Duisburg-Marxloh. Rhenania Hamborn kooperiert jetzt mit dem Antirassismus-Verein Aric-NRW. So will er seine Jugendfußballspieler gegen Diskriminierung wappnen.

Ob von Spielern, Eltern oder sogar Schiedsrichtern ausgeübt, rassistische Diskriminierung prägt noch immer den Duisburger Sport und insbesondere den Fußball. Besonders betroffen von herabsetzenden und stigmatisierenden Einstellungen und Aussagen sind Kinder und Jugendliche. Um sie für dieses Problem zu sensibilisieren und ihnen den richtigen Umgang mit diskriminierenden Situationen beizubringen, kooperiert der SV Rhenania Hamborn künftig mit dem Anti-Rassismus-Informations-Centrum, Aric-NRW e.V., mit Sitz in Duisburg.

Die Initiative ging dabei von dem zweiten Vorsitzenden des Marxloher Fußballvereins, Mikail Gülcü, aus. “Den Aufschlag für meine Anfrage an Aric hat eine gemeinsame Infoveranstaltung zum Allgemeinen Gleichstellungsgesetz vor zwei Jahren gegeben”, sagt er. Da sowohl sein Sportclub als auch der Anti-Rassismus-Verein sehr ähnliche Philosophien verfolgten, habe er die Zusammenarbeit angeregt.

Marxloher Jugendspieler werden auf dem Fußballplatz oft rassistisch beleidigt

“Rhenania Hamborn ist ja bereits bekannt dafür, sich neben dem sportlichen Bereich auch im sozialen und ehrenamtlichen Bereich zu engagieren”, so der Vereinsvize. Der Fußballverein mit rund 500 Mitglieder bietet neben Sport unter anderem auch eine Hausaufgabenbetreuung an und veranstaltet zudem Aktionen gegen Gewalt, Drogen und Mobbing.

Dieses soziale Engagement findet Gülcü deshalb so wichtig, da er früher als Jugendtrainer hautnah miterlebt habe, wie 13- und 14-jährige Spieler aufgrund ihres Aussehens von der gegnerischen Mannschaft, von Eltern und sogar Schiedsrichtern rassistisch beleidigt wurden. Die genauen Ausdrücke wiederholt Mikail Gülcü jedoch ganz bewusst nicht. Rückendeckung bekommt er dabei von Gülgün Teyhani, der Co-Geschäftsführerin von Aric NRW: “Wir wehren uns gegen Reproduktionen von rassistischen und diskriminierenden Ausdrücken.”

Jugendliche beim Sport und im Alltag gegen Rassismus stärken

Im Mittelpunkt der neuen Zusammenarbeit, die zunächst für ein Jahr vereinbart ist, stehen Maßnahmen, die Trainer, Kinder, Jugendliche und Eltern für das Thema Rassismus sensibilisieren sollen. Vorgesehen sind auch Veranstaltungen zum "Empowerment" – also zur Stärkung – für diejenigen, die im Alltag und auf dem Sportplatz rassistischen Diskriminierungen ausgesetzt sind.

“Wichtig ist, dass Betroffene gehört werden und erfahren, wie sie am besten darauf reagieren”, weiß Gülgün Teyhani. Fast noch wichtiger findet sie aber, dass alle Menschen auf Rassismus und Diskriminierung aufmerksam werden: “Dabei geht es darum, zu erkennen, was rassistisches und diskriminierendes Verhalten ist.”

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Um das Wissen in den Fußballverein zu tragen, bietet Aric NRW an, dessen Trainer entsprechend auszubilden. “Das Ziel ist dabei, dass die Trainer als Multiplikatoren wirken und so möglichst viele Betroffene erreichen”, erläutert Teyhani. In dieser Ausbildung, die bereits mit zwei Trainern begonnen hat und fünf bis acht Module umfasst, werden unter anderem Rassismusbegriffe erklärt, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz erläutert sowie Argumente und Handlungsmöglichkeiten gegen Rassismus vermittelt. Die Idee dahinter: Was der Fußballverein vorlebt, wird in die Gesellschaft getragen.

Rhenania Hamborn versteht sich auch als Ansprechpartner für andere Vereine

Dem Marxloher Sportclub kommt dabei eine wichtige Rolle zu: “Rhenania Hamborn ist durch diese Kooperation Ansprechpartner für andere Vereine und Menschen im Umgang mit Rassismus und Diskriminierung”, so Gülgan Teyhani. Denn der Fußballverein möchte, dass seine Mitglieder, insbesondere die Jugend, künftig nicht mehr mit rassistischer Diskriminierung leben müssen. Ein erster Schritt dahin ist, sie nicht länger hinzunehmen, sondern aktiv zu bekämpfen.

Denn der stellvertretende Vereinsvorsitzende Mikail Gülcü weiß: “Wenn die jugendlichen Spieler immer wieder beleidigt werden und gesagt bekommen, sie seien anders, dann nehmen die das irgendwann an und denken, dass da etwas dran ist.” Und auch das soll die neue Zusammenarbeit verhindern.

>> ANLAUFSTELLE FÜR RASSISMUSOPFER

◉ Aric-NRW mit Sitz in Duisburg ist seit 1994 Anlaufstelle für alle Menschen, die von Rassismus betroffen oder in der antirassistischen Arbeit tätig sind.

◉ Seit 1997 wurde die Arbeit von Aric-NRW als Antidiskriminierungsbüro von der Landesregierung Nordrhein-Westfalens gefördert. Seit 2009 ist der Duisburger Verein zudem Integrationsagentur und Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit.

◉ Weitere Infos zu Aric-NRW gibt es auf www.aric-nrw.de und zu Rhenania Hamborn auf www.rhenania-hamborn.de.

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