Duisburg-Hamborn. Das Newcomer-Netzwerk in Duisburg unterstützt seit 2015 geflüchtete Kinder und Jugendliche. Warum die Angebote auch künftig wichtig bleiben.
Das Duisburger Newcomer-Netzwerk hilft Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung nach Hamborn gekommen sind. Seit mehr als fünf Jahren kümmern sich die Mitstreiter um die Integration dieser jungen Geflüchteten mithilfe von offener Kinder- und Jugendarbeit. Seither sehen die beiden Netzwerk-Koordinatoren Holger Venghaus und Susanne Reitemeier-Lohaus viele Erfolge, aber auch die Notwendigkeit das Engagement des Netzwerks weiterhin aufrecht zu erhalten.
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Als 2015 hunderte Flüchtlinge in den Duisburger Norden kamen und etwa in der Neumühler Landesunterkunft, dem ehemaligen St.-Barbara-Hospital, und in anderen Unterkünften unterkamen, gründete sich das Newcomer-Netzwerk um den Verein Ofju und das städtische Jugendzentrum Zitrone. „Uns war klar: Wir müssen sofort Angebote bieten“, erinnert sich die Ofju-Vorsitzende Susanne Reitemeier-Lohaus. Denn allein in der Landesunterkunft lebten rund 800 Menschen aus aller Welt zusammen, weitere waren in anderen Notunterkünften „in Turnhallen zusammengepfercht“.
Das Jugendzentrum Zitrone in Duisburg-Obermarxloh ist die Keimzelle des Netzwerks
Ihnen allen wollten örtliche Vereine, Organisationen und Einrichtungen helfen, darunter die Evangelische Jugend Neumühl, der Mädchenverein Mabilda, Jungs e.V., das Deutsche Rote Kreuz oder die Awo. „Außerdem gab es damals furchtbare, rechtsradikale Demonstrationen in Neumühl“, sagt Reitemeier-Lohmann. Deshalb gehörte auch Antirassismus von Beginn an zu den Arbeitsschwerpunkten des Netzwerkes.
Gestützt durch die Vereine Ofju und Lemonhaus wurde das Jugendzentrum Zitrone in Obermarxloh zur Keimzelle des Netzwerks. Täglich holten dessen Mitstreiter die Kinder und Jugendlichen für mehrere Stunden aus den Asylunterkünften, um mit ihnen zu spielen, Ausflüge zu machen oder Sport zu treiben. „Das ist Willkommenskultur in Duisburg und in Deutschland“, betont Holger Venghaus von Jungs e.V. „Sie sind aufgeblüht, waren wieder unter anderen Kindern und konnten spielen.“ Dadurch seien Integration und Sprachförderung automatisch passiert und zudem die Eltern entlastet worden.
Fasel-Stiftung unterstützte die Integrationsarbeit mit bisher mehr als 40.000 Euro
„Die Unterstützung der Fasel-Stiftung war dafür absolut notwendig“, sagt Susanne Reitemeier-Lohaus. Seit 2015 hat die Stiftung das Newcomer-Netzwerk mit mehr als 40.000 Euro gefördert und so erst ein breites Freizeit- und Bildungsangebot ermöglicht, das jährlich rund 500 Kinder und Jugendliche nutzten. So wurden etwa Honorarkräfte für Projekte, Hausaufgabenhilfe und außerschulischen Unterricht angestellt und im Umgang mit traumatisierten Kriegsflüchtlingen fortgebildet. „Das sind genauso pubertierende Teenager wie alle anderen auch, es geht bei ihnen nicht nur um Krieg und Tod, auch um Liebeskummer“, sagt Sozialpädagogin Reitemeier-Lohaus. Daher gehörte zu den Angeboten die gesamte Bandbreite der offenen Kinder- und Jugendarbeit.
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Die meisten der anfangs vom Netzwerk betreuten Flüchtlingsunterkünfte sind aktuell nicht mehr belegt, aber viele geflüchtete Familien leben weiterhin im Duisburger Norden und mischen sich unter die regulären Stammbesucher des Jugendzentrums. „Wir sind so multinational, für mich als Pädagoge ist das ein Geschenk“, sagt dessen Leiter Holger Venghaus und weiß von vielen Erfolgen zu berichten: etwa von Jugendlichen, die inzwischen akzentfrei Deutsch sprechen oder von ehrgeizigen Mädchen, die in Duisburg Frauen in Leitungspositionen kennengelernt haben und später einmal selbst Vorbilder sein wollen. Oder von dem Syrer Rahim Darwisha, der in der Einrichtung als erster Flüchtling in Duisburg seinen Bundesfreiwilligendienst leistete.
Förderung der Geflüchteten bleibt weiterhin notwendig
Die Newcomer-Kids sind weiterhin, auch nach Jahren, wissbegierig und neugierig auf ihr neues Leben in Duisburg. Zwar organisiert das Netzwerk aktuell nicht mehr so viele Angebote wie zu der Zeit, als die Landesunterkunft noch betrieben wurde, doch die beiden Koordinatoren betonen, dass noch immer individuelle Förderung der Geflüchteten notwendig sei.
Durch zahlreiche Mitglieder und Unterstützer ließen sich die einstigen Angebote bei steigendem Bedarf sofort wieder aufleben. Denn gebraucht werde die Hilfe des Newcomer-Netzwerks künftig immer, ist Holger Venghaus überzeugt: „Wir leben in einer Stadt, die durch Zuwanderung geprägt ist.“ Dabei denkt er nicht nur an Kriegsflüchtlinge aus Syrien, sondern auch an Menschen aus Bulgarien und Rumänien.
>>VIELE ONLINE-ANGEBOTE IN DER CORONAKRISE
Corona erschwert die Jugendarbeit im Jugendzentrum Zitrone. So bieten dessen Leiter Holger Venghaus und Co-Leiterin Susanne Reitemeier-Lohaus aktuell viele Online-Angebote (www.facebook/lemonhaus). Doch auch Tüten mit Spiel- und Bastelangeboten können mit Abstand an der Kalthoffstraße 73 übergeben werden.
Neuerdings kommt mit der „Zitronenpresse“ auch das Magazin des Jugendzentrums kostenlos in den Stadtteil – darin enthalten sind viele Ideen gegen Langeweile im Lockdown.
Unterstützung bei Hausaufgaben und anderen Bildungsangeboten ist derzeit nur als Einzelbetreuung möglich.