Duisburg-Marxloh. Kaufleute der Brautmodenmeile befürchten ein Ladensterben in Marxloh. Die Corona-Lockerungen seien für große, türkische Hochzeiten unzureichend.

An normalen Samstagen hätten die Mitarbeiter und Inhaber der Geschäfte der Brautmodenmeile in Marxloh keine Zeit gehabt, an dem Protestzug teilzunehmen oder ihm zumindest aus den Geschäften heraus zu applaudieren. Denn sonst herrscht hier samstags Hochbetrieb. Aber weil wegen Corona keine größeren Veranstaltungen mehr erlaubt sind, gibt es auch kaum noch Hochzeiten. Weiße Kleider, schicke Anzüge oder Diademe will momentan niemand haben.

Demo-Organisator Aydin Erdal (rechts) sieht durch das Verbot großer Hochzeitsfeiern die gesamte Brautmodenmeile in Duisburg-Marxloh gefährdet.
Demo-Organisator Aydin Erdal (rechts) sieht durch das Verbot großer Hochzeitsfeiern die gesamte Brautmodenmeile in Duisburg-Marxloh gefährdet. © STEFAN AREND

Die Geschäftsleute fürchten um ihre Existenz. Darum haben sie am Samstagmittag einen Protestzug über die Weseler Straße zum August-Bebel-Platz organisiert. Mehr als 100 Menschen nahmen daran teil, vorweg gingen vier Frauen in weißen Hochzeitskleidern und zwei Bräutigame. Dahinter hielten Demonstranten schwarze Schilder mit weißer Schrift hoch. Darauf standen Slogans wie: „Die Veranstaltungsbranche stirbt!“ und „Hochzeiten sind Familienfeste – Keine öffentlichen Veranstaltungen.“

Werbering: „Wenn es so weiter geht, gehen in Marxloh die Lichter aus“

Am Pollmann-Eck blieb der Zug für eine Minute stehen. „Das ist eine Schweigeminute im Herzen von Marxloh“, sagte Aydin Erdal über sein Megafon. Gemeinsam mit dem Werbering Marxloh hat er den Demonstrationszug organisiert. Über viele Jahre hat er auch Hochzeitsfeiern veranstaltet. „Es gibt kaum Leerstand in Marxloh. Inzwischen haben wir die größte Brautmodenmeile Europas“, betont Erdal. Besucher kommen längst nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus dem Ausland. „Die Geschäftsleute haben hier immer weiter investiert und so hat es sich stetig positiv entwickelt. Wir wollen so bleiben.“

Wegen Corona sei das nun alles bedroht. Denn 95 Prozent der Geschäfte seien auf Hochzeiten angewiesen. Mit dem Protestzug wollen die Kaufleute nicht nur die Marxloher, sondern auch die Politik auf sich aufmerksam machen. „Die Branche wird bisher von der Politik leider wenig beachtet“, sagte der Werberingsvorsitzende Selgün Calisir bei der Abschlusskundgebung auf dem August-Bebel-Platz. Es gehe den Betroffenen nicht so sehr um finanzielle Hilfen, als um zeitliche Perspektiven, wann wieder verbindlich große Hochzeitsfeiern stattfinden dürfen. „Wenn es so weiter geht, gehen in Marxloh die Lichter aus“, befürchtet Calisir.

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Türkische Hochzeiten sind zu groß, um von neuen Corona-Lockerungen zu profitieren

Die Erlaubnis, neuerdings wieder mit 50 Menschen Hochzeiten zu feiern, bringe gerade bei Gesellschaften mit türkischem Hintergrund nichts, weiß Aydin Erdal, denn: „Die Türken feiern mit 50 Leuten schon Geburtstag. Dafür mietet niemand einen Saal.“ Zu türkischen Hochzeiten, so Calisir, kommen oft mehrere 100 Gäste. Erst dann lohnen sich auch die großen Säle, die Saalmieten ab 5000 Euro aufwärts kosten.

Neben gut 100 Demonstranten blieben auch viele Marxloher am Straßenrand stehen und zeigten sich solidarisch mit den Geschäftsleuten und Mitarbeitern.
Neben gut 100 Demonstranten blieben auch viele Marxloher am Straßenrand stehen und zeigten sich solidarisch mit den Geschäftsleuten und Mitarbeitern. © Stefan Arend

„In den Sälen ist Platz für tausend Menschen. Feiern mit 200 oder 300 Gästen können wir da unter Beachtung aller Auflagen durchführen“, ergänzt Mesut Cetin, Vorsitzender des Verbandes der Eventlocations NRW. Die Sicherheit könne gewährleistet werden.

Bezirksbürgermeister verspricht Solidarität mit den Geschäftsleuten

Diese war auch bei der Demonstration am Samstag gewährleistet: Die meisten Teilnehmer trugen einen Mundschutz und hielten die Abstandsregeln ein. Teilweise war auf den Gehwegen am Rande der Weseler Straße mehr Gedränge als im Demonstrationszug. Auch auf dem August-Bebel-Platz hatten die Veranstalter schon im Vorfeld weiße Kreuze aufgemalt. Auf denen konnten die Teilnehmer im richtigen Mindestabstand zueinander stehen.

Neben den Geschäftsleuten waren auch Duisburger Lokalpolitiker dabei, darunter Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer (CDU). Er versprach den Geschäftsleuten und Demonstranten Solidarität: „Marxloh war, ist und wird ein Einkaufszentrum bleiben. Wir haben trotz der langer Zeit des Lockdowns zusammengestanden und wir stehen weiter beieinander.“

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>> Die Hochzeitsbranche in Marxloh versorgt 3000 Familien

  • In Marxloh gibt es rund 100 Brautmodengeschäfte. Dazu 15 Juweliere, insbesondere für Hochzeitsschmuck und 20 Geschäfte, die unter anderem die Haushaltsausstattung für junge Familien anbieten oder Hochzeitsdekorateure.
  • Laut dem Marxloher Werbering hängen an diesen Geschäften rund 600 Jobs, die über 3000 Familien versorgen.