Duisburg. Sören Link (SPD, 35) und Benno Lensdorf (CDU, 69) sind seit Dienstagabend offiziell Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters in Duisburg. Die Sozialdemokraten schickten Link mit 89,8 Prozent, die Delegierten der CDU Bürgermeister Lensdorf mit 95 Prozent ins Rennen um die Sauerland-Nachfolge.
Exakt zwei Monate vor der OB-Wahl haben SPD und CDU am Dienstagabend ihre Kandidaten nominiert. SPD-Mann Sören Link(35) will den Schichtwechsel, den Machtwechsel für die SPD im Rathaus. Benno Lensdorf (69) will für die CDU nach Sauerland den CDU-Wachwechsel an der Stadtspitze.
Nach der Wahl von Sören Link mit stattlichen, aber nicht überragenden 89,8 Prozent und dem fälligen Stakkato-Applaus gab’s Bier: Eine Flasche „Original Duisburger „Wechselschicht“-Gerstensaft aus Links Walsumer Heimat-Brauerei. Für jeden der 245 Delegierten, egal ob er mit Ja (220) stimmte oder mit Nein (13) oder sich enthielt (12). Das in rote T-Shirts gekleidete Wahlteam verteilte das Bier, das „gut gegen schalen Geschmack“, also gegen CDU-OB-Zeiten ist. Die SPD hat den Wahlkampf eröffnet.
Geöffnet werden soll die Bierflasche am 17. Juni, am Abend des Wahlsonntags, wenn Link seit Ziel mit 50 plus X Prozent erreicht haben will . „Ich gebe alles für Duisburg. Ich mache einen Wahlkampf, der sich gewaschen hat“, kündigte Link nach seiner Nominierung merklich gelöst an. Neben ihm ein von Anfang an sichtlich gut gelaunter Parteichef Ralf Jäger, dessen Wiederwahl als Vorsitzender (83 %) am gleichen Abend eher Nebensache war. „Sören braucht uns“, rührte Jäger die Werbetrommel für den Kandidaten.
Der hatte zuvor in einer soliden Rede angekündigt, dass er als künftiges Stadtoberhaupt „der Stadt Duisburg ihre Würde und ihren Stolz zurückgeben will“. Und auf diesem Weg will er „die Menschen mitnehmen“. „Der 12. Februar hat mich stolz gemacht“, erinnerte Link an den Erfolg der Abwahlinitiative. Sichere Arbeit, gute Bildung und solide Finanzen nannte der 35-jährige Link als die weiteren Kernpunkte seines OB-Profils und betonte seine Verwaltungserfahrung aus den sieben Arbeitsjahren bei der Bezirksregierung und seine politische aus den gleichen Jahren als Landtagsabgeordneter. „Ja, ich bin jung. Für mich ist Alter kein Makel und kein Vorteil“, sagte er und verwies auf Rehagel: Es gebe keine jungen oder alten Fußballer, sondern nur gute oder schlechte.
Arbeit – der Schutz bestehender Arbeitsplätze und die Schaffung neuer – sei die „zentrale Herausforderung“, betonte Link und will Wachstumsbranchen fördern. Duisburg müsse zudem „der Bildungsstandort Nummer 1 in der Region werden. Es darf kein Kind zurückgelassen werden“, sagte Link weiter. Und klar sei: Auch wenn Duisburg sparen muss, „einen Kahlschlag gibt’s nicht mit mir“.
„Die Rede war besser als die letzte“, klopft ein Genosse Link auf die Schulter. „Stimmt“, antwortet er. Der Kandidat läuft sich warm.
Donnernder Applaus der Delegierten
Mit dem Schiffergruß „In Gottes Namen“ beendete der routinierte politische Fahrensmann Benno Lensdorf seine knappe Vorstellungsrede, und seine CDU ließ es bei der OB-Kandidatenkür an Zustimmung nicht fehlen: 95 Prozent der Stimmen entfielen auf den Bürgermeister, der sich nach der Sauerland-Abwahl die Oberbürgermeisterfunktionen mit Stadtdirektor Peter Greulich teilt.
Stehenden, donnernden Applaus bescherten ihm die knapp hundert Delegierten nach einer ruhigen, bedachten Rede. Die Angriffe auf den politischen Gegner, namentlich die SPD, waren zurückhaltend dosiert, das Angebot zur Zusammenarbeit angesichts der großen Probleme der schuldengeplagten Stadt dagegen unüberhörbar. „Wir werden die Kraft haben, Entscheidungen zu treffen, die problematisch sind“, kündigte er für seine OB-Amtszeit an. Jedoch müsse nicht jede Einsparung im städtischen Haushalt auch eine Kürzung der Lebensqualität der Bürger bedeuten. Beispielsweise erlaube neue Technik auch neue Wege in der Verwaltung.
Wichtig sei es jedoch, als Kommune weiter das eigene Schicksal bestimmen zu können. Sein Ziel sei es, „die Handlungsfähigkeit nicht in andere Hände zu legen“. Damit aber die Finanzaufsicht nicht das Sagen bekomme in Duisburg, müsse man „über Fraktionsgrenzen hinweg“ sich den angekündigten Auflagen stellen. „Kreativität ist keine Frage der Finanzkraft“, zitierte Lensdorf eine frühere Wahlkampfaussage.
Kontinuität versprach der Ruhrorter Christdemokrat bei der Stadtentwicklung, die in der Ära Sauerland auf einem guten Weg gewesen sei: „Wir wissen, wie eine Stadt weiterzuentwickeln ist.“ Lensdorfs Rückblick auf die SPD-Zeiten zuvor: „Es war alles vor die Wand gefahren.“ Ein klares „Ja“ äußerte der CDU-Kandidat zu den Hamborner Outlet-Plänen. Investitionen wie diese seien gerade im Duisburger Norden unverzichtbar.
„Mit dem Bürger für den Bürger“ umriss der 69-Jährige seine persönliche Devise für eine eventuelle Amtszeit an der Spitze der Stadt. Dialog mit der Bürgerschaft werde bei ihm ganz groß geschrieben. Seine Partei beschwor der Freizeit-Segler auf das oberste Gebot an Bord: „Wir müssen immer ein Team sein.“ Und das formte sich nach der Wahl schon einmal zur lange Schlange der Gratulanten.