Nichts bleibt, wie es ist: Woanders schließen schon Kirchen, werden abgerissen, verkauft oder umgenutzt, denn viele Gemeinden schrumpfen und damit auch ihre finanziellen Ressourcen. Auch die evangelische Kirchengemeinde Rumeln-Kaldenhausen geht davon aus, dass ihre personellen und finanziellen Mittel bis 2030 um fast die Hälfte sinken wird. Doch die Schließung ihrer Kirche an der Friedhofsalle will niemand - weder Pastor Walter Schwarz, noch das Presbyterium oder die rund 6000 Seelen der Gemeinde. Die Protestanten in Rumeln-Kaldenhausen setzen vielmehr auf eine Neugestaltung ihres 1934 eingeweihten Gotteshauses, den Bau eines Kolumbariums und die Neugestaltung des Außenbereichs.
Gebäude flexibel nutzen
„Es ist sinnvoll, dass sich das Presbyterium frühzeitig Gedanken darum macht, wie unsere Gemeinde auch in Zukunft noch lebendig im Geiste und funktionstüchtig im äußeren Erscheinungsbild sein kann“, sagt Baukirchmeisterin Renate Romberg-Büddefeld zu den Planungen. „Dazu gehören flexibel zu nutzende Gebäude.“ Die 1933 im so genannten Rheinlandstil gebaute Backsteinkirche erfülle diese modernen Nutzungswünsche heute leider nicht mehr, stellt die Architektin fest. Ein Kolumbarium solle den städtischen Friedhof gleich gegenüber ergänzen. „Ein solcher Neubau erfordert auch die Neugestaltung der Außenanlagen auf dem gesamten kirchlichen Gelände“, so Romberg-Büddefeld. Gesagt, getan. Die Baukirchmeisterin knüpfte Kontakt mit Professor Robert Niess, Inhaber des Lehrstuhls „Bauen im Bestand“ an der Peter Behrens School of Architecture in Düsseldorf, „ein sehr interessierter und kompetenter Fachmann.“ Gemeinde und Fachhochschule organisierten gemeinsam einen architektonischen Wettbewerb für die Studenten der FH. Die Architekturstudenten mussten dabei bis Ende 2011 drei Aufgaben erfüllen:
- Das Langhaus der Kirche soll flexibler gestaltet werden, damit es sowohl stark als auch gering besuchten Gottesdiensten gerecht wird. Daneben soll der Kircheninnenraum nicht nur wie bisher Platz für Taufen, Heiraten oder Trauerfeiern, sondern auch für Lesungen und Konzerte bieten. Außerdem soll das Gotteshaus durch einen „anpassungsfähigen Raumzuschnitt“ so die Ausschreibung, Raum für ein Café oder eine Jugendkirche geschaffen werden. - Im Kolumbarium in unmittelbarer Nähe zur Kirche sollen künftig rund 150 bis 200 Urnen ihre letzte Ruhestätte finden, dazu ein würdiger Raum für Trauerfeiern mit jeweils 20 Personen. Laut Ausschreibung muss „das Kolumbarium aber auch einzelnen Angehörigen die Möglichkeit bieten, ihrer Verstorbenen zu gedenken. - Die Entwürfe für die Außenanlagen sollten Anregungen für die Neugestaltung des Kirchenvorplatzes geben und auseichend Platz für eine flexible Nutzung - für Weihnachtsmärkte, Gottesdienste im Freien, Flächen für Kinder zum Spielen und Krabbeln oder andere Gruppen der Kirchengemeinde - vorsehen.
Ausstellung
Insgesamt 18 Studenten machten sich ans Werk, entwarfen detaillierte Bauskizzen, schufen computeranimierte Zeichnungen und bauten kleine Holzmodelle, die einen genauen Eindruck vom künftigen Aussehen des rund 12 500 Quadratmeter großen Kirchengrundstücks in Rumeln geben. Diese architektonischen Entwürfe sind in den kommenden Wochen in einer Ausstellung zu sehen, die am Wochenende eröffnet wurde. Dabei gewann Architekturstudent Frank Klobusch den ersten Platz des Wettbewerbs. Mit seinen Plänen kam er den Vorstellungen der Jury, zu der Professor Robert Niess und Mitglieder des Presbyteriums gehörten, am Nächsten. Wann die Pläne realisiert werden, steht allerdings noch in den Sternen: „Das kann noch einige Jahre dauern“, schätzte Cornelia Brennemann, Vorsitzende des Presbyteriums. Alles hängt doch am Gelde…