Düsseldorf. . Der Niedriglohnsektor schrumpft zwar. Aber noch immer zahlen 39 Branchen Tarif-Stundenlöhne unter zehn Euro, sogar für Fachkräfte.

Seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns (aktuell: 9,19 Euro) gibt es in NRW immer weniger Branchen, die ihren Beschäftigten nur einen Niedriglohn von weniger als 10 Euro in der Stunde zahlen. Allerdings zählt das NRW-Arbeitsministerium im neuen „Tarifspiegel“ immer noch 39 Wirtschaftszweige, die bestimmten Beschäftigten – in der Regel Ungelernten – weniger als zehn Euro tariflich festgelegten Stundenlohn geben.

Die niedrigsten Tariflöhne finden sich im Fleischerhandwerk (Ungelernte: 8,90 Euro pro Stunde), bei den Dachdeckern (kaufmännische Tätigkeit ohne Ausbildung, 8,92 Euro) sowie in Floristikfachbetrieben (Ungelernte, 9,01 Euro).

Weniger als zehn Euro für Friseure und Tierarzthelfer

In sieben Branchen werden sogar nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung bestimmten Beschäftigten Niedriglöhne von weniger als zehn Euro gezahlt, zum Beispiel im Abbruch- und Abwrackgewerbe (9,21 Euro), Apotheken (Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte/Pharmazeutische Assistenten, 9,83 Euro), Erwerbsgartenanbau (Verkäufer, 9,64 Euro), Friseure (9,75 Euro), Tierarzthelfer (9,94 Euro) und Lampenindustrie (einfach kaufmännische Tätigkeit, 9,59 Euro).

Im Vergleich zum Vorjahr gab es 2018 neun Niedriglohn-Branchen weniger. So kletterten Tätigkeiten in Privathaushalten, die Schuhindustrie sowie das Sanitär-, Installateur- und Klempnerhandwerk über die Zehn-Euro-Grenze.

Minister: Mindestlohn verkleinert Niedriglohnbereich

„Tarifverträge sind eine wichtige Voraussetzung für faire Löhne. Hier zeigt sich die Leistung der Sozialpartner für das Sozialsystem in Nordrhein-Westfalen“, sagte NRW-Arbeits- und Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU). „Durch die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 haben wir zudem eine Untergrenze für den Wettbewerb über die Lohnkosten gesetzt. Seitdem sind insgesamt 35 Branchen in Nordrhein-Westfalen aus dem Niedriglohnbereich herausgewachsen. Das heißt, dort gibt es keine Tarifgruppe unter 10 Euro mehr.“ Die SPD will den Mindestlohn in Deutschland künftig sogar von 8.84 Euro auf zwölf Euro anheben.

Der „Tarifspiegel“, der in NRW seit 2004 jährlich herausgegeben wird, orientiert sich an den Vorgaben der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Ein Niedriglohn (in diesem Fall zehn Euro) liegt vor, wenn der Verdienst eines Beschäftigten um zwei Drittel geringer ist als der mittlere Verdienst aller Beschäftigten.

Jeder Fünfte ist ein „Niedriglöhner“

Laut Bundesregierung gehören in Deutschland etwa 17 Prozent der vollzeit- und sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zu den „Niedriglöhnern“. Teilzeitbeschäftigte, Minijobber und Auszubildende werden hier nicht mitgezählt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund schätzt, dass insgesamt etwa jeder fünfte Arbeitnehmer dem Niedriglohnsektor angehört.