Duisburg. Rund 40 Neugierige nahmen an dem Stadtspaziergang „Farbige Fassaden in Ruhrort“ teil. Bunte Farben und schöne Formen begeisterten die Teilnehmer. Besonders die Anekdoten eines Malermeisters sorgten für Kurzweil bei der Tour.
„Zur Einstimmung gibt es erst einmal einen Bananenlikör, schließlich stehen wir ja vor dem ersten Bananenhaus der Welt“, verkündet Dieter Siegel-Pieper und verteilt Schnapsgläser mit giftgrünem Inhalt. Um ihn herum haben sich rund 40 neugierige Duisburger versammelt, die an dem Stadtspaziergang „Farbige Fassaden in Ruhrort“ teilnehmen möchten.
Natürlich startet die Führung vor Ruhrorts buntester Fassade: dem knallgelben Haus mit Siegel-Piepers Lieblingsfrucht. Siegel-Pieper, der „Meister der Farben“, wie ihn Denkmalpflegerin Claudia Euskirchen nennt, ist stadtbekannter Malermeister und Besitzer des Ruhrorter Bananenhauses.
16 Häuser auf der Route
„Die heutige Führung ist ein kleiner Vorgeschmack auf den ,Tag des offenen Denkmals’ am nächsten Sonntag“, erklärt Claudia Euskirchen, die bei der Unteren Denkmalbehörde arbeitet. Sie leitet die Stadtteilführung gemeinsam mit Siegel-Pieper. „Ich würde heute sehr gern zeigen, wie unsere Behörde arbeitet und wie wir Entscheidungen zu Fassadengestaltung treffen“, so Euskirchen.
Der erste Halt der insgesamt 16 Häuser auf der Route ist nur einen Steinwurf vom Bananenhaus entfernt. Die alte Hauptpost am Karlsplatz 1 wird von allen Seiten genau studiert. Sie habe mit ihrer „aufwendigen, neobarocken und üppigen Formengestaltung“ als Vorbild für viele weitere Häuser am Karlsplatz gedient, erklärt die Denkmalpflegerin.
Die Fassade des Postgebäudes mit Klinkern und Stuckelementen sei bei seiner Entstehung sicher nicht günstig gewesen, schätzt die Expertin. „Die Bauherren der umliegenden Häuser wollten dem natürlich nicht nachstehen und beauftragten ihre Architekten, kostengünstigere Varianten im selben Stil zu finden“, sagt sie.
Anekdoten erfreuen die Teilnehmer
Ein gutes Beispiel dafür ist das Haus Luisenstraße 24. Statt einer sehr aufwendigen Verklinkerung mit einzelnen Steinen, gibt es hier „Putzklinker“, wie Maler Siegel-Pieper erkennt. Durch Strukturschablonen sind die Fugen den Klinkern nur nachempfunden.
Auch ein Haus auf der gegenüberliegenden Seite des Karlsplatzes hat diese Putzklinker. Viel auffälliger ist aber die Farbe: Zuckerguss-Rosa. Für die Denkmalpflegerin ist das bestenfalls ein „bunter Farbklecks“, mit der Originalfarbe hat es allerdings wenig zu tun. Urheber der ungewöhnlichen Gestaltung ist Siegel-Pieper – er weiß auch noch ganz genau, wie es dazu kam: „Der Eigentümer kam auf mich zu und sagte, er wolle das Haus seiner Frau schenken. Da ihre Lieblingsfarbe rosa ist, war über die Farbe nicht mehr viel zu diskutieren“, erzählt er. Die Teilnehmer erfreuen sich an seinen Anekdoten, die so bunt sind, wie einige der Fassaden.