Duisburg. In einer weiteren Folge unserer Serie „Alte Schätzchen unterwegs“ stellen wir Wilhelm Krüger und seine Kreidler Florett vor. Auch mit 87 Jahren sitzt der Wehofener noch fest im Sattel. Seit fast fünf Jahrzehnten sind der ehemalige Polizeibeamte und seine Flory ein unzertrennliches Duo.

Flory nennt er sie zärtlich, hält ihr seit fast fünf Jahrzehnten die Treue. Ein unzertrennliches Duo seit 1966, als sich Wilhelm Krüger unsterblich verliebte – in die schmucke Kreidler Florett, die damals bei seinem Schwager, einem Zweiradmechaniker in Dinslaken, stand. Die 1200 Mark, die er für das Kult-Moped hinlegte, hat er nie bereut. Flory ist genauso unverwüstlich wie Krüger selbst, der auch mit stolzen 87 Jahren noch gerne auf Tour mit seinem alten Schätzchen geht.

Eine Herkules mit Sachsmotor ist er davor gefahren, im Polizeidienst – Krüger war 41 Jahre lang Hüter des Gesetzes in Hamborn und bekannt als Sheriff von Obermarxloh und Schmidthorst – auch mal einen Zündapp-Roller. Aber kein Zweirad sei vergleichbar mit einer Kreidler: „Die ist ja bis heute noch ein Begriff und für die Jugend früher war sie ein absolutes Statussymbol“, erzählt der Wehofener. „Wer eine Kreidler hatte, dem liefen die Mädchen hinterher.“

"Meine Flory ist da wie ein alter Ackergaul"

Außerdem sei das Moped absolut zuverlässig. Nur ganz selten in all den Jahren sei seine Flory einfach stehen geblieben. Der 87-Jährige erinnert sich vor allem ungern an einen Tag im Jahr 1970. „Da ging plötzlich nichts mehr. Die Zündkerze war verrußt, der Auspuff dicht, ich hatte eigentlich immer mein Werkzeug dabei, nur damals nicht“, ärgert sich der 87-Jährige noch heute. „Fünf Kilometer musste ich schieben – im Hochsommer...“

Ansonsten hat ihn das Moped in der Vergangenheit souverän bis nach Amsterdam oder in die Eifel gebracht. Strecken bis zu 100 Kilometer traut sich Krüger derzeit noch zu. Erst kürzlich ging es bis zur Tochter nach Münster. „Meine Flory ist da wie ein alter Ackergaul, kennt den Weg auch ohne mich...“ 2,6 PS, bis zu 50 km/h schnell, das reicht ihm völlig.

Enkel Moritz ist ein großer Fan

Vor fünf Jahren hat Krüger den Motor generalüberholen. „Das war eigentlich gar nicht nötig. Der Kolben war immer noch intakt, aber ich hab’s trotzdem gemacht“, sagt er. „Ersatzteile kann ich problemlos in Kornwestheim bestellen.“

Weitere alte Schätzchen gesucht

In unserer Serie stellen wir in loser Folge Menschen und ihre alten Schätzchen mit zwei, drei, vier oder mehr Rädern vor, die noch auf Duisburgs Straßen unterwegs sind.

Wir suchen weitere solcher „Oldies“. Schicken Sie uns bitte Fotos mit ein paar Zeilen per Mail an redaktion.duisburg@waz.de oder per Post an die WAZ Duisburg, Harry-Epstein-Platz 2, 47051 Duisburg. Bitte Name und Telefonnummer für Rückfragen nicht vergessen.

Über 100.000 Kilometer Wegstrecke hat Krüger mit seinem alten Schätzchen mittlerweile hinter sich gebracht, aber egal, wohin er auch fährt: Kein Tag vergeht, an dem der Wehofener nicht auf sein Moped angesprochen wird. Sprüche wie „Die hab’ ich auch mal gehabt – wunderbar!“ hört Krüger am häufigsten und liebsten.

Auch Enkel Moritz (26) hat schon mehr als ein Auge auf das Zweirad geworfen. „Ich hab ihm hoch und heilig versprochen, dass er die Flory mal bekommen wird“, erzählt der 87-Jährige. „Doch so lange ich mein Bein noch über den Sattel kriege, wird das hoffentlich noch ein Weilchen dauern.“