Duisburg. . Welcher Lokalpolitiker soll eine größere Rolle spielen? 430 von 520 Befragten wissen darauf keine Antwort. 16 nannten Theo Steegmann, 13 Peter Greulich (Grüne), zwölf Alt-OB Josef Krings (SPD). SPD-Kandidat Sören Link wurde nur zweimal genannt.
Es ist eigentlich eine einfache Frage. Doch die Antwort, sie fällt schwer. Das NRZ-Bürgerbarometer zeigt deutlich: Namen von Lokalpolitikern bleiben nicht im Gedächtnis der Bürger haften. Der Lokalpolitiker, der eher aus Profession denn aus Berufung in Rat und Ausschüssen sitzt, ist für die meisten ein unbekanntes Wesen. Das ist die klare Botschaft, die sich aus der Umfrage ziehen lässt.
Ihren Oberbürgermeister, den kennen die meisten Bürger noch. Doch in Duisburg, wo der OB aus dem Amt gejagt wurde, fällt vielen kaum ein einziger Name ein, der an seine Stelle treten könnte.
Genau danach hat die NRZ beim Bürgerbarometer gefragt, ganz offen, ohne jegliche Vorgabe: Welcher Politiker sollte jetzt, wo Sauerland abgewählt ist, eine größere Rolle in der Stadtpolitik spielen? Die Frage wurde 520 Duisburgern gestellt, 430 mal gab es keine Antwort.
Der gewählte Vertreter aus der Nachbarschaft
Doch woran liegt? Schließlich leben die Vertreter aus dem Stadtrat doch in der Nachbarschaft, sie sollen direkte Ansprechpartner für die Anliegen der Bürger sein und sie entscheiden ganz konkret, was bei den Bürgern vor der Haustür geschieht.
Die Unbekanntheit von Lokalpolitikern ist gewiss kein Duisburger Phänomen. In Aachen konnten bei einer Umfrage zwei von drei Befragten keinen ihrer gewählten Ratsleute mit Namen benennen. Im Fernsehen und im Radio tauchen die Namen nur höchst selten auf und selbst bei aufmerksamen Zeitungslesern bleiben allenfalls die lokalen Akteure aus der vordersten Parteireihe in Erinnerung.
So konnten sich auch beim NRZ-Bürgerbarometer nur 90 der 520 befragten Duisburger auf einen Namen festlegen, die Ergebnisse sind daher nicht mehr repräsentativ. Interessant ist es aber dennoch, was die 17 Prozent der Befragten, die eine Antwort geben konnten, an Namen ins Spiel brachten.
Größere Rolle erwünscht?
Welcher Politiker sollte jetzt, wo Sauerland abgewählt ist, eine größere Rolle in der Stadtpolitik spielen? Die Frage wurde 520 Duisburgern Ende Februar gestellt. Die Antworten:
Theo Steegmann: 16
Peter Greulich: 13
Josef Krings: 12
keine Angabe: 135
weiß nicht: 295
Denn auch das spricht Bände: Ganz oben auf der Liste stehen drei Personen, die eigentlich gar keine aktiven Lokalpolitiker sind. Auf die meisten Nennungen kommt Theo Steegmann, der im Abwahlverfahren zum Gesicht der Bürgerinitiative und der Sauerland-Gegner wurde. Steegmann schmunzelt beim Blick auf das Ergebnis und sagt sofort: „Das sind doch nur 16 Leute, die das gesagt haben“. Er hält daran fest, dass eine OB-Kandidatur aus Gründen der Glaubwürdigkeit für ihn nicht in Frage kommt. „Ich bin ohnehin nicht der Typ dafür. Ich bin viel zu impulsiv, mir geht das alles viel zu nahe“.
Überraschend: 13 Befragte fordern, dass Peter Greulich künftig eine aktivere Rolle in der Stadtpolitik spielen sollte. Greulich ist als Stadtdirektor allerdings kein Politiker, sondern Wahlbeamter. Dass er sich vor seiner Wahl ein grünes Parteibuch zugelegt hatte, war Bedingung der Grünen, die das Vorschlagsrecht hatten. Greulich war bereits von Teilen der Grünen und auch von der CDU als OB-Kandidat ins Spiel gebracht worden, hat aber abgewunken.
Sören Link und Adolf Sauerland zweimal genannt
Wie sehr Duisburg eine Lichtgestalt fehlt, die allseits auf Konsens und Unterstützung trifft, zeigt auch die Tatsache, dass zwölf Befragte den Namen Josef Krings nennen. Der Alt-OB ist für Duisburg so etwas wie ein Helmut Schmidt ohne Zigarette. Sein Wort hat immer noch Gewicht, seine Meinung findet Gehör. Allerdings hat Krings mit 85 Jahren die aktive Rolle in der Stadtpolitik längst hinter sich.
Ebenfalls bemerkenswert: Die Unterschiede bei den Antworten zwischen männlichen und weiblichen Befragten. Während sich bei Steegmann die Nennungen auf beide Geschlechter gleichmäßig verteilen, fordern vor allem Frauen eine stärkere Rolle für Stadtdirektor Greulich, den die Süddeutsche Zeitung als „Robert Redford der Stadtpolitik“ bezeichnete. Bei Josef Krings ist es genau umgekehrt: Den Alt-OB wünschen sich vornehmlich männliche Befragte in die Politik zurück.
Weiterhin genannt für eine stärkere Rolle in der Stadtpolitik wurden Innenminister Ralf Jäger und Bürgermeister Benno Lehnsdorf (jeweils 10 Nennungen) sowie SPD-Mann Jürgen Brandt und die Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas (je 5).
Übrigens: Sören Link, der OB-Kandidat der SPD, wurde zwei Mal genannt. Genauso oft wie Adolf Sauerland oder wie „jemand von der CDU“.