Duisburg. Rahim Darwisha ist dem Krieg in Syrien entkommen und betreut nun Kinder und Jugendliche in Obermarxloh, wo er seinen Bundesfreiwilligendienst leistet.

  • Rahim Darwisha ist der erste Flüchtling, der in Duisburg seinen Bundesfreiwilligendienst leistet
  • Der 29-jährige Syrer arbeitet als Betreuer im städtischen Jugendzentrum Zitrone in Obermarxloh
  • Er möchte studieren und Journalist werden

Das Wort „Bufdi“ kommt Rahim Darwisha schon locker über die Lippen. Seit Anfang September ist der Syrer in dieser Funktion im städtischen Jugendzentrum „Zitrone“ in Obermarxloh tätig. Die Arbeit mit den Kids macht dem 29-Jährigen richtig Spaß, egal ob man zusammen Fußball- oder Tischtennis spielt oder auch drinnen zahlreiche Spielmöglichkeiten nutzt. Und noch einen großen Vorteil hat der Kontakt zu den Kindern, wie Rahim lächelnd „gesteht“: „Durch die Kinder lerne ich beim Spielen auch die deutsche Sprache.“

Bisher funktioniert die Kommunikation mit den Verantwortlichen des Jugendzentrums auf Englisch, wie Leiter Holger Venghaus berichtet: „Das ist aber kein Problem, wir kommen damit gut klar. Wichtig ist, dass Rahim die Sprache der Flüchtlingskinder spricht, die wir neben den einheimischen Kids hier auch regelmäßig betreuen.“

Jugendamt sieht großen Vorteil

Ulrike Färber, die beim Jugendamt der Stadt für die offene Jugendarbeit zuständig ist, freut sich mit dem anerkannten Asylbewerber – vorerst mit einem Bleiberecht für drei Jahre – den ersten Flüchtling in Duisburg beim Bundesfreiwilligendienstes als Jugendbetreuer einsetzen zu können. Seit der Bund das Sonderprogramm „Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug“ am 1. Dezember 2015 in Kraft gesetzt hat, ist dieses möglich. Ulrike Färber sieht darin einen großen Vorteil: „Rahim kann den Eltern aufgrund der gemeinsamen Sprache unsere Arbeit ganz anders vermitteln und Vertrauen herstellen. Das ist wichtig, denn die Eltern der Flüchtlingskinder haben in der Vergangenheit oftmals schlechte Erfahrungen gemacht“, so die Mitarbeiterin des Jugendamtes. Dass der Syrer auch zu den Kindern aus dem arabischsprachigen Raum einen ganz anderen Zugang hat, ist ein weiterer Vorteil, den auch Zitrone-Leiter Venghaus schätzt.

Rahim Darwisha hat selbst eine wahre Odyssee hinter sich. Vor den Kriegswirren floh er aus der Region um Damaskus über die Türkei und weiter über die Mittelmeerroute (“Wir waren über 70 Leute in einem kleinen Schlauchboot“) nach Europa. Die erste Station in Deutschland war Berlin, von dort wurde er in kurzen Abständen in verschiedene deutsche Städte „weitergereicht“, bis er im Februar in der Turnhalle der Gemeinschaftsunterkunft Frankenschule in Walsum sein vorläufiges „neues Zuhause“ fand. Dort holte ihn schnell das Problem aller Asylsuchenden ein, denn es gab dort „absolut nichts zu tun“.

Zukunftspläne geschmiedet

Da Rahim sich aber nützlich machen wollte, wandte er sich an Susanne Reitemeier-Lohaus, die dort in der Walsumer Flüchtlingshilfe aktiv ist. Diese machte sein Ansinnen über Facebook öffentlich und fand mit Ulrike Färber direkt die richtige Ansprechpartnerin und die zudem das Angebot gerne annahm. „Gerade zu dieser Zeit öffnete sich der Bundesfreiwilligendienst für diesen Personenkreis.“ Deutsch lernen steht für Rahim, der vor kurzem eine eigene Wohnung in Neudorf beziehen konnte, als nächstes auf dem Programm.

Zukunftspläne hat der junge Syrer auch: „Ich möchte gerne studieren und Journalist werden.“ Von den Deutschen hat Rahim, der auch eine im Duisburger Norden untergebrachte Gruppe unbegleitet eingereister junger Männer mit einem Sportprogramm betreut, durchweg eine gute Meinung: „Die meisten sind nett, freundlich und hilfsbereit.“ Er machte deutlich, dass viele der Geflüchteten dankbar seien, wenn man ihnen mit einem Lächeln gegenüber tritt, denn das gebe ein gutes Gefühl und „öffnet die Herzen und die Türen“.