Duisburg/Oberhausen. Drei Jahre nach dem Brand läuft der Wiederaufbau der Duisburger Kultkneipe Bolleke. Bis zur Eröffnung produzieren die Macher einen Podcast.

Der Wiederaufbau der Kultkneipe Bolleke geht voran, langsam zwar, aber stetig. Pächter André Grühn freut sich über die Fortschritte und blickt zuversichtlich in die Zukunft. Dabei verwandelte ein Feuer seinen Gastronomiebetrieb, mit dem er und seine Verlobte Isabella Blachut sich einen Lebenstraum erfüllten, an Allerheiligen 2018 in eine Brandruine. Jetzt kann das Paar dort mit seiner neugeborenen Tochter in die neue Wohnung im ersten Obergeschoss einziehen.

Nebenan wohnt bereits die Schwester seiner Lebenspartnerin. Auf die Bauarbeiten im Erdgeschoss, in der Kneipe, haben die beiden Wirtsleute aber keinen Einfluss. Für die Baustelle am Obermeidericher Bahnhof, wo Duisburg an Oberhausen grenzt, ist der Hauseigentümer verantwortlich.

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Bei den Aufbauarbeiten hat es immer wieder Rückschläge und lange Verzögerungen gegeben, weshalb das Pächterpaar gar kein potenzielles Eröffnungsdatum fürs Bolleke mehr ernsthaft zu nennen wagt. Diese Grundskepsis habe sich eingeschlichen, sagt André Grühn, nachdem ursprünglich nach acht Monaten die Sanierung abgeschlossen sein sollte; jetzt sind seit dem Brand schon fast drei Jahre vergangen. „Die Fachfirmen haben in der Pandemie volle Auftragsbücher, und das Bolleke ist auf der Prioritätenliste nicht weit oben“, sagt André Grühn, den die Verzögerungen frustrieren. „Aber der Optimismus überwiegt.“

Duisburger Kultkneipe setzt auch künftig aufs beliebte Konzept

Tatsächlich ähnelt die einstige Brandruine wieder mehr und mehr der beliebten Kneipe. Der Anbau für den neuen Toilettentrakt steht, bald sollen Estrich, Fliesen und Keramik folgen. Das Gebäude hat sein finales Dach bekommen, wenn auch der Vermieter das Dachgeschoss erst ganz zum Schluss wiederherstellen wolle. Neue schall- und wärmeisolierte Fenster sind eingebaut, die Kneipendecke ist fertig und die Elektrik verlegt. „Wir warten jetzt nur noch auf das Fischgrätenparkett“, flachst Grühn und lacht. Nein, der Boden bleibt puristisch und das Konzept unverändert: „eine Rock- und Punkkneipe mit bodenständiger Küche“.

Auf der Baustelle kommt es nach vielen Rückschlägen und Verzögerungen voran. Der neue Anbau für den Toilettentrakt der Kultkneipe Bolleke in Duisburg-Obermeiderich steht.
Auf der Baustelle kommt es nach vielen Rückschlägen und Verzögerungen voran. Der neue Anbau für den Toilettentrakt der Kultkneipe Bolleke in Duisburg-Obermeiderich steht. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

„Derzeit laufen Rekrutierungsgespräche fürs Personal“, verrät der 42-Jährige und deutet an, dass bekannte Gesichter zurückkehren. Beibehalten werden zudem beliebte Veranstaltungen wie Beach- und Halloweenpartys oder Karaoke-Abende, ergänzt durch „einige Überraschungen“.

Der junge Verein „Kulturoffensive Bolleke“ unterstützt die Wiedereröffnung

Weichen muss dagegen das alte Billardzimmer. Dort entsteht ein kleiner Konzertsaal, den auch die noch junge Kulturoffensive Bolleke (KOB) für ihre Mitgliedertreffen nutzt. Der Verein hat sich dem Ziel verschrieben, die Musik-, Kunst- und Literaturszene in Duisburg und Oberhausen zu unterstützen. Die Idee entstand bereits vor Jahren als echte Schnapsidee an der Bolleke-Theke. Doch erst der Brand gab den Ausschlag, sie tatsächlich umzusetzen. Seither hat die Kulturoffensive fleißig Spenden für ihr Vereinslokal gesammelt, vor Corona viele Benefizkonzerten organisiert.

„Die KOB ist keine Geldmaschine, wir wollen vor allem Kultur fördern“, stellt der Vorsitzende Michael „Matu“ Matuszak klar. Dennoch hatte der gemeinnützige Verein natürlich eine Schlüsselrolle bei der Spendenakquise für die künftige Wiedereröffnung.

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„Jetzt wird es ernst, jetzt wird das Geld gebraucht“, sagt Michael Matuszak und denkt an eine neue Musikanlage für Konzerte, aber auch an die Inneneinrichtung, an Geschirr und Wanddeko. Die Vereinsmitglieder fiebern demnach ebenso dem Eröffnungstag entgegen wie das Pächterpärchen. „Wenn der Moment gekommen und die Baustelle abgenommen ist, dann liegt es in unserer Hand. Dann geht es schnell“, sagt der KOB-Chef. Zumal die moderne Profiküche von den Flammen verschont wurde. „Sie lagert sicher an einem geheimen Ort“, so André Grühn.

Digitaler Frühschoppen überbrückt die Zeit bis zur Wiedereröffnung

Während die Handwerker auf der Baustelle anpacken, sind auch die beiden Gastronomen und die Kulturoffensive nicht untätig. Aktuell findet einmal im Monat der KOB-Frühschoppen statt, mal auf der staubigen Baustelle zwischen losen Kabeln und geretteten Kirchbänken von St. Laurentius, mal in Privatgärten oder in Kellern, je nach Inzidenz und Corona-Auflagen. Der Frühschoppen ist jedoch kein gewöhnlicher Umtrunk, sondern ein Podcast, den der Kulturverein und die Wirtsleute nutzen, um sich in der Pandemie darstellen zu können. Als Gesprächspartner laden sie etwa Musiker wie Carsten Butterwege ein, Künstler oder punkige Bierbrauer.

Natürlich wollen André Grühn und Isabella Blachut schnellstmöglich hinter die Theke zurückkehren und Michael Matuszak wieder Live-Konzerte organisieren. Sie alle hoffen fest, dass das Bolleke im nächsten Jahr endlich wieder öffnet.

>> BOLLEKE-PODCAST IST IM INTERNET ABRUFBAR

● Der allmonatliche digitale KOB-Frühschoppen ist als Podcast über Spotify oder AnchorFM abrufbar. Die einzelnen Episoden finden sich auch auf der Webseite des Vereins: kulturoffensive-bolleke.de.

Den Wiederaufbau der Kultkneipe Bolleke, die nach einem bauchigen Bierglas benannt ist, können alle Interessierten durch Geldspenden an die KOB oder durch eine Mitgliedschaft unterstützen. Auskunft erteilt der Vorsitzende Michael Matuszak: info@kulturoffensive-bolleke.de.