Duisburg. Beim Pokalspiel des MSV Duisburg in Halle schallten antisemitische und rassistische Parolen aus dem Duisburger Fanblock. Da einer der MSV-Anhänger auch noch die Hand zum Hitlergruß hob, ermitteln nun Polizei, Staatsschutz. Auch der MSV muss und wird etwas tun, allein um die echten Fans zu schützen.

Der MSV hat ein Problem – auf dem Platz, aber auch auf den Rängen. Beim Pokalspiel in Halle am vergangenen Samstag schallten antisemitische und rassistische Parolen durch die Reihen kleinerer Gruppen, reckte sich eine Hand zum Hitlergruß. Der Verein ist alarmiert. Polizei, Staatsschutz und Staatsanwaltschaft ermitteln. Da braut sich was zusammen, gewinnt neue Brisanz.

„Der MSV Duisburg und seine Anhänger wehren sich entschieden gegen jede Art von Diskriminierung oder Rassismus. Wir stehen allen Menschen offen und mit Respekt gegenüber“, heißt es in einer Erklärung des Vereins von Dienstag. Ein aktueller Anlass wird in der Mitteilung auf der Homepage nicht genannt. In der Fan-Szene allerdings ist klar: Es ging um antisemitische Ausfälle und Pöbeleien gegen ethnische Gruppen, die immer wieder abfällig als „Zigeunerpack“ bezeichnet wurden.

Rassistische Parolen

Mehrfach, so berichten Anhänger, fielen im Block der mitreisenden Duisburger sowie im Eingangsbereich des Stadions rassistische Äußerungen. Der Ausgangspunkt dafür waren Berichten von Fans zufolge die Mitglieder einer Gruppe, die die Nähe zur Hooligan-Szene sucht und besonders aggressiv auftritt – auch gegenüber MSV-Anhängern. Zugleich mussten verängstige Familien von Ordnern aus den Pulks geholt werden.

Mehr als Courage - ein Kommentar von Oliver Schmeer

Rechte Stoßtrupps, provozierende und gewaltbereite Gruppen sind heute in Stadien bitterer Alltag. Braune Soße mischt sich da mit Hass, mal von Ideologen unterfüttert, mal nur als dumpfer Frustausfluss. Da helfen nur Aufmerksamkeit und Wachsamkeit. Und die Ehrlichkeit, dass sich da immer wieder etwas zusammenbraut. Mit Sport, mit Fans, mit Begeisterung für einen Verein hat das bekanntlich nichts zu tun. Das wissen die vielen Gutwilligen. Die wenigen Böswilligen allerdings auch.

Es ist richtig, dass Fan-Projekte und Fan-Beauftragte intern arbeiten, nach innen wirken. Das macht die Polizei in ihrer präventiven und ermittelnden Szenearbeit ebenso. Beide oft mit Erfolg. Doch werden Rassismus und Antisemitismus lauter, muss auch die Reaktion lauter und präsenter werden. Wenn sich zudem aber die echten Fans schon von der Woge der Gewaltbereitschaft und Aggression bedroht fühlen, ist mehr als Courage und Appell gefordert. Das wissen der MSV wie auch die Polizei.

In Halle verbreiteten Teile dieser Gruppe auch antisemitische Parolen. Häufig sei „Judenschwein“ und ähnliches gegrölt worden, erklärt ein mitgereister MSV-Fan gegenüber der WAZ. Da die Gewaltbereitschaft der Personen bekannt sei, habe es in der Kurve kaum Proteste gegeben. Offen sei auch neonazistische Symbolik gezeigt worden. In einem Internet-Forum, in dem MSV-Anhänger die Ereignisse des Wochenendes diskutieren, erklären einige Mitglieder, dass aus Furcht vor Gewalt nicht mit einer Intervention aus den Reihen der Fans gerechnet werden könne.

Zugleich forderte der MSV in seiner Erklärung dazu auf, Beobachtungen mitzuteilen und „aktiv dazu beizutragen, dass der MSV ein Verein ist, in dem sich alle Menschen wiederfinden können“.

Vermeintliche Fans in Zivil

800 Fans waren laut MSV-Pressesprecher Martin Haltermann nach Halle mitgefahren. Die meisten wohlgemerkt Fans. Doch darunter eben auch andere Trupps, nicht mal in MSV-Kluft, sondern weiß gekleidet, so berichten es Augenzeugen. In Zivil, wie die Polizei bestätigt. „Das war schon extrem“, so Haltermann. Schon in der Bundesliga-Rückrunde hatten beim Verein wegen ähnlicher, einzelner Vorkommnisse die Alarmglocken geschrillt. Bereits vorbereitet sind Ansagen für den heimischen Stadionsprecher und Texte auf der Anzeigentafel, wenn sich am Samstag beim ohnehin nicht unbrisanten Heimspiel gegen Dresden ähnliche Attacken Bahn brechen sollten.

Rechtsradikale "Fans"

In Zusammenarbeit mit der UEFA wurde in allen Bundesliga-Stadien am 8. Spieltag für den Kampf gegen Rassismus geworben. Unter dem Motto
In Zusammenarbeit mit der UEFA wurde in allen Bundesliga-Stadien am 8. Spieltag für den Kampf gegen Rassismus geworben. Unter dem Motto "Zeig' Rassismus die Rote Karte" bezogen Spieler und Fans gemeinsam Stellung.
Die
Die "Zebras" vom MSV Duisburg machten mit... © imago sportfotodienst
...ebenso die Bremer und Schalker.
...ebenso die Bremer und Schalker.
Auch Hertha BSC Berlin und der VfL Bochum beteiligen sich an der Kampagne.
Auch Hertha BSC Berlin und der VfL Bochum beteiligen sich an der Kampagne.
Das kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus und Rechtsradikalismus im Fußball nach wie vor von Nöten ist, belegen die Bilder rechtsradikaler
Das kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus und Rechtsradikalismus im Fußball nach wie vor von Nöten ist, belegen die Bilder rechtsradikaler "Fans" in Europas Stadien.
Rechtsextreme bulgarische Hooligans mit dem Keltenkreuz.
Rechtsextreme bulgarische Hooligans mit dem Keltenkreuz. © imago sportfotodienst
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© imago sportfotodienst
Griechische
Griechische "Fans" mit zweifelhafter Gesinnung.
Rechtsextreme Anhänger des BFC Dynamo mit Transparent:
Rechtsextreme Anhänger des BFC Dynamo mit Transparent: "Semnonen" als Anspielung auf einen germanischen Stamm.
"Ich bin stolz ein Deutscher zu sein." Politischer Slogan auf der Jacke eines Anhängers von Hertha BSC.
Deutsche Hooligans heben den rechten Arm - traurige Randerscheinung bei einem Länderspiel im Jahre 2006.
Deutsche Hooligans heben den rechten Arm - traurige Randerscheinung bei einem Länderspiel im Jahre 2006.
Rechtsradikale Energie Cottbus-Anhänger haben ein antisemitisches Transparent mit dem Schriftzug
Rechtsradikale Energie Cottbus-Anhänger haben ein antisemitisches Transparent mit dem Schriftzug "Juden" und dem Vereinsemblem von Dynamo Dresden ausgerollt.
Rechtsradikale Hooligans provozieren mit dem zum Hitlergruß gestreckten rechten Arm.
Rechtsradikale Hooligans provozieren mit dem zum Hitlergruß gestreckten rechten Arm.
Zwei Udineser Fans zeigen offen ihre rechtsradikale Gesinnung.
Zwei Udineser Fans zeigen offen ihre rechtsradikale Gesinnung.
Ein rechtsradikaler englischer Fan zeigt im Fanblock eine Hakenkreuzfahne. (Archibild aus dem Jahre 1990)
Ein rechtsradikaler englischer Fan zeigt im Fanblock eine Hakenkreuzfahne. (Archibild aus dem Jahre 1990)
Hertha Fans präsentieren einen Doppelhalter mit der Aufschrift
Hertha Fans präsentieren einen Doppelhalter mit der Aufschrift "Zick Zack Zigeunerpack".
Ein Eindhovener
Ein Eindhovener "Fan" unterstützt sein Team jenseits der political correctness - mit Hitlergruß.
Lazio Rom-
Lazio Rom-"Fans" mit Hakenkreuzfahne.
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Ein Bild aus dem Jahre 2002: Ein Rotterdamer
Ein Bild aus dem Jahre 2002: Ein Rotterdamer "Fan" salutiert vor dem Foto des ermordeten rechten Politikers Pim Fortuyn.
Willkommen in Deutschland!
Willkommen in Deutschland!
Bulgarischer Hooligan zeigt den Hitlergruß.
Bulgarischer Hooligan zeigt den Hitlergruß. © imago sportfotodienst
Ein Spartak Moskau-
Ein Spartak Moskau-"Fan" mit Ku-Klux-Klan-Kapuze.
Rechtsradikale Schmierereien unter der Tribüne des Bruno Nespoli Stadions in Olbia.
Rechtsradikale Schmierereien unter der Tribüne des Bruno Nespoli Stadions in Olbia.
Dresdner
Dresdner "Fans" haben eine Gummipuppe mit Trikot und Schal des 1. FC Köln symbolisch am Seil aufgehangen, doch Halbmond und Stern auf dem Kopf der Puppe gehen weit über normale Fanrivalität hinaus und stellen Ausländerfeindlichkeit zur Schau. (Archivbild aus dem Jahre 2005)
2005: Paolo di Canio (Lazio) grüßt die als rechtsradikal eingestuften Fangruppen von Lazio Rom mit ausgestrecktem rechten Arm - sein Verhalten während des römischen Derbys löste eine Faschismus-Debatte in Italien aus.
2005: Paolo di Canio (Lazio) grüßt die als rechtsradikal eingestuften Fangruppen von Lazio Rom mit ausgestrecktem rechten Arm - sein Verhalten während des römischen Derbys löste eine Faschismus-Debatte in Italien aus.
Rechte Anhänger des VfB Leipzig (früher Lokomotive Leipzig) demonstrieren bei einem Spiel des verhassten Lokalrivalen FC Sachsen Leipzig gegen linke Kräfte:
Rechte Anhänger des VfB Leipzig (früher Lokomotive Leipzig) demonstrieren bei einem Spiel des verhassten Lokalrivalen FC Sachsen Leipzig gegen linke Kräfte: "Lok-Fans gegen Links".
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Der MSV, betont Haltermann, muss und wird etwas tun, allein auch um die echten Fans zu schützen. Fan- wie Sicherheitsbeauftragter sind eingeschaltet, es gibt intensiven Kontakt zum Fan-Projekt und zu Fan-Clubs und Vereinen. „Wir müssen mit aller Macht verhindern, dass das größere Ausmaße annimmt“, betont Haltermann . Stadionverbote sind ein probates Mittel. Doch dafür müssten Täter auch ermittelt und identifiziert werden. Zugleich, so heißt es, seien einzelne befristete Stadionverbote jetzt ausgelaufen.

Staatsanwaltschaft prüft Tatbestand der Volksverhetzung

MSV-Vorstandschef Andreas Rüttgers erklärte am Dienstag: „Wir akzeptieren weder Vandalismus noch Rechtsradikalismus. Es wäre aber fatal, so zu tun, als wäre Duisburgs Fanszene problematisch im Vergleich zu anderen Klubs. Solche Themen sind nicht nur speziell auf den Fußball gemünzt, sondern auch ein Spiegelbild der Gesellschaft. Da muss man entsprechend entgegenwirken. Für uns als Verein geht es um ein klares Distanzieren, dann müssen wir den Weg weiterverfolgen und bei Verstößen reagieren.“

MSV feiert Sieg in Halle

Der MSV Duisburg setzte sich beim Halleschen FC mit 1:0 durch.
Der MSV Duisburg setzte sich beim Halleschen FC mit 1:0 durch. © imago sportfotodienst
Der MSV Duisburg setzte sich beim Halleschen FC mit 1:0 durch.
Der MSV Duisburg setzte sich beim Halleschen FC mit 1:0 durch. © imago sportfotodienst
Der MSV Duisburg setzte sich beim Halleschen FC mit 1:0 durch.
Der MSV Duisburg setzte sich beim Halleschen FC mit 1:0 durch. © imago sportfotodienst
Der MSV Duisburg setzte sich beim Halleschen FC mit 1:0 durch.
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Der MSV Duisburg setzte sich beim Halleschen FC mit 1:0 durch.
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„Wir betrachten die Entwicklung mit Sorge“, so Polizeisprecher Stefan Hausch. Und sie betrachtet sie ganz genau. Vor allem beim nächsten Heimspiel. Nach ihren Erkenntnissen haben sich da einzelne Gruppierungen zusammengeschlossen. Von Rechts gegen Links ist da auch die Rede, von gezielten Provokationen. Nach Halle prüft die Staatsanwaltschaft nach Anzeigen der Polizei den Tatbestand der Volksverhetzung. Hausch: „Mit Sport hat das nichts zu tun.“