Duisburg-Marxloh. Die CDU will zahlreiche Probleme in Marxloh anpacken. Zudem soll der Stadtteil sein Potenzial besser ausschöpfen. Was die Partei alles vor hat.

Jetzt, im Endspurt des Kommunalwahlkampfes, werben viele Plakate entlang der Weseler Straße um die Stimmen der Marxloher. Die Gesichter der CDU-Kandidaten für den Stadtrat oder die Hamborner Bezirksvertretung sucht man in diesem bunten Plakatwald vergebens. Trotzdem sind die Christdemokraten präsent.

Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer (rechts) und CDU-Kandidat Deniz Güner wollen Marxloh verändern – und fordern zur besseren Integration insbesondere mehr Kindergärten und mindestens eine neue Grundschule.
Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer (rechts) und CDU-Kandidat Deniz Güner wollen Marxloh verändern – und fordern zur besseren Integration insbesondere mehr Kindergärten und mindestens eine neue Grundschule. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

So halten Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer und Deniz Güner, die beide kandidieren, in diesen Tagen inoffizielle Sprechstunden am August-Bebel-Platz ab. „Wir brennen darauf, Marxloh voran zu bringen“, sagt Güner und will mit der Vision „Marxloh 2025“ besonders Defizite bei Infrastruktur, Bildung, Arbeit und Sicherheit angehen.

CDU fordert in Marxloh mehr Kitas und Grundschulen

Das Wichtigste ist, findet der Sohn türkischer Gastarbeiter, die Integration in Marxloh voranzutreiben und nicht dieselben Versäumnisse zu machen wie in den 80ern und 90ern. Dabei setzt die CDU verstärkt bei den Kindern und den Deutschkenntnissen an. „Gut 30 Prozent der Kinder aus Marxloh finden hier keinen Kindergartenplatz.“ Derzeit seien circa 350 Kinder unversorgt. Schlimmer noch empfindet der 41-Jährige, dass laut städtischem Sozialbericht 2017 ein Drittel aller Marxloher Kinder im Vorschulalter kein Deutsch könne. Demnach waren es 2013 nur fast zwölf Prozent.

„Wir brauchen weitere Kindergärten und mindestens eine Grundschule in Marxloh“, fordert deshalb Marcus Jungbauer, denn in den Kitas würden Kinder am besten Deutsch lernen. Die Stadt Duisburg habe bislang kein Problem gesehen, weil sie angenommen habe, dass die rund 5000 Bulgaren, die nach Marxloh gekommen sind, nicht bleiben würden. „Doch die Familien kommen, um hier zu arbeiten, meist im Niedriglohnsektor unter schwersten Bedingungen“, ergänzt Deniz Güner. „Marxloh wächst und wird weiterwachsen.“

Studenten sollen in dem Duisburger Stadtteil leben und ihn verändern

Dem will die örtliche CDU aber nicht nur mit Kitas und Schulen begegnen, sie wollen den Stadtteil umwandeln, mit Studentenwohnheimen, Universitätseinrichtungen, einem Gründerzentrum für Start-ups und mit Künstlerateliers. „Das ist keine Utopie“, betont Jungbauer, „wir haben viele leerstehende Gebäude“, von denen auch einige der Stadttochter Gebag gehören. „Wenn nur 100 Studenten hier leben, würde das Marxloh verändern“, so Güner, der als Vorbild den hippen und familienfreundlichen Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg sieht.

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Zudem wünscht er sich ein Standortmarketing, das über Brautmode hinaus geht und das Sortiment erweitert. „Marxloh ist ein sehr junger Stadtteil“, betont er und möchte daher gerne neben schicken Cafés auch Modeketten wie Mango ansiedeln – dass dies lukrativ sei, habe Deichmann schon längst vorgemacht.

Viele junge Marxloher bräuchten jedoch dringender einen Job als mehr Einkaufsmöglichkeiten. „Jeder fünfte Jugendliche hier ist arbeitslos“, kritisiert Deniz Güner und fordert Hilfsangebote von Land und Bund für Problemstadtteile wie Marxloh.

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Nützlich findet er etwa den Sozialen Arbeitsmarkt, bei dem Langzeitarbeitslose über mehrere Jahre einen öffentlich geförderten Job mit Tariflohn bekommen können. Doch warten, bis die Jugendlichen als Langzeitarbeitslose gelten, will Güner natürlich nicht. Er schlägt vor, für Marxloh und ähnliche Viertel entsprechende Ausnahmeregelungen zu treffen. „Unsere Geschäftsleute würden sofort viele Leute einstellen“, ist er überzeugt. Doch für diesen Vorstoß brauche es die Unterstützung der Duisburger Bundestagsabgeordneten und der Bundespolitik.

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Lösung der Probleme „dürfen keine Sekunde warten“

Ohnehin sieht Marcus Jungbauer das Konzeptpapier „Marxloh 2025“ nicht als reines CDU-Projekt, sondern als Lösungsvorschläge für alle Parteien im Stadtteil. „Wir müssen die Probleme dringendst angehen und dürfen keine Sekunde warten.“ Und das unabhängig vom Ausgang der Kommunalwahl am Sonntag.

>> CDU ERÖFFNET DEMNÄCHST EIN KÜMMERERBÜRO IN MARXLOH

  • Zur CDU-Vision „Marxloh 2025“ gehört auch die Forderung nach einem Ausstiegsprogramm für kriminelle Jugendliche. Auch soll es mehr Polizeipräsenz geben und feste Teams bei den städtischen Mülldetektiven. Zudem den Erhalt der Rhein-Ruhr-Halle für den Sport und eine Aufwertung des Schwelgernparks und des Jubiläumshains.
  • Die CDU im Bezirk Hamborn baut derzeit inmitten der Brautmodenmeile an der Weseler Straße 14 ein „Kümmererbüro“ auf. Es soll bis Jahresende eröffnen. Dort sollen die Menschen aus dem Stadtteil mit kleinen wie großen Problemen und Anliegen oder mit Beschwerden hinkommen können – ganz niederschwellig.