Duisburg. . Die szenekundigen Beamten der Polizei Duisburg schätzen die Zahl der Problemfans unter den Anhängern des MSV auf 380. Demnach seien 250 „gewaltbereit“. In den Vorjahren waren es 150. Die Zahl der Hooligans: 130. Auf welcher Grundlage diese Kategorisierung erfolgt.

Dass die Bild-Zeitung eine „Gewalt-Tabelle“ mit Vereinen der ersten und zweiten Bundesliga erstellt hat, passt der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) gar nicht ins Konzept: „Wir wollen niemanden an den Pranger stellen und befürchten außerdem, dass solch eine Tabelle für bestimmte Gruppen sogar ein Ansporn sein könnte“, erklärt Katja Kruse, die stellvertretende Leiterin der ZIS, die beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD NRW) im Duisburger Innenhafen angesiedelt ist. Die Polizei Duisburg bestätigt die für den MSV Duisburg veröffentlichten Zahlen: Demnach gehören der MSV-Fanszene 250 „gewaltbereite/-geneigte Fans“ (Kategorie B) und 130 „gewaltsuchende Fans (Kategorie C) an – alles in allem also 380 „Problemfans“.

Dass die Boulevardzeitung den MSV unter den 36 Erst- und Zweitligavereinen auf einem unrühmlichen 12. Tabellenplatz einsortiert, erklärt sich vor allem durch die gewachsene Zahl der Anhänger, die von der Polizei als „gewaltbereit/-geneigt“ eingestuft werden. „Da sind in der jüngeren Vergangenheit in Duisburg etwa 100 dazugekommen“, berichtet Polizeisprecher Ramon van der Maat. Fans dieser Kategorie B, so Katja Kruse, kommen zwar wegen der Fußballs ins Stadion, ließen sich jedoch „anlassbezogen“ zu Gewalttaten hinreißen.

Dieser Kategorie B werden von den Polizeibehörden nach dem „Jahresbericht Fußball“ der ZIS für die Saison 2011/12 zunehmend auch Mitglieder von Ultra-Gruppierungen zugeordnet. Darin heißt es: „Obwohl die überwiegende Mehrzahl der ‘Ultra’-Gruppierungen zwischen 18 und 25 Jahre alt ist und von den berichtenden Polizeibehörden mehrheitlich zwar (noch) in der Kategorie A [friedliche Fans, d. Red.] eingestuft wird, deuten der ... beschriebene Anteil der von freiheitsentziehenden Maßnahmen betroffenen Personen in der Altersgruppe der 21- bis 25-Jährigen sowie insbesondere die Steigerung in der Gruppe der über 25-Jährigen auf eine vermehrte Teilnahme älterer Personen dieser Szene an Störerhandlungen hin.“

Kategorisierung erfolgt nach Einschätzung szenekundiger Polizisten

Die Zahl der Kategorie-C-Fans, die Fußballspiele besuchen, um Gewalttaten zu begehen, habe sich dagegen in den vergangenen Jahren in Duisburg kaum verändert, so Polizeisprecher van der Maat.

HooligansDie Kategorisierung erfolgt übrigens nicht auf der Grundlage der beim Bundeskriminalamt (BKA) angesiedelten und von allen Polizeibehörden gefütterten Datei „Gewalttäter Sport“ , sondern auf der Grundlage von Schätzungen, wie Katja Kruse erklärt. „Aus der Gewalttäter-Datei werden Straftäter auch wieder gelöscht, das wäre ein unpräzise Quelle. Viel besser im Blick haben unsere szenekundigen Beamten (SKB) die jeweiligen Fanlager.“ Auf ihren Eindrücken und Erfahrungen beruhen die Kategorie-C- und -B-Angaben, die die Polizeibehörden der ZIS übermitteln.

Negativ aufgefallen waren MSV-Fans nach der 1:3-Niederlage der Zebras im Heimspiel gegen Dynamo Dresden Ende August, als enttäuschte Duisburger Anhänger den Platz stürmen wollten. Ordner und Polizisten konnten den Platzsturm verhindern. Später meldeten die Polizei mehrere Schlägereien zwischen Anhängern aus Dresden und Duisburg auf Parkplätzen. Der MSV prüfte jüngst ein Stadionverbot gegen neun der Gewalttäter aus des Dynamo-Fanszene.

Zwei Hooligan-Gruppierungen in Duisburg

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Zu den „gewaltsuchenden Fans“ der Kategorie C rechnen die szenekundigen Beamten überwiegend Hooligans. In Duisburg sind mit „Forever Duisburg“ (seit 1980) und „Division Duisburg“ seit 2004) zwei Hooligan-Gruppierungen vertreten. Mitglieder und Sympathisanten der Division sollen nach Zeugenaussagen beim DFB-Pokalspiel in Halle antisemitische und rassistische Parolen angestimmt haben. Im Februar versuchten 20 Division-Mitglieder, den Club Djäzz zu stürmen, drei Menschen wurden verletzt.

„Forever“-Mitglieder standen zuletzt Ende 2011 unter Verdacht, als aus dem alten Stammblock der Gruppe Leuchtraketen auf Anhänger von Fortuna Düsseldorf abgefeuert wurden. Die Täter konnten jedoch nicht überführt werden. Im März 2011 griffen die Hooligans den Mannschaftsbus von Energie Cottbus an, als dieser an ihrem Vereinsheim vorbeifuhr.