Duisburg. 2012 wurde Tunnel unter dem Thyssen-Gelände unter Denkmalschutz gestellt. Berühmt geworden ist er als Schauplatz für Schimanski-Aufnahmen.
Angegammelt, unübersehbar in die Jahre gekommen, alles voller Scharten und Schrammen – welches Bauwerk könnte mehr zu Schimanski passen als der Matenatunnel? Kein Wunder also, dass die düstere Straßenunterführung zwischen Bruckhausen und dem Alsumer Berg schon willkommene Kulisse für den Schmuddelkommissar war. Kein Wunder aber auch, dass inzwischen Gitter das weitere Befahren oder Betreten verhindern.
Eine schlagloch-übersäte Fahrbahn mit unmotiviert scheidenden Kurven, der nur einseitig angelegte Fußweg verschwindet zeitweise hinter massiven Stützen, an den Wänden sind seit Jahren mehr oder weniger großflächig Fliesen abgeplatzt, es tröpfelt von der Decke, die Beleuchtung reicht für ein mulmiges Gefühl, zumal der Tunnel von Autos immer weniger und von Fußgängern eigentlich gar nicht mehr benutzt wurden.
Die frühere Bedeutung der Straße
Das war einmal anders. Die Matenastraße findet sich als Verbindung zwischen der Bauernschaft Bruckhausen und dem früheren Fischerdorf Alsum am Rhein schon vor fast 300 Jahren auf Flurkarten, in besten Zeiten rollte gar eine schmalspurige Straßenbahn durch den 400 Meter langen Tunnel, der das Werksgelände von Thyssen-Krupp unterquert. Reste von Gleisen sind auf der westlichen Seite immer noch im Straßenpflaster zu erkennbar.
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Am östlichen Tunnelportal, beziehungsweise an reich verzierten Gesims darüber ist ebenfalls die frühere Bedeutung der Straßenverbindung erkennbar.
Verlief die Straße in ihren frühen Zeiten durch eine bäuerlich geprägte Landschaft, sollte sich die Umgebung ab den 1880er Jahren gehörig ändern. Der Industriepionier August Thyssen begann im Raum Bruckhausen Land aufzukaufen, das Ergebnis ist bis heute sichtbar: eine Industrielandschaft, die von der Ausdehnung her ihresgleichen sucht.
Und irgendwann mittendrin die Matenastraße, die das Werksgelände teilte und diverse Brücken und Bahnübergänge erforderlich machte, die den Hüttenwerksabläufen eher hinderlich waren.
Ab 1912 rollte der Verkehr unterirdisch
Ab 1904 gab es laut Denkmalakten Überlegungen, die Straße in einem Tunnel verschwinden und die Werksteile darüber zusammenwachsen zu lassen. Thyssen übernahm letztlich die Kosten, und ab 1912 rollte der Verkehr quasi unterirdisch, samt Straßenbahn zwischen Hamborner Rathaus und Alsum, das zum Standort eines frühen Thyssen-Werkshafens geworden war.
Kriegsschäden und Bergsenkungen führten letztlich in den 1960er Jahren zur Aufgabe Alsums, der Matenatunnel wurde mehr oder weniger zur Zufahrt eines Thyssen-Werksparkplatzes und immer weniger genutzt.
Anstehende hohe Kosten in Millionenhöhe für eine Fahrbahnsanierung und vor allem zeitgemäßen Brandschutz führten 100 Jahre nach Eröffnung des 2012 unter Denkmalschutz gestellten Tunnels zu dessen Schließung. Geplant ist die Verfüllung, doch das geschmückte Tunnelportal ist nach wie vor einen Blick wert.
Noch ein Wort zum Namen Matena: Dabei handelt es sich nicht um einen Kicker aus der legendären Partie des VfvB Alsum gegen Schalke (1939, Ergebnis: 13:0 für die „Knappen“ aus Gelsenkirchen), vielmehr lässt er sich herleiten aus dem mittelhochdeutschen „Mate“ für Wiese.