Duisburg. .
Tanzende und Kniende findet man in der Ausstellung „100 Jahre Kniende“ im Lehmbruck-Museum nicht nur als Skulpturen, sondern auch auf Bildern. Das „Stillleben mit Auberginen“ von Henri Matisse, das aus dem Museum of Modern Art in New York nach Duisburg gekommen ist, war 1911 wie Lehmbrucks „Kniende“ im Salon d’Automne in Paris ausgestellt.
Auf dem Bild ist auch eine kleine Plastik in kniender Haltung erkennbar, die Matisse selbst geformt und auf einem Tisch platziert hatte – neben den titelgebenden Auberginen, einem Teller mit zwei grünen Birnen und einer Vase. Es ist also das eigene Interieur, das der Künstler hier als Motiv nimmt.
„Zu sehen ist der Ecorché, den er 1903 modellierte nach einer florentinischen Skulptur aus dem 16. Jahrhundert, die damals Michelangelo zugeschrieben wurde“, so Matisse-Expertin Susanne Kudielka, Ko-Kuratorin der Ausstellung aus Basel. „Es handelt sich bei dem florentinischen Original um eine typische Atelierskulptur, die als Gipskopie in Künstlerateliers zum Studium der menschlichen Figur weit verbreitet war, insbesondere des Studiums des Muskelaufbaus, der durch die ungewöhnliche Position – einer Verbindung von Sitzen und Knien – und dem gedrehten Oberkörper mit den verschränkten Armen veranschaulicht wird.“
Das helle Blau der Figur ist mit kräftigem Rot „eingerahmt“. Matisse stellt hier die luziden und mit leichtem, schnellen Pinselstrich aufgetragenen Farben nebeneinander, baut den Raum durch Farbkontraste – Rot und Grün, Blau und Gelb – auf. Dieses Stillleben wirkt ungemein frisch, geradezu bewegt, auch weil Matisse die Farben so schwungvoll miteinander verschränkt. Und es zeigt deutlich ein zentrales malerisches Anliegen des Künstlers: Fläche und Raum.
Das Bild war im Sommer 1911 in Collioure entstanden, „jenem Fischerdorf am Fuß der Pyrenäen an der westlichen Mittelmeerküste, in dem Matisse sich von 1905 bis 1914 regelmäßig für längere Zeit zum Malen aufhielt“, so Susanne Kudielka. „Es gehört zu einer ganzen Reihe von frühen Interieurdarstellungen, in denen sich Matisses Vorliebe für farbige Stoffe und arabeske Formen und Muster zeigt.“ Es gehe dem Künstler in diesem Bild um um die „heitere Erfahrung eines Licht durchfluteten Innenraums anhand alltäglicher Elemente“.