef. Deshalb bleiben die alten Fotos hängen, um zu zeigen, dass man aus der Geschichte für die Zukunft lernen kann. „Altbewährtes bewahren und aufgeschlossen gegenüber Neuem sein“, ist seine Devise. So bleibt die gemütliche Einrichtung mit dem alten Thekenschrank und der Registrierkasse mit dem Charme der 60er Jahre genauso erhalten wie die Stammtisch- und Sportecken.

Fußballübertragungen der ersten drei Ligen gehören zum neuen Konzept

Lächelnd setzt sich Antonica in die MSV-Ecke, die vom verstorbenen Albert Weinberg, einem Neumühler Bürger des Jahres, ins Leben gerufen wurde. Dort trank schon Bernard Dietz sein Pils. Auch Pater Tobias schlürfte an diesem Platz seinen Tee und nahm für arme Kinder eine Spende der örtlichen Zebra-Freunde entgegen.

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Der Fußball hat Angelo Antonica schon immer begleitet. Sein Herz schlägt für den MSV, aber genauso für den Neumühler Traditionsklub Hertha Hamborn und für die Sportfreunde Hamborn 07. Deren Fanartikel bekommen ebenfalls Platz an den Wänden. Für die Fußball-Fans im Stadtteil hat er noch eine weitere Neuerung auf Lager: Sky-Übertragungen der ersten und zweiten Bundesliga wird es geben, und die Drittliga-Partien des MSV sind bei Magenta zu sehen.

Eröffnungsfeier mit MSV-Ikone Joachim Hopp und anderen Sportgrößen

Zur Wiedereröffnung der Marktklause am Freitag, 3. September, um 17 Uhr haben sich schon etliche lokale Sportgrößen angesagt. Mit dabei sind etwa die MSV-Ikonen Joachim Hopp, Pino Steininger und Didi Schacht, die Nullsiebener Ernst Schneider und Herbert Werner mit vielen „Alten Herren“ sowie die Herthaner um Vereinschef Christian Birken. Auch Christa Rütter wird selbstredend dabei sein, um das Wiedersehen mit vielen alten Bekannten zu genießen.

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Gefeiert wird natürlich gemäß der Corona-Schutzverordnung. Zugelassen sind 100 Personen, die geimpft, genesen oder negativ getestet sein müssen, und auf allen Tischen gibt es einen Code zum Einchecken mit der Luca-App. Draußen sorgt ein Bierwagen für räumliche Entzerrung. „Mir und meinem Team kommt es darauf an, Gemütlichkeit ohne Stress und Palaver an den Tag zu legen, so wie Christa Rütter es Jahrzehnte gehalten hat“, sagt Angelo Antonica. Zu seinem Team gehört übrigens auch Nicole Wallasch, die früher viele Jahre das Gartenstübchen betrieben hat.

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● Die Marktklause liegt an der Holtener Straße 217 in Duisburg-Neumühl. Sie hat montags, mittwochs und donnerstags immer von 9 bis 13 Uhr und von 17 bis 22 Uhr geöffnet. Dienstag ist Ruhetag. Am Freitag, dem Haupt-Markttag, ist ebenso wie samstags ab 8 Uhr durchgehend geöffnet und sonntags ab 10 Uhr.

Der gelernte Metzger Angelo Antonica will als neuer Martklausen-Chef künftig auch Snacks und „Ruhrpott-Leckerein“ anbieten. Zudem wird sein Team immer eine kleine Frühstückskarte bereithalten.