Duisburg. Thyssen-Krupp-Stahl möchte die 400 Meter lange Unterführung Matenastraße am liebsten für die Öffentlichkeit sperren. Doch nun haben Denkmalschützer den Schimanski-Tunnel für sich entdeckt. Sie wollen den Tunnel unter Schutz stellen. Gespräche mit der Stadt laufen bereits.
Bundesweit bekannt wurde er durch die Schimanski-Tatorte. Seitdem ist der Matenatunnel das Sinnbild für ein abgewracktes Ruhrgebiet. Ein idealer Ort für Horrorfans, die mal wieder eine Gänsehaut erleben möchten. Der Asphalt auf der Fahrbahndecke weist große Lücken auf, Kopfsteinpflaster und die alten Straßenbahnschienen lugen hervor.
An den Wänden Kachelrudimente, die vor langer, langer Zeit mal grün gewesen sein mögen. Kurzum: Der Matenatunnel ist ein Schandfleck erster Güte, die nicht gerade kurze Parade der hässlichsten Tunnel Duisburgs führt er souverän an.
Und doch, oder eher, gerade deshalb, wird die Gruselröhre immer mal wieder von Filmteams aus dem In- und Ausland angefragt. Die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mit ihrer Datenbank für Filmlocations schiebt den Matenatunnel nach vorn beim Thema „Industriekulissen“.
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Nun haben die Denkmalschützer den Tunnel entdeckt. Sie schlagen vor, den Tunnel unter Schutz zu stellen. Die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck soll am 23. August einen entsprechenden Beschluss fassen. Auch Thyssen Krupp Steel hat die Unterführung ins Auge gefasst, die ihr Werksgelände in Bruckhausen quert. Das Stahlunternehmen würde es gern sehen, wenn der Matenatunnel für die Öffentlichkeit gesperrt würde. „Der Tunnel entspricht nicht mehr dem technischen Stand“, so TKS-Sprecher Erik Walner.
Rad- und Wanderweg als Alternative
Wer jetzt fragt, was TKS mit dem unterirdischen Bauwerk zu tun hat, dem sei erklärt: Die Straße, sprich Fahrbahn und Gehweg, gehört der Stadt, der Tunnel selbst dem Unternehmen. Für die Löcher im Asphalt ist also die Kommune zuständig, für die Beleuchtung TKS. Man sei mit der Stadt in Gesprächen, zumal der Tunnel, abgesehen von TKS-Mitarbeitern, kaum genutzt werde, so Erik Walner.
Was nicht verwundert, denn der Tunnel führt von Bruckhausen nach Alsum, dem alten fränkischen Fischerdorf am Ufer des Rheins, dass seit 1965 nicht mehr existiert. Stattdessen ist dort das grüne Rheinvorland und der Alsumer Berg, der eigentlich ein Schutthügel ist. Für Spaziergänger, die gerne auf Alsumer Boden laufen, überlegt TKS gerade, ob ein Rad- und Wanderweg an der Alsumer Straße nicht eine Alternative für den Matenatunnel sein könnte, so TKS-Sprecher Erik Walner.
Dabei war der Matenatunnel sozusagen Duisburgs erste U-Bahn. Denn als die Unterquerung 1914 eröffnet wurde, fuhr auch eine Bahn der Schmalspurlinie A die unterirdischen 400 Meter von Bruckhausen nach Alsum. Bezahlt wurde der Tunnel damals von Thyssen, bevor er an die Gemeinde Hamborn übergeben wurde.
Für die Denkmalschützer ist der Matenatunnel auch „in seinem leicht fragmentarischen Erhaltungszustand ein eindrückliches Zeugnis für die Entwicklung de Arbeits- und Produktionsverhältnisse im Duisburger Norden.“
Was meinen Sie, liebe Leser? Ist der Matenatunnel denkmalwürdig? Oder ein Schandfleck? Oder schlicht und ergreifend überflüssig? Schicken Sie uns Ihre Meinung an lok.duisburg@nrz.de