Duisburg. . Duisburg hat nun einen “Ort, wo sich Lebende und Tote begegnen“: Am Wochenende ist das erste Kolumbarium in einer ehemaligen Kirche eingeweiht worden. 850 Urnengräber stehen jetzt in der früheren evangelischen Kirche in Duissern zur Verfügung.

Sie bleibt ein Raum der Andacht, der Stille, des Gebets. Aber jetzt ist sie auch ein Raum, in dem sich Lebende und Tote begegnen – die frühere evangelische Kirche an der Wintgensstraße in Duissern. Seit 2004 stand das Gotteshaus leer. Damit ist es nun vorbei. Denn am Wochenende wurde dort Duisburgs erstes Kolumbarium, das in einem Kirchenbau untergebracht ist, feierlich eingeweiht. Der Urnenfriedhof bietet Ruhestätten für etwa 850 Urnen in großen, verglasten Holzregalen.

„Es ist uns gelungen, eine Lösung zu finden, die der Bedeutung und Würde dieser ehemaligen Kirche angemessen ist“, begrüßte Jörg Hoffmann, Vorsitzender des Presbyteriums der Kirchengemeinde Alt-Duisburg, in dem Festgottesdienst vor rund 100 Zuhörern die neue Nutzung. Als Trägerin des Kolumbariums behalte seine Gemeinde die Verbindung zu der ehemaligen Duisserner Kirche, so Hoffmann.

Die Vorgeschichte: Schon 2004 sank die Zahl der evangelischen Christen in Duissern auf rund 1400 Gläubige, eine Größenordnung, für die eine halbe Pfarrstelle ausreicht. Folge: Die Duisserner Gemeinde fusionierte noch im gleichen Jahr mit der Gemeinde Innenstadt zur evangelischen Kirchengemeinde Altstadt.

Sechsjährige Suche nach neuer Nutzung

Sechs Jahre lang suchte das Presbyterium für Kirche, Gemeindezentrum und Gelände an der Wintgensstraße eine neue Nutzung. Mehrere Projekte zerschlugen sich. Auch der Verkauf gelang nicht, zumal die Betonwände und der Innenraum der 1971 eingeweihten Kirche Schäden aufwiesen.

2010 trat der Neudorfer Bestatter Manfred Jung auf den Plan, überzeugte die Gemeindeoberen mit seiner Idee eines Kolumbariums. „Die Anonymität der Urnenbeisetzungen störte mich schon lange“, sagte Jung. „Nach meiner Erfahrung suchen Angehörige nicht vorrangig die Anonymität der Grabstätten, sondern wünschen ein kostengünstiges Begräbnis ohne Pflegeaufwand in angemessenem Rahmen.“

Marode Außenfassade

Zwar ist die Außenfassade nach wie vor marode, aber der Innenraum wurde für einen sechsstelligen Betrag komplett saniert, neu und würdig gestaltet. „Das Kolumbarium bietet die Möglichkeit, im Kirchraum Trauerfeiern zu begehen - sowohl mit dem Sarg vor der Überführung zur Kremation als auch direkt mit der Beisetzung der Urne“, so Bestatter Jung. „Die Urne kann auch ohne weitere Feierlichkeit und ohne Angehörige beigesetzt werden.“ Der angrenzende „Raum der Begegnung“ bietet den Trauergästen Gelegenheit zum Gespräch.

Doch die Pläne von Manfred Jung, Betreiber und Verwalter des Urnenfriedhofs, gehen noch weiter: „Das Kolumbarium soll eine Stätte der Begegnung sein unter dem Motto „Leben und Sterben unter einem Dach. Wir wollen die Verstorbenen in unser Leben einbeziehen, durch kleinere, kulturelle und dem Ort angemessene Veranstaltungen.“

Auch Superintendent Armin Schneider gab dem Kolumbarium seinen Segen: „Möge dies ein Raum werden, an dem Menschen ihrer Trauer Raum geben können, an dem sie ihrer Toten liebevoll gedenken, an dem sie sich ansprechen lassen, vom Wort des Lebens, das stärker ist als der Tod.“