Schlägereien und Reizgaseinsatz nach Spiel MSV Duisburg gegen 1. FC Köln
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Von Philipp Wahl
Duisburg/Düsseldorf. Mit mehreren Hundertschaften wollte die Polizei beim Hochrisiko-Spiel zwischen dem MSV Duisburg und dem 1. FC Köln Gewaltausbrüche verhindern. Einsatzkräfte konnten Hooligans von Massenschlägereien am Stadion und im dörflichen Ungelsheim abhalten. Im Düsseldorfer Hauptbahnhof warfen FC-Fans aus einem Sonderzug Böller auf einen Bahnsteig.
Mit Reizgas und erhobenen Schlagstöcken konnten Polizisten der Hundertschaft am Montag nach dem Zweitliga-Spiel zwischen dem MSV Duisburg und dem 1. FC Köln (1:1) verhindern, was Hooligans als "dritte Halbzeit" verherrlichen: Jeweils etwa 20 Gewalt suchende Fans beider Seiten hatten sich zur Massenschlägerei getroffen. Sie wollten gerade auf der Dreieckswiese am Bertasee aufeinander losgehen, als die Polizisten eingriffen. Mit Erfolg: Die beteiligten Fans der Kategorie C, berichtete Polizeisprecher Ramon van der Maat, seien ins Getümmel der friedlichen Zuschauer geflüchtet. Vom Schlagabtausch hatten Kräfte der Hundertschaft Hooligans beider Lager bereits vor dem Spiel und fernab des Stadions abgehalten: Die Einsatzleitung hatte Wind von einer Verabredung im dörflichen Ungelsheim bekommen.
Zu Prügeleien mit einigen leicht Verletzten kam es nach dem Hochrisiko-Spiel mit 27.000 Zuschauern trotzdem. Anhänger der Domstädter – knapp 8000 begleiteten ihre Elf – randalierten zudem auf der Anreise in Köln, Düsseldorf und Duisburg.
Gladbach-Hools unter MSV-Fans, geplatzte Massenschlägerei in Ungelsheim
"Wir hatten am Stadion einige Hundertschaften im Einsatz", so van der Maat, "weil einige Duisburger wohl nach dem Hinspiel noch eine Rechnung mit einigen Kölnern offen hatten." Die Fans der Kategorien B (gewaltbereit) und C (Gewalt suchend) beider Lager gelten spätestens seit dem Pokalspiel im Dezember 2010 als verfeindet. Damals sollen Kölner Hooligans die Fenster eines Busses mit MSV-Anhängern eingeworfen haben.
Obendrein waren am Montagabend Schläger aus dem Lager der Kölner Erzfeinde nach Duisburg gereist, um zuzuschlagen: Unter die MSV-Fans mischten sich zahlreiche Mönchengladbacher Hooligans. Wie viele von ihnen unter den Männern waren, zu denen die Hundertschaft vor dem Spiel gegen 19 Uhr ausgerückt war, ist unklar. "Wir hatten Hinweise auf eine Drittortauseinandersetzung in Ungelsheim", sagte Polizeisprecher van der Maat. Im Klartext: Hools beider Lager hatten sich zum Kampf in der Idylle tief im Süden Duisburgs verabredet.
Dazu kam es dann aber nicht: Als die Mannschaftbusse die Dorfmitte erreichten, sollen etwa 40 Fußballfans eine Kneipe verlassen und das Weite gesucht haben. Van der Maar: "Von den Kölner Schlägern war für die Kollegen zu diesem Zeitpunkt noch nichts zu sehen."
Randale-Brennpunkt Dreieckswiese
Einen ruhigen Dienst hatten die Einsatzkräfte, die von berittenen Kollegen unterstützt wurden, später aber auch nach der Partie nicht. So brachten einige Beamten alle neun Insassen eines Kölner Kleinbusses aufs Präsidium. Polizisten werden die Verdächtigen wegen Körperverletzung anzeigen und versuchen, Stadionverbote durch den MSV zu erwirken: Die Männer sollen einen Anhänger der Zebras auf dem Parkplatz P 6 verprügelt haben. Ihr Opfer wurde nach Angaben der Polizei leicht verletzt.
Als Randale-Brennpunkt erwies sich zudem erneut die Ecke Bertaallee/Kruppstraße, weil diesen Bereich trotz geplanter Fantrennung auch Gästefans auf Abwegen erreichten. Dort nahm die Polizei zwei MSV-Anhänger fest, die einen FC-Fan attackiert hatten. Zwei Schläger beider Lager, die ebenfalls an der Dreieckswiese aneinander geraten waren, konnten entkommen. Anders erging es dort einem Duisburger, der auf einen Anhänger der Geißböcke eingeschlagen haben soll. Er wurde festgenommen. Im Stadion soll es nach Berichten von Augenzeigen darüber hinaus kurz nach dem 1:1 der Zebras in der Nachspielzeit zu einem kurzen Handgemenge gekommen sein, als verärgerte FC-Fans fluchtartig das Stadion verließen und dabei einer blau-weißen Fangruppe in die Quere kamen.
Bereits auf dem Weg nach Duisburg beschäftigten Krawallmacher aus der Domstadt die Bundespolizei:
FC-Chaot warf im Düsseldorfer Hauptbahnhof Böller aus fahrendem Zug
Im Kölner Hauptbahnhof, wo zwei Sonderzüge nach Duisburg abfuhren, warf ein FC-Fan eine Bierdose auf Bundespolizisten. Die nahmen den Mann in Gewahrsam. Andere Anhänger hätten die Polizisten im Bahnhof darüber hinaus beleidigt, sagte Armin Rogon, Sprecher der Bundespolizei.
Polizisten überwachen am Essener Bahnhof Fans des 1. FC Köln, die mit dem Sonderzug angereist waren.
Nach Ausschreitungen hat eine Polizistin einen Dresdner Krawallmacher zu Fall gebracht.
Ein Polizist nimmt mit einer Kamera Osnabrücker Fans ins Visier.
Manchmal sind auch die Spieler in Gefahr: Ansgar Brinkmann (li.) und Dexter Langen von Dynamo Dresden schrecken vor einer Leuchtrakete zurück, die auf dem Spielfeld einschlägt. Die Szene stammt aus dem Jahr 2005.
Das Verhältnis zwischen Polizei und Fans - insbesondere Ultras - ist ein schwieriges. Ob der Beschluss des Bundesgerichtshofs daran etwas ändern kann?
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Unbeteiligte brachte später ein Chaot aus einem Sonderzug in Düsseldorf in Gefahr: Als die Bahn im Feierabendverkehr durch den Hauptbahnhof fuhr, öffnete der Unbekannte das Fenster und warf einen verbotenen Böller auf einen Bahnsteig. "Das war um etwa 19 Uhr", so Rogon. "Um diese Zeit, nach Feierabend, warten in Düsseldorf auf allen Bahnsteigen viele Reisende."
Verletzt wurde durch den Knallkörper nach Erkenntnissen der Bundespolizei aber trotzdem niemand. Pyrotechnik zündeten Kölner Ultras später auch bei der Ankunft am S-Bahn-Halt Duisburg-Schlenk. Rogon stuft den Einsatz seiner Kollegen rund um das Montagsspiel der zweiten Fußball-Bundesliga dennoch als "relativ unproblematisch ein".
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