Zum ersten Auftrag kam das heute alteingesessene Bestattungsinstitut wie die Jungfrau zum Kind: In der Landgemeinde Rheinhausen - die Stadtgründung kam Jahre später - waren Särge knapp geworden. Irgendjemand im Rathaus wusste, dass der Wagenbauer Bernhard Menge große Munitionskisten im Sortiment hatte. Eine größere Version dieser Kisten, so der Gedanke, würde auch als behelfsmäßiger Sarg taugen. Menges Sohn Heinrich, gelernter Tischler, machte sich an die Arbeit, und das Beerdigungsinstitut Menge hatte seine ersten Kunden.

Nach dem 1. Weltkrieg war Menge, 27 Jahre jung, von Homberg nach Bergheim gezogen und machte sich dort als Wagenbauer und Stellmacher selbstständig. 1928 erwarb er ein Grundstück an der Buchenstraße - noch heute Sitz des Unternehmens. Die Motorisierung machte das Geschäft für Wagenbauer schwieriger, so dass der Betrieb ein zweites Standbein suchte und mit der Tischlerei auch fand. Heinrich Menge und vier Gesellen tischlerten Fenster, Türen, Treppen - und eben Särge.

Auch die Beerdigungsformalitäten übernahm das Beerdigungsinstitut Menge, wie es seit 1931 offiziell hieß, bald selbst. Mit dem Pferdewagen aus der alten Stellmacherei ging es zum Trompeter Friedhof. Ein Pferd hatte der Betrieb nicht - fürs Ziehen wurde die Nachbarschaft im wahrsten Sinne des Wortes „eingespannt“: Vier Nachbarn, darunter der Schmied von nebenan, brachten die Kundschaft zur letzten Ruhe.

1956 übernahm Heinrich mit Frau Irmgard den Betrieb. 1974 stellte er die Tischlerei ein und sattelte ganz auf Bestattungen um, 1987 ließ er das Stammhaus an der Buchenstraße so umbauen, wie man es heute kennt, wandelte die Firma in eine GmbH - und gab das Ruder weiter an die dritte Generation: Bernd Menge, damals 33, übernahm die Geschäftsführung, die er noch heute - seit 2006 gemeinsam mit Sohn Stefan - inne hat.

Im Stadtbild
oft präsent

Bernd Menge ist heute ein bekanntes Gesicht in Rheinhausen - und das nicht nur, weil fast jede Familie schon einmal seine Dienste in Anspruch nehmen musste. Als alteingesessener Rheinhauser bemüht er sich seit Jahren, mit dem Betrieb im Stadtteil-Alltag präsent zu sein. Wenn Hand- und Fußball-Jugendmannschaften oder die Thekenhelfer des Tempel-Folkfestivals mit dem Sponsoren-Schriftzug eines Bestatters auflaufen, „dann gucken zwar viele komisch, aber es gibt auch anerkennende Reaktionen.“

Schlagzeilen machte Menge auch mit Duisburgs erstem nicht-städtischen Kolumbarium: Auf dem Firmengelände werden Urnen in einer Halle beigesetzt. Träger muss offiziell eine Körperschaft öffentlichen Rechts sein, in diesem Fall ist es die „Altkatholische“ Gemeinde Krefeld. Das Angebot - das deutlich weniger kostet als eine konventionelle Bestattung - kam an: Die gut 600 Urnenfächer der ersten zwei Ausbaustufen sind längst belegt. Zum Jubiläum soll der dritte und letzte Abschnitt mit 380 Plätzen im Rohbau fertig sein. Zu haben sind schon jetzt nur noch 379.