Duisburg. . Harald Lenders ist der erste parteilose Kandidat, der offiziell für die Neuwahl des Oberbürgermeisters am 17. Juni ins Rennen geht. Als der Hauptmann a.D. den Karton öffnete, mit dem er ins Rathaus marschierte, war die Mitarbeiterin im Wahlamt baff.
Kehrt jetzt Disziplin im Rathaus ein? Strenger Gehorsam und klare Hierarchien? Harald Lenders lacht und winkt ab. Nein, er sei kein „Kommisskopp“, sagt der Hauptmann a.D. „Ich habe schon immer auf einen kooperativen Führungsstil Wert gelegt. Ich möchte kommunikativ sein, vor allem mit den Bürgern reden. Das hat mir in Duisburg gefehlt in den letzten Jahren“.
Harald Lenders ist der erste parteilose Kandidat, der offiziell für die Neuwahl des Oberbürgermeisters am 17. Juni ins Rennen geht. Als er den Karton öffnete, mit dem er ins Rathaus marschierte, war die Mitarbeiterin im Wahlamt baff. Er legte 500 Unterschriften vor, die er innerhalb von zwei Wochen gesammelt hatte. Zwar wird der Wahlausschuss erst im Mai endgültig über die Gültigkeit der Bewerbungen entscheiden. Doch mit 500 Unterschriften ist Lenders auf der sicheren Seite, nötig sind 370. Der 55-Jährige habe ohnehin noch weitere 50 auf seinem Schreibtisch liegen, die er nachreichen könnte.
Warum plötzlich als Bürgermeister kandidieren?
Interessierte Eigenbewerber für den vakanten OB-Posten gibt es viele, aktuell sind es 26 Duisburger, die sich die Unterlagen im Rathaus abgeholt haben. Aber was motiviert diese Leute, gegen die Kandidaten der etablierten Parteien anzutreten? Warum will jemand, der mit Politik bislang nichts am Hut hatte, jetzt unbedingt Oberbürgermeister werden?
„Für mich ist das gelebte Demokratie“, sagt der Familienvater aus Homberg, der seit anderthalb Jahren pensioniert ist. „Die Politik hat den versprochenen Konsens ignoriert und schickt ihre Parteisoldaten ins Rennen. Als ich meine Unterstützer-Unterschriften gesammelt habe, sagten mir die Leute, sie fänden es gut, dass ich parteilos und unabhängig bin“. Und nicht zuletzt hat er einen Vorsatz, der nahezu jeden Politiker anfangs motiviert hat: „Ich will etwas verändern“. Sein Motto: „Mehr Bürgerdemokratie“.
Stabs-Tätigkeit "artverwandt" zur Rathaus-Arbeit
Harald Lenders, gebürtig aus Rumeln, war 35 Jahre lang Berufsoffizier bei der Luftwaffe, er war bei Auslandseinsätzen in Afghanistan, Usbekistan und Italien. Aber was qualifiziert ihn OB zu werden? „Durch meine Zeit bei der Bundeswehr bin ich darin geübt, Situationen zu analysieren, die Fakten zu bewerten, zu entscheiden und umzusetzen“, sagt Lenders, der im militärischen Nachrichtenwesen und im Nato-Stab tätig war. Die Stabs-Tätigkeit sei „artverwandt“ zur Rathaus-Arbeit, sein früherer Posten mit einem Dezernatsleiter vergleichbar.
Bei seiner Kandidatur setzt er Schwerpunkte: Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen, Bezirke stärken, Kitas und Schulen unterstützen, Tourismus ankurbeln und Image verbessern, sowie Sportvereine für mehr Integration fördern.
Selbstbewusst ist er, aber „kein Fantast“, sagt er: „Ich bin Realist und weiß, dass wohl Sören Link das Rennen machen wird. Die großen Parteien haben schließlich ganz andere Mittel und Publicity“. Aber er habe aus den Gesprächen eben auch herausgehört, dass viele Duisburger verärgert seien, weil sich die Politik nicht auf einen überparteilichen Kandidaten habe einigen können. „Deshalb will ich es dennoch versuchen“.